Mittelschwaebische Nachrichten
„Alle Argumente sprechen für Futsal“
Seit fünf Jahren wird in Schwaben Hallenfußball nach modernen Regeln gespielt. An der Basis ist das Format nach wie vor umstritten. BFV-Präsident Rainer Koch über die damalige Entscheidung und die Zukunft des Fußballs
wieder willkommen bin und auch keine Sicherheitsbegleitung benötige. Nein, Scherz beiseite: Es war schön, mit eigenen Augen zu sehen, dass die Halle voll ist. Vom Niveau war ich absolut angetan. Man spürte, dass die Mannschaften, die hier sind, alle Futsal spielen wollen und sich auch auf dieses Spiel mit all seinen Facetten einlassen.
Stichwort schwierige Zeiten: Anfang 2014 wurde zum ersten Mal ein schwäbischer Futsal-Meister ausgespielt. Sie wurden und werden bis heute teilweise massiv dafür kritisiert, dass Schwabens liebstes Winter-Hobby, der Hallenfußball mit Bande, von einem Jahr aufs andere keinen Wettbewerbsstatus mehr hatte.
Koch: Es ist nicht Aufgabe eines Verbandspräsidenten, für alle Entscheidungen La Olas zu bekommen. Es geht stattdessen darum, Führungsverantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, die langfristig wirken. Richtig ist: Es war damals ein fundamentaler Einschnitt, was den Verbandswettbewerb in der Halle betrifft.
Es war auch ein Schritt, der in Teilen der Fußball-Familie nachhaltig zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen geführt hat. So wundern sich viele Fans bis heute, wenn sie im Fernsehen den „alten“Hallenfußball mit Bande sehen.
Koch: Mir war immer wichtig, auch klarzustellen, dass wir den Bandenfußball nie abgeschafft haben. Wir verbieten ihn nicht, schicken im Bayerischen Fußball-Verband sogar Schiedsrichter zu solchen Turnieren. Es ist aber nicht Aufgabe des BFV als Teil des DFB, der Uefa und der Fifa, Meisterschaften nach nicht anerkannten Spielregeln auszurichten. Aufgabe des Verbandes ist es stattdessen, den Wettbewerbsfußball zu organisieren. Und wir richten Wettbewerbe allein nach den Maßstäben aus, die weltweit gültig sind. Es geht also nicht darum, irgendetwas zu verdrängen, sondern es geht darum, jene HallenfußballForm, die weltweit im Wettbewerb gespielt wird, bei uns anzunehmen.
Wenn Sie sehen, wie sich der bayerische Hallenfußball unter Futsal-Regeln bis heute entwickelt hat: War es der richtige Weg?
Koch: Ich bin mehr denn je überzeugt, dass die Entscheidung „pro Futsal“richtig war. Die sachlichen Argumente, die uns damals bewogen haben, finden auch immer mehr Befürworter. Aber die finale Antwort kann man vielleicht erst in zehn Jahren geben, wenn auch im Männerbereich nur noch Leute in den Hallen unterwegs sind, die nichts anderes kennen als Futsal.
An der Fußball-Basis kontrovers diskutiert wird ja nicht nur das Thema Hallenfußball. In Ihrer Zeit als BFVPräsident gab es einige Neuerungen, die teilweise starke Emotionen und Reaktionen auslösten.
Koch: Wer in der Verantwortung steht, muss sich immer bemühen, dass die Zahl der Fehlentscheidungen möglichst klein bleibt. Ich denke an das Norweger-Modell: Das war und ist bei vielen umstritten, aber ohne die Möglichkeit, mit NeunerMannschaften zu spielen, wäre in manchen Regionen gar kein Amateurfußball mehr möglich. Ich denke an die Fairplay-Ligen. Oder auch an das Rückwechseln. Das waren allesamt Entscheidungen, die am Anfang nicht einfach waren, mittlerweile aber längst anerkannt sind.
Was glauben Sie: Wie wird sich der Hallenfußball mittelfristig entwickeln? Koch: Die entscheidenden Fragen sind doch: Was ist für unsere Kinder der richtige Weg? Was ist für ihre spielerische Entwicklung am besten? Und wo liegt die Zukunft des Fußballs?
Ihre Antwort heißt Futsal?
Koch: Das ist eine Antwort von mehreren. Wenn wir den Fußball in die Schulen bringen wollen, müssen wir doch zusehen, es so einzurichten, dass das ganze Jahr über möglichst einfach - im Sinne von mit wenig Aufwand verbunden - gespielt werden kann. Dazu kommt die deutlich geringere Verletzungsgefahr. Und die spieltechnischen Entwicklungsmöglichkeiten. Alle Argumente sprechen für Futsal.
Das Gespräch führte Jan Kubica