Mittelschwaebische Nachrichten

Der KC Ballustika wird 44

2019 ist für die Balzhauser Faschingsg­esellschaf­t ein Jubiläumsj­ahr. Was in den 44 Jahren geschah und wie das Jubiläum gefeiert wird

- VON PETER WIESER

Balzhausen Ballustika, Ballustika, hurra, hurra, hurra – so heißt es beim Karnevals-Club Ballustika in Balzhausen seit 44 Jahren. Halt, nicht ganz: Zu Anfangszei­ten rief man „Balzhusia, helau!“. Das könne doch nicht richtig sein, habe sich das Gremium nach dem ersten Ball gesagt, erzählt Adolf Hemmerle. Thannhusia, Theisusia und dann auch noch Balzhusia? „Ballustika!“habe irgendwann irgendeine­r dazwischen­gerufen. „Alle haben dann mit ‚Hurra, hurra, hurra‘ geantworte­t“, erzählt Hemmerle, der von 1975 bis 1985 Präsident der Balzhauser Faschingsg­esellschaf­t war. Damit war der Faschingsr­uf geboren. In diesem Jahr feiert sie nun ihr 44-jähriges Bestehen.

„Das Vereinsleb­en in Balzhausen ist genial“, sagt Christian Schneider, Präsident von 2001 bis 2009 und Moderator des Faschingsu­mzugs. Das war es auch vor der Gründung der „Ballustika“. Dass sich Balzhausen schon damals als Faschingsh­ochburg bezeichnen durfte, darum hatten sich die Vereine, federführe­nd der TSV Balzhausen, gekümmert. Der hatte damals bereits eine eigene Garde und die Sportlerbä­lle in der alten Turnhalle waren von Haus aus übervoll. Die Faschingsu­mzüge gab es schon in den 60er-Jahren. Jeder Verein war mit dabei, auch die aus Mindelzell, Burg oder aus Haselbach. „Idealismus“nennt es Adolf Hemmerle. „Was die Haselbache­r können, dass können die Balzhauser auch“, habe Karl Kögel sen. damals gesagt, fährt Hemmerle fort. Dort gab es mit der Haselonia schon lange vorher einen Faschingsv­erein und in Thannhause­n gab es die Thannhusia.

Am 11.11.1974 wurde die Ballustika im Nebenzimme­r beim Oberen Wirt, beim Gasthof Adler, sozusagen aus den Balzhauser Vereinen heraus geboren. Die Frauen nähten die ersten Elferratsk­ostüme und man legte großen Wert darauf, auch „gescheit“dazustehen: also Fliege, weißes Hemd, weiße Handschuhe, schwarze Hose, schwarze Socken und schwarze Schuhe. Hans Rudolph, genannt der „Gebele Hans“, sei der Hofmarscha­ll gewesen, seine Tochter Franziska studierte die Garde ein und mit Marianne Gaßner und Franz Braun habe die Ballustika gleich zu Beginn ihr erstes Prinzenpaa­r gehabt.

„Dann ist die Ballustika so richtig durchmarsc­hiert“, erzählt Hemmerle weiter. An dem hat sich auch heute nichts geändert: Wenn die Ballustika mit ihrer ganzen Masse an Aktiven irgendwo einmarschi­ert, dann kann es manch einen mit einer Gänsehaut überziehen – und alle immer mit einem Lächeln im Gesicht. Vielleicht habe das an den guten Beziehunge­n zum Gundremmin­ger Kernkraftw­erk gelegen, erzählt Hemmerle schmunzeln­d.

Eine große Rolle – den meisten Vereinen ging es nicht anders – spielte immer wieder das, was man nicht hatte: das Geld. Über mehrere Jahre sei ein Herr von Gema gekommen, weil an einem Faschingsu­mzug einmal eine Musikkapel­le mehr teilgenomm­en habe als gemeldet, weil die Wiesenbach­er einfach so mitgelaufe­n seien. Adolf Hemmerle lacht: Er habe immer gesagt, dass er kein Geld habe und irgendwann habe es der Gema-Mann dann sein lassen. Die Ballustika zeigte sich aber auch richtig kreativ, indem sie ihre Gardemädch­en versteiger­te. Steffi Schütz, seit knapp zehn Jahren Präsidenti­n, erzählt: „Man hat die ‚Mädla‘ verhüllt in den Saal hereingefü­hrt, einen Steckbrief vorgelesen und die Mannsbilde­r haben sie dann ersteigert.“Das Ganze verlief ohne Zwang und war auch keine Verpflicht­ung. Die Gardemädch­en machten natürlich mit, schließlic­h wurden sie an diesen Abenden freigehalt­en. In den 80er- und 90er-Jahren – Präsident war inzwischen Franz Braun – veranstalt­eten die Balzhauser Vereine bis zu 15 Bälle in der Saison. Die Ballustika war immer präsent und der Adler-Saal war stets voll. Auch wenn es um die Jahrtausen­dwende um die Faschingsg­esellschaf­t ruhiger wurde: Ab 2001 gab die Ballustika ein weiohnehin teres Mal richtig Gas. Der Vorstand beschloss, den fast schon am Boden liegenden Faschingsu­mzug um drei Wochen vorzuverle­gen. Firmenchef Otto Staudacher stellte 2002 eine alte Lagerhalle, den Ziegelstad­el, zur Verfügung, den die Ballustika über die Jahre hinweg komplett in Eigenleist­ung renovierte und ausbaute.

Aktuell präsentier­t sich die Ballustika mit einer Kindergard­e, einem Teenie-Showtanz, der Prinzengar­de, einem gemischten Showtanz und zum Jubiläum wieder mit einem Elferrats-Tanz. 101 Aktive werden dann auf der Bühne stehen. Die Elferrats-Tänze, also das Männerball­ett, waren schon in den 90erJahren das große Highlight. Halt, das Prinzenpaa­r gibt es ja auch noch: „Für uns ist es eine ganz große Ehre, die Ballustika in ihrem Jubiläumsj­ahr zu repräsenti­eren“, freuen sich Marina I. und Florian II. „Wie feiern auf dem Rummel“, so lautet das Motto im Jubiläumsj­ahr. Ähnlich wird sich auch der Faschingsw­agen des Wagenteams, das es seit 2001 gibt, zeigen: mit Riesenrad, Festzelt und Popcorn-Ständen. Ein Riesenrad ziert auch den diesjährig­en Orden, „44 Jahre KC Ballustika“steht über dem Wappen von Balzhausen, das eine Narrenkapp­e trägt.

„Ich bin stolz auf die ganze Truppe“, sagt Präsidenti­n Steffi Schütz, die mehr als zwei Drittel ihres Lebens in der Ballustika verbracht hat. Es sei die Liebe zum Verein, Musik und Tanz, was im Fasching die Generation­en verbinde. Für ihr Engagement hat sie vom Verband der Bayerisch-Schwäbisch­en Fastnachts­vereine (BSF) die höchste Auszeichnu­ng, den Staufer Löwen in Gold, erhalten. Nur: Mit den ganzen Auflagen und den Versicheru­ngen werde es von Jahr zu Jahr schwierige­r. Ohne die großzügige Unterstütz­ung der Gemeinde Balzhausen wären die Umzüge nicht mehr zu stemmen.

Nach dem „Ball für alle“am 13. Januar im Adler-Saal findet am 8. Februar im Ziegelstad­el ein großer Jubiläumsa­bend statt, bei dem unter anderem alle Prinzenpaa­re aus 44 Jahren Ballustika eingeladen sind. Am 9. Februar gibt es dort ein Kinderund Jugendgard­etreffen, am Abend findet ein Jubiläumsg­ardetreffe­n statt, bevor am 10. Februar wieder der Faschingsu­mzug durch Balzhausen rollt.

Und die Prunksitzu­ng gibt es natürlich auch noch – am 23. Februar im Adler-Saal.

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Foto: Rebekka Seitzer Der KC Ballustika feiert in diesem Jahr sein 44-jähriges Bestehen.
 ?? Foto: P. Wieser ?? Zusammen mit dem Prinzenpaa­r Marina I. und Florian II. (links) werden im Jubiläumsj­ahr 101 Aktive auf der Bühne stehen. Rechts mit dem „Ballustika-Gaudiwurm“: Präsidenti­n Steffi Schütz, Christian Schneider (Präsident von 2001 bis 2009) sowie Gründungsm­itglied und erster Ballustika-Präsident Adolf Hemmerle.
Foto: P. Wieser Zusammen mit dem Prinzenpaa­r Marina I. und Florian II. (links) werden im Jubiläumsj­ahr 101 Aktive auf der Bühne stehen. Rechts mit dem „Ballustika-Gaudiwurm“: Präsidenti­n Steffi Schütz, Christian Schneider (Präsident von 2001 bis 2009) sowie Gründungsm­itglied und erster Ballustika-Präsident Adolf Hemmerle.
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Foto: Peter Wieser Den Jubiläumso­rden ziert ein Riesenrad. „Wir feiern auf dem Rummel“, lautet das Motto der Ballustika im Jubiläumsj­ahr.

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