Mittelschwaebische Nachrichten

Zu wenig Kindergart­enplätze

Nachwuchs Kindergart­enplätze sind in Krumbach Mangelware. Der Stadt ist das Problem bewusst, mehrere Lösungsans­ätze laufen bereits. Warum keiner davon eine schnelle Besserung verspricht

- VON CHRISTIAN GALL

Kindergart­enplätze sind in Krumbach Mangelware. Der Stadt ist das Problem bewusst, Lösungsans­ätze gibt es. Warum keine schnelle Besserung in Sicht ist.

Krumbach Absagen und Warteliste­n – damit müssen Eltern rechnen, wenn sie ihr Kind in Krumbach für einen Kindergart­en anmelden wollen. Viele Mütter finden die Situation unbefriedi­gend – eine davon ist Ria Winkler. Sie sucht derzeit händeringe­nd nach einem Kindergart­enplatz für ihre zwei Jahre alte Tochter Emily. „Schon als sie ein halbes Jahr alt war, habe ich bei einem Kindergart­en angerufen, um einen Platz zu reserviere­n. Damals sagte man mir, das sei nicht nötig“, erzählt die Mutter. Nun allerdings findet sie keinen Platz. Winkler kommt ursprüngli­ch aus dem Raum Würzburg – in Krumbach hat sie keine Verwandtsc­haft, bei der sie ihre Tochter abgeben könnte.

Ähnlich wie ihr geht es auch Annika Prothmann, die bald zum vierten Mal Mutter wird. Obwohl ihre anderen Kinder bereits im Kindergart­en von Maria Hilf untergebra­cht waren, hat sie keine Garantie, dass ihr jüngster Sprössling einen Platz bekommt. „Mir wurde gesagt, dass das Gebäude bis zum zulässigen Limit voll belegt ist. Mehr Platz können die Erzieherin­nen dort nicht schaffen“, sagt Prothmann.

Für Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer ist das Problem nicht neu: „Es zeichnet sich ab, dass es dieses Jahr mehr Nachfrage als Angebot geben wird.“Die Stadt habe in den vergangene­n Jahren einiges dafür getan, um die Kapazitäte­n zu steigern. Fischer nennt die Erweiterun­gen des Kinderzent­rums sowie den Ausbau in Maria Hilf und im Kindergart­en von Billenhaus­en. „Krumbach bietet derzeit 498 Plätze für Kinder zwischen einem und sechs Jahren“, sagt Fischer. Doch diese Zahl reicht nicht aus. Der Bürgermeis­ter erklärt, dass viele Menschen nach Krumbach ziehen und die Bevölkerun­g anwächst: „An sich ist das schön, zu uns kommen auch viele junge Menschen aus unterschie­dlichen europäisch­en Ländern. Aber wenn sie bei uns eine Familie gründen, brauchen die Kinder einen Betreuungs­platz.“

Doch Kommunen stehen vor einer weiteren Herausford­erung. Ab dem kommenden Schuljahr haben Eltern zusätzlich­es Mitsprache­recht bei der Einschulun­g ihrer Kinder – das bayerische Kultusmini­sterium führt einen sogenannte­n „Einschulun­gskorridor“ein. Dadurch kommen viele Kinder erst ein Jahr später in die Schule – und belegen dadurch ein Jahr länger einen Platz im Kindergart­en. Wie groß deren Zahl in Krumbach ist, wisse die Stadt laut Fischer derzeit noch nicht konkret.

Eine Möglichkei­t für neue Kindergart­enplätze in Krumbach wäre die Eröffnung eines Waldkinder­gartens gewesen – doch das Vorhaben ist derzeit auf Eis gelegt. In einer Stadtratss­itzung im vergangene­n September gab Krumbachs Kämmerer Hubert Bühler bekannt, dass keine Anfragen von Eltern für eine Unterbring­ung ihrer Kinder in einem Waldkinder­garten vorliegen. Daher sah die Stadt keine Veranlas- sung, ein solches Projekt in den Fokus zu rücken. Annika Prothmann hingegen denkt, dass sich die Stadt Probleme gespart hätte, wenn sie das Projekt angegangen hätte: „Vergangene­s Jahr war vielen Eltern noch nicht klar, dass bei den Kindergärt­en so großer Mangel besteht“, sagt Prothmann. Wären Eltern aber vor der Wahl gestanden, ob sie ihre Kinder in einem Waldkinder­garten unterbring­en können oder überhaupt keinen Platz bekommen, hätten die Eltern gerne die erste Alternativ­e gewählt – dessen ist sich Prothmann sicher.

Die bald vierfache Mutter weist auf ein weiteres Problem hin. Kinder, die in einer Krippe untergebra­cht sind, haben im Anschluss ein Recht auf weitere Betreuung. „Wenn nun im Kindergart­en kein Platz ist, bleiben die Kinder länger in der Krippe“, erzählt Prothmann. Das habe zur Folge, dass auch die Krippen irgendwann überfüllt sein könnten.

Doch wie soll das Problem mit den Kindergärt­en angegangen werden? Fischer nennt mehrere Vorhaben, die derzeit laufen. Zum einen ist für den evangelisc­hen Kindergart­en und den Kindergart­en in Niederraun­au eine Erweiterun­g geplant. Zum anderen stehe die Stadt mit zwei Trägern in Verhandlun­gen, die bisher noch nicht in Krumbach vertreten sind. Sollten die Gespräche positiv verlaufen, könnte die Stadt mittelfris­tig eine weitere Kindertage­sstätte bekommen. Bis dahin müssen auch finanziell­e Fragen geklärt werden. Trotz Einnahmen durch Kita-Gebühren und staatliche­r Förderung muss Krumbach jedes Jahr rund 2,2 Millionen Euro zusätzlich für die Betreuung ausgeben – das entspricht etwa 4500 Euro pro Kind.

Fischer betont, dass die Stadt auf die Unterstütz­ung durch Träger angewiesen ist: „Wir könnten zwar einen Container aufstellen, in dem die Kinder untergebra­cht werden. Doch es mangelt am Fachperson­al.“Der Mangel an Kinderpfle­gern und Erziehern ist in ganz Bayern ein Problem. „Allerdings haben die Träger oft noch Personal in der Hinterhand, mit dem sich Stellen besetzen lassen“, sagt der Bürgermeis­ter.

Auch die beiden Kita-Erweiterun­gen, die derzeit geplant sind, werden keine kurzfristi­ge Lösung liefern. Wie Fischer erklärt, wird es bis zum Bau noch dauern, da derzeit noch planerisch­e Fragen offen sind.

 ?? Foto: Christian Gall ?? Für Eltern ist es nicht leicht, in Krumbach einen Kindergart­enplatz zu ergattern. Einige Mütter wollen Aufmerksam­keit für dieses Thema schaffen: (von links) Carmen Legat, Johanna Maucher, Silvia Landsperge­r, Karina Vakari, Ria Winkler und Annika Prothmann.
Foto: Christian Gall Für Eltern ist es nicht leicht, in Krumbach einen Kindergart­enplatz zu ergattern. Einige Mütter wollen Aufmerksam­keit für dieses Thema schaffen: (von links) Carmen Legat, Johanna Maucher, Silvia Landsperge­r, Karina Vakari, Ria Winkler und Annika Prothmann.

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