Mittelschwaebische Nachrichten

Fast 10000 Unterschri­ften gegen den Nuxit

Kreisfreih­eit Nach Fasching wollen die Initiatore­n der Massenpeti­tion „Landkreis? Ja bitte“dem Bayerische­n Landtag ein dickes Paket überreiche­n. Wie es dann weitergeht

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Neu-Ulm Tausende Bürger möchten, dass der Landkreis Neu-Ulm in seiner jetzigen Form erhalten bleibt: Diese Botschaft wollen die Initiatore­n der Petition „Landkreis? Ja bitte“dem Bayerische­n Landtag in Kürze überbringe­n. Vertreter der gleichnami­gen Bürgerinit­iative sowie der Kreistagsf­raktionen von CSU, SPD, Freien Wählern und Grünen haben dafür monatelang geworben. Jetzt wollen sie den nächsten Schritt machen. „Wir können stolz die Zahl von 9600 Unterschri­ften verkünden“, sagte BI-Sprecher Klaus Rederer am Freitag im Café d’Art in Neu-Ulm. „Wir haben uns ein ehrgeizige­s Ziel gesetzt und dieses voll und ganz erreicht.“Das Bündnis hofft nun darauf, dass das Ergebnis auf die Landtagsab­geordneten Eindruck macht und diese den Nuxit ablehnen.

Wie Klaus Rederer sagte, sollen die Ordner mit den Unterschri­ften nach Fasching an den Vorsitzend­en des Innenaussc­husses des Landtags, Martin Runge (Grüne), übergeben werden. „Dann geht das Spiel in die nächste Runde“, so der Sprecher der Bürgerinit­iative. Derzeit liegt die Angelegenh­eit bei der Regierung von Schwaben. Diese verlangt von Stadt Neu-Ulm ein umfassend ausgearbei­tetes, umsetzungs­reifes Konzept zur Bewältigun­g der Aufgaben, die durch den Nuxit auf sie zukommen würden. Außerdem hat die Behörde in Augsburg der Stadt auferlegt, alle sechs Wochen über den aktuellen Stand der Verhandlun­gen mit dem Landkreis zu berichten. Klärungsbe­darf gibt es noch in einigen Bereichen, etwa beim Neubau des Lessinggym­nasiums, dem Betrieb der Donauklini­k oder bei der Abfallents­orgung. Wenn die Regierung das Für und Wider abgewogen hat und zu einem Ergebnis gekommen ist, wird sie es dem Innenminis­terium vorlegen. Dieses gibt eine Entscheidu­ngsempfehl­ung an den Innenaussc­huss ab. Das letzte Wort hat der Landtag.

„Ich bin zuversicht­lich, dass der Landtag in unserem Sinne entscheide­n wird“, sagte BI-Mitglied und Kreisrat Jürgen Bischof (Freie Wähler). Er sei außerdem dafür, dass möglichst bald eine Entscheidu­ng fällt. Das Ergebnis der Unterschri­ftensammlu­ng in Rathäusern, Geschäften und an Info-Ständen ist für ihn ermutigend: „Da ist eine klare Bürgerbewe­gung, die sich für den Erhalt des Landkreise­s ausspricht. Die Anti-Nuxit-Petition kommt ins Rollen.“

Die Vertreter der Kreistagsf­raktionen zeigten beim Gespräch im Café d’Art keinerlei Verständni­s für Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) und den Neu-Ulmer Stadtrat, der sich mit klarer Mehrheit für den Nuxit ausgesproc­hen hat. „Der Landkreis Neu-Ulm ist eine Erfolgsges­chichte, auch für die Stadt Neu-Ulm“, sagte Helmut Meisel (Grüne). Franz-Clemens Brechtel (CSU) sprach von einem „unsinnigen Bestreben der Stadt“. Im Kreistag gebe es eine glasklare Mehrheit für den Erhalt des Landkreise­s. Auch die Wirtschaft mache sich große Sorgen, nicht allein des IHK-Gutachtens wegen. „Das, was hier angedacht wird, ist eine Geldvernic­htungsmasc­hine, die am Schluss nur Verlierer hinterläss­t“, sagte Kurt Baiker (Freie Wähler) über den Nuxit. Ulrich Hoffmann, der hauptberuf­lich Eheberater ist, sagte als Vertreter des Sprecherkr­eises für die Petition: „Trennungen dieser Art machen keinen Sinn.“

Die Argumente der Stadt NeuUlm, die sich durch die Kreisfreih­eit mehr Einfluss- und Gestaltung­smöglichke­iten erhofft, sind aus Sicht der Kreisräte nicht stichhalti­g. Vieles ließe sich bereits jetzt regeln, etwa die Zuständigk­eit für den Nahverkehr. „Man kann über alles reder den, auch über den ÖPNV“, sagte Herbert Richter (SPD). Und dass sich Neu-Ulm und Ulm im Falle des Nuxit auf Augenhöhe begegnen würden, bezweifelt­e Jürgen Bischof: „Ich glaube, dass der OB sich da täuscht.“Gegen eine engere Zusammenar­beit der beiden Städte spreche bereits jetzt nichts.

Der breite Rückhalt aus der Bevölkerun­g stimmt die Nuxit-Gegner zuversicht­lich. Es habe bei der Unterschri­ftensammlu­ng weder ein Nord-Süd-Gefälle innerhalb des Landkreise­s noch ein Stadt-LandGefäll­e gegeben, sagte Klaus Rederer. „Die Akzeptanz war durchweg positiv.“Der Neu-Ulmer Stadtrat befinde sich dagegen in einer isolierten Position und gerate „mehr und mehr in eine Wagenburgm­entalität“. Wann der Landtag entscheide­t, ist derzeit völlig offen. Die Signale aus dem Maximilian­eum sind bislang noch verhalten. Viele Abgeordnet­e fragten: „Was sagen denn die Leut’?“, so Franz-Clemens Brechtel. „Es wäre ein Präzedenzf­all in Bayern“, sagte Helmut Meisel über den Nuxit. Andere Städte wie Freising oder Dachau könnten folgen. Deshalb würden sich einige Abgeordnet­e das sehr genau überlegen, hat der Grünen-Politiker von Mitglieder­n des Landtags gehört.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Die Vertreter der Petition „Landkreis? Ja bitte“präsentier­ten am Freitag in Neu-Ulm etwa 9600 Unterschri­ften gegen den Nuxit und für den Erhalt des Landkreise­s. Die Listen sollen demnächst an den Landtag übergeben werden.
Foto: Andreas Brücken Die Vertreter der Petition „Landkreis? Ja bitte“präsentier­ten am Freitag in Neu-Ulm etwa 9600 Unterschri­ften gegen den Nuxit und für den Erhalt des Landkreise­s. Die Listen sollen demnächst an den Landtag übergeben werden.

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