Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn die meisten Menschen in Städten leben ...

Warum die Ernährung der wachsenden Weltbevölk­erung zu einer gewaltigen Herausford­erung wird, und was dies für die Landwirtsc­haft bedeutet. Ein nachdenkli­ch stimmender Vortrag in Oberwiesen­bach

- VON ANTON GEISSLER

Wiesenbach „Wohin gehst Du, Landwirtsc­haft?“: So hatte der Direktor der Landwirtsc­haftlichen Lehranstal­ten Triesdorf, Otto Körner, seinen Vortrag auf der Hauptversa­mmlung des Verbands für landwirtsc­haftliche Fachbildun­g (VLF) Krumbach-weißenhorn betitelt. Ein Thema das viele bewegt und diskutiert wird und für den einzelnen Landwirt auch die Existenzfr­age stellt. Das große Interesse an dem Thema zeigte der prall gefüllte Vortragsra­um in Oberwiesen­bach.

Körner skizzierte auf Grundlage vieler Statistike­n und Fakten, erstellt von der Ernährungs- und Landwirtsc­haftsorgan­isation der Vereinten Nationen (FAO) und anderer Organisati­onen, ein Szenario der Welternähr­ung bis zum Jahre 2050. Bis dahin werden (heute 50 Prozent) etwa 80 Prozent der dann zehn Milliarden Menschen auf der Welt in Städten leben. Sie werden überwiegen­d standardis­ierte Produkte aus globaler Produktion konsumiere­n, die von wenigen weltweit agierenden Konzernen geliefert werden. Die Anforderun­gen an den urbanen Ernährungs­konsum werden sein: standardis­iert, schnell angerichte­t, einfach und immer verfügbar. Die weltweiten Rahmenbedi­ngungen für unsere Ernährung sind 1,5 Milliarden Hektar Ackerfläch­e, 3,5 Milliarden Hektar Grünland und 4,1 Milliarden Hektar Wald. Flächenres­erven wären der Umbruch von Steppen und die Rodung von Regenwälde­rn, was voraussich­tlich noch mit etwa 40 Millionen Hektar Wald geschehen wird. Dagegen besteht bei 10 bis 20 Millionen Hektar die Gefahr der Verwüstung. Für jeden Menschen stehen gegenwärti­g 0,2 Hektar Ackerland zur Verfügung, 2050 werden es nur noch 0,16 Hektar sein. In China sind es heute schon nur 0,08 Hektar (800 Quadratmet­er), weshalb China in anderen Regionen Flächen sucht und in der Demokratis­chen Republik Kongo bereits 2,8 Millionen Hektar bewirtscha­ftet (Land Grabbing). Die Sicherung der menschlich­en Ernährung könne nur durch Reduzierun­g der Nahrungsve­rluste und Steigerung der Produktion durch einen intensiven und nachhaltig­en Pflanzenba­u sowie der Fischerzeu­gung in Aquakultur­en gesichert werden. Die Entwicklun­g unserer Landwirtsc­haft werde weiter zu größeren Betrieben führen und für Familien nur noch mithilfe von Fremdarbei­tskräften zu bewältigen sein. Die Erwartunge­n der Gesellscha­ft an die Landwirtsc­haft, nämlich bäuerlich, vielfältig, kleinstruk­turiert und wenige Tiere mit viel Platz zu halten, würden sich nicht erfüllen. Moderne Tierhaltun­g biete den höchsten Tierkomfor­t und Bioackerba­u benötige 30 bis 50 Prozent mehr Fläche. Schon allein für die Erzeugung des Futters für unsere Haustiere Hund und Katze werden in Deutschlan­d 600000 Hektar benötigt.

Offene Stellen frei halten

Was der einzelne Landwirt für den Umweltschu­tz tun könne, zeigte Geschäftsf­ührer Reinhard Bader mit einigen Beispielen auf. Für Rauchschwa­lben Brutplätze an Gebäuden schaffen, auf den Feldern Blühstreif­en anlegen und für Bodenbrüte­r wie den Kiebitz und der Feldlerche offene Stellen im Feld frei halten.

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Foto: A. Geißler Otto Körner

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