Mittelschwaebische Nachrichten
Berliner „frisst“den Krapfen
Globalisierung findet nicht nur weltweit statt, die negativen Folgen dieser Entwicklung registrieren auch auf nationaler Ebene alle jene, die mit offenen Augen und damit zunehmend schweren Herzens durchs Leben gehen. Ein ebenso beredtes wie aktuelles Beispiel bietet der vermeintlich harmlose Besuch des lokalen Backwarenhändlers.
Der in der fünften Jahreszeit beliebte Krapfen wird dort – aus marketingtaktischen Gründen oder schlichtweg unbedacht – inzwischen zunehmend als Berliner offeriert. Berliner statt Krapfen, das geht im bayerisch-schwäbischen Raum gar nicht! Zumal der Klassiker aus Schmalzgebäck, Marmelade und Puderzucker immer öfter auch mit Smarties oder anderem Unrat kontaminiert in der Auslage prangt.
Hierzulande wird Fasching gefeiert, nicht Karneval. Etwas westlich, gleich hinter der immer noch offenen und unbewachten Grenze zu Baden-Württemberg, Fastnacht. Dort geht der Krapfen dann auch als Fastnachtsküchle durch. Ein Berliner dagegen ist definitiv Kulturgut der blühenden deutschen Landschaften nördlich der Weißwurstlinie. Zu Zeiten, in denen Werte wie Heimat und Tradition zunehmend als politisch inkorrekt gelten und deren Verfechter als ewig Gestrige gebrandmarkt werden, ist es fast schon erste Schwabenbürger-Pflicht, Kontrapunkte zu setzten. Weil es der gesellschaftliche Konsens inzwischen völlig ok findet, dass Schüler*innen ihrer Lehranstalt unerlaubt fernbleiben, um stattdessen für dies und das zu demonstrieren, hier der Aufruf an alle Kalorienbomben mampfenden Kids: Lasst in der Faschingswoche Lehrer*innen Lehrer*innen sein und geht maskiert auf die Straße – zur Demo pro Krapfen! In diesem Sinne, tschüs! Ach, Entschuldigung: servus und ade! Hinweis an alle Heranwachsenden: Bei obigem Text handelt es sich um eine Glosse. Eines deren zentralen Elemente ist Ironie – die uneigentliche Form des Sagens. Folglich ist der Aufruf zum Schulschwänzen definitiv zu ignorieren!