Mittelschwaebische Nachrichten
R. Kelly ist frei – aber nach Neu-Ulm kommt er nicht
Der Betreiber der Halle hat den Vertrag gekündigt. Ein amerikanischer Anwalt belastet den Sänger weiter
Neu-Ulm Sänger R. Kelly hat das Gefängnis verlassen. Medienberichten zufolge kann der Künstler, der wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe in Untersuchungshaft saß, seine Kaution von 100000 Dollar nun doch hinterlegen. Am Montag noch hatte Kellys Anwalt gesagt, es sei nicht genügend Geld da.
In Neu-Ulm wird der 52-Jährige aber trotzdem definitiv nicht auftreten. Der Betreiber der RatiopharmArena schrieb auf seiner FacebookSeite, man habe den Vertrag „aus wichtigem Grund“aufgelöst, das für den 12. April geplante Konzert wird nicht stattfinden. Der Auftritt war erst vor wenigen Wochen nach NeuUlm verlegt worden, nachdem die Verantwortlichen des zuvor als Auftrittsort geplanten Sindelfinger Glaspalastes den Vertrag mit Kellys Stuttgarter Veranstalter ebenfalls aufgekündigt hatten – wegen der Vorwürfe, für die er jetzt auch in den USA angeklagt wurde. Das Gericht in Chicago wirft Kelly sexuellen Missbrauch in zehn Fällen vor. Es geht um Taten aus den Jahren 1998 bis 2010, die vier Opfer sollen teils unter 17 Jahre alt gewesen sein. Kelly selbst, bekannt etwa durch Songs wie „The World’s Greatest“, streitet die Vorwürfe weiterhin ab.
Man bedaure die „verständliche Enttäuschung der Fans“, schreiben die Hallenbetreiber in ihrem Online-Beitrag. Besucher, die bereits Tickets für Kellys Show gekauft haben – kurz nach der Verlegung in die Donaustadt waren mehr als 2000 Karten vergriffen – raten sie, sich an den Tourveranstalter zu wenden. Auf der Veranstaltungsseite des Konzerts bei Facebook hatten mehr als 1100 Nutzer angegeben, hingehen zu wollen, weitere 5000 waren „interessiert“.
Der Stuttgarter Veranstalter der Show schrieb gestern bei Facebook über R. Kelly wie über einen guten Bekannten. „Es ist korrekt, dass Robert vorerst seinen Reisepass abgeben musste“, heißt es da. Damit darf Kelly, selbst wenn er dem Gefängnis vorübergehend entgeht, die USA ohnehin nicht verlassen. Das zweite Deutschland-Konzert des Soul-Stars sollte ebenfalls im April in Hamburg stattfinden. Auch für diese Show wurde der Ticketverkauf vorerst eingestellt.
Mit der Absage beider Konzerte hätten die Unterzeichner einer Online-Petition ihr Ziel erreicht. „Sexualverbrechen keine Bühne geben“heißt die Unterschriftensammlung, die inzwischen über 240000 Leute unterstützen.
In den USA soll es bald neue Beweise dafür geben, dass der einstige Superstar Mädchen im TeenagerAlter missbraucht hat. Der Anwalt Michael Avenatti, der nach eigenen Angaben drei mutmaßliche Opfer vertritt, erwartet in den kommenden Wochen weitere Anklagepunkte. Er kündigte auf Twitter an, ein zweites Beweis-Video zur Verfügung zu stellen. Der Anwalt hatte den Behörden bereits Aufnahmen übergeben, die Kelly beim Sex mit einem 14 Jahre alten Mädchen zeigen sollen.
Doch vorübergehend bleibt er auf freiem Fuß. Die nächste Anhörung ist für 22. März angesetzt. Nach seiner Freilassung soll der Sänger Berichten zufolge erst einmal mit seinem Team in ein Fast-Food-Restaurant gefahren sein.