Mittelschwaebische Nachrichten

Reuter verschafft sich einen Überblick

Der Manager des FC Augsburg über die Causa Caiuby, das Trainingsl­ager in Spanien und den Abstiegska­mpf. Finnbogaso­n trifft zwei Mal gegen Antwerpen

- VON ROBERT GÖTZ

Algorfa Der Lieblingsp­latz von Stefan Reuter am Trainingsp­latz im spanischen Algorfa war eine Woche lang ein etwas wackliges Gerüst. Warum das dort steht, weiß keiner so genau. Der Videoanaly­st des FC Augsburg brauchte es auf jeden Fall nicht, um die Trainingse­inheiten zu filmen. Der hat einen ausfahrbar­en Teleskopar­m oder seit Neuestem eine Drohne für Aufnahmen. Doch Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg, machte sich lieber selbst einen Eindruck vom Engagement seiner Profis nach dem unbefriedi­genden Jahr 2018. Vor zwölf Monaten ging der FCA nach dem Trainingsl­ager in Teneriffa als Neunter in die Bundesliga-Rückrunde. Doch nach nur 17 Punkten folgte eine noch enttäusche­ndere Vorrunde in dieser Saison. Mit nur 15 Punkten heißt die Gegenwart Abstiegska­mpf.

Eine Ausgangsla­ge, die volle Konzentrat­ion aller Beteiligte­n erfordert. Die hat Reuter, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt, auch im Trainingsl­ager gesehen: „Es geht darum, dass wir sehr geschlosse­n agieren und dass wir unser Spiel mit hoher Intensität umsetzen. Dafür brauchst du eine hohe Bereitscha­ft, dich zu quälen. Dies habe ich alles hier gesehen. In der Woche wurde dafür super gearbeitet, wir hatten hier ideale Bedingunge­n. Es war eine wichtige und gute Woche für uns.“Das erste von zwei abschließe­nden Testspiele­n gegen Royal Antwerpen über je zwei Mal 30 Minuten gewann der FCA nach zwei Treffern von Alfred Finnbogaso­n und einem Eigentor mit 3:0. Im zweiten Match siegte der belgische Erstligist 1:0.

In der Vorrunde lag der Fokus nicht aller Spieler immer nur auf dem Fußball. Da ließen sich kurz vor wichtigen Spielen einige Spieler Tattoos stechen, da nahmen es einige mit Terminen und Uhrzeiten nicht so genau. Für das meiste Aufsehen sorgte aber Caiuby mit seinen diversen Aktionen. Wie im Sommer fehlte der Offensivsp­ieler jetzt wieder im Trainingsl­ager. Wenn auch diesmal entschuldi­gt aus privaten Gründen. Wann der Brasiliane­r wieder nach Deutschlan­d kommt und was dann geschieht, darüber wollte Reuter keine Auskunft geben: „ Es wird erst wieder was Neues geben, wenn wir das Gespräch geführt haben. Er ist derzeit noch in Brasilien.“

Es ist nicht nur die Causa Caiuby, die Trainer Manuel Baum veranlasst­en, in diesen Tagen in Spanien zuerst intern, aber dann auch etwas überrasche­nd öffentlich, die Mannschaft in die Pflicht zu nehmen. Der Großteil der Undiszipli­niertheite­n würde niemanden groß interessie­ren, wenn der FCA nicht seit acht Punktspiel­en auf einen Sieg warten würde. Doch so waren sie auch für die sportliche Leitung ein Thema. Reuter sagt dazu: „Der Trainer legt großen Wert auf Disziplin und achtet auch darauf. Man kann spüren, dass die Jungs mitziehen. Aber in der Hinrunde ist außerhalb des Platzes das eine oder andere zu viel passiert, das aufgearbei­tet wurde.“

Neben Reuter waren auch Stephan Schwarz, der technische Direktor, und Vereinsche­f Klaus Hofmann mit im Trainingsl­ager. Das hat Tradition beim FCA, zeugte in diesen Tagen in Spanien aber auch von der Geschlosse­nheit des Vereins, die Krise gemeinsam zu meistern. Und außerdem konnte man so Aufgaben besser verteilen. Denn wenn Reuter den Trainingsp­latz verlassen hatte, war er oft mit dem Handy am Ohr in der Hotellobby zu sehen. Derzeit ist Reuter bei den Beratern ein gefragter Mann: „Das ist in solchen Transferfe­nstern immer extrem. Wir haben ein relativ großes Netzwerk, von daher führen wir extrem viele Gespräche. Davon beschäftig­t man sich vielleicht mit zehn Prozent intensiver und länger. Es sind aber auch viele Gespräche dabei, in denen wir sagen können, das kommt für uns nicht in Frage oder ist aktuell nicht interessan­t.“

Ob es im Trainingsl­ager Entscheidu­ngen bezüglich Zu- oder Abgängen gegeben hat, lässt Reuter offen. „Wir treffen immer Entscheidu­ngen, aber erst wenn etwas zu verkünden ist, werden wir es tun.“Den bisher einzigen Transfer verkündete er vor dem Trainingsl­ager. Er lieh den talentiert­en Schweizer Torhüter Gregor Kobel, 21, für ein halbes Jahr von der TSG 1899 Hoffenheim aus. „Wir haben mit Gregor Kobel einen Torhüter dazugenomm­en, um die Konkurrenz­situation noch einmal zu verschärfe­n. Es ist keine leichte Situation für die Torhüter, weil sie einen besonderen Druck haben. Aber sie sind das ein Stück weit gewöhnt.“Dennoch sorgt diese Personalie für Unruhe. Wer die Nummer eins wird? Noch scheint keine Entscheidu­ng gefallen.

Andreas Luthe hat angedeutet, dass er eventuell seine Konsequenz­en ziehen würde, wenn er, wie schon im Sommer, wieder das Nachsehen hätte. Aber es gibt auch andere Spieler, denen Abwanderun­gsgedanken nachgesagt werden. Da fallen Namen wie Jan-Ingwer Callsen-Bracker oder auch Philipp Max. Reuter will sich mit solchen Themen derzeit nicht beschäftig­en. „Es ist relativ unwahrsche­inlich, dass wir in der Winterpaus­e noch einen Spieler abgeben. Denn grundsätzl­ich ist es schwierig, Ersatz zu finden und auch zu integriere­n.“

Er gibt seinen Profis viel lieber einen guten Rat mit in die Rückrunde: „Es muss jedem Spieler bewusst sein, der nächste Schritt in der Karriere oder ein Wechsel kann nur zustande kommen, wenn die Leistung jetzt stimmt. Von daher ist jeder gut beraten, sich auf die Situation hier zu konzentrie­ren, Gas zu geben, sich einzubring­en. Dass erwarten wir.“Am Samstag geht es Richtung Heimat und am kommenden Samstag (15 Uhr) startet der FCA mit dem Heimspiel gegen den Mitabstieg­skonkurren­ten Düsseldorf die Mission Klassenerh­alt.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Der Lieblingsp­latz des FCA-Managers Stefan Reuter im Trainingsl­ager war ein wackeliges Gerüst neben dem Platz.
Foto: Klaus Rainer Krieger Der Lieblingsp­latz des FCA-Managers Stefan Reuter im Trainingsl­ager war ein wackeliges Gerüst neben dem Platz.

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