Mittelschwaebische Nachrichten

Mein Kind wandert jede Nacht ins Ehebett

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Eigentlich war alles gut. Doch aus unerfindli­chen Gründen hat Ihr Kind das Elternbett als seinen neuen Lieblingsp­latz entdeckt. Leider besteht es zwischen drei oder vier Uhr morgens auf den Ortswechse­l. Weil nichts kostbarer ist als Ruhe, holen Sie es in Ihr Bett. Eine Nacht ist ja nicht so schlimm, obwohl Ihr Kind schläft und Sie wach liegen, weil Sie plötzlich seine Füßchen im Gesicht haben. Aber die zweite, dritte, zehnte? So lieb Sie Ihr Kind haben, aber wie bekommen Sie es wieder aus Ihrem Bett?

Fast sechs Jahre ist mein Sohn alt, bald kommt er in die Schule

– aber vor allem kommt er jede Nacht in unser Ehebett. Das ist zwar wirklich groß – aber jede Nacht einen Ellenbogen oder einen Fuß im Gesicht? Ich dachte eigentlich, da wäre ich schon drüber hinaus. Mein Trost: Mit meiner Tochter – heute fast acht Jahre – war es genauso. Nachtwande­rungen zu uns waren Standard. Kaum war sie jedoch in der Schule, war der Schalter wie umgelegt und sie schlief in ihrem Bett Und soll ich was verraten? Ich vermisse richtig dieses morgendlic­he Kuscheln beim Aufwachen mit ihr. Aber dafür habe ich ja noch meinen kleinen Sohn.Ich glaube, ich werde mich noch schmerzlic­h an diese schöne Zeit erinnern. Und mich nach Kinnhaken mit Ellenbogen und Füßen sehnen … Was spricht eigentlich dagegen, dass Kinder ins Elternbett kommen, wenn sie nachts aufwachen und nicht mehr schlafen können? Als Eltern hat man doch die Aufgabe, sich auch um die Geborgenhe­it der Kinder zu kümmern. Und wenn das Bedürfnis da ist, weil sie vielleicht schlecht geträumt haben oder einfach kuscheln wollen, dann weise ich sie sicher nicht zurück. Insbesonde­re meine Tochter kennt kein eigenes Bett. Mein Mann hat nach dem xten-Mal „Zurück-ins-eigene-Bett-Bringen“gegen Morgen aufgegeben. Bei uns kann jeder einschlafe­n, wo er will, und wechseln, wohin er will. Diese Diskussion ums eigene Ehebett habe ich noch nie verstanden. Das ist sicherlich eines der wenigen Themen, die sich irgendwann von selbst erledigen. Mein Kinderarzt hat mich übrigens darin bestärkt, dass das Schlafen im Elternbett die Nähe zwischen Eltern und Kinder fördert. Und diese ist mir viel wichtiger als geordnetes Schlafen in den jeweils zugedachte­n Betten.

» Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns unter familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich unter augsburger-allgemeine.de/shop).

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