Mittelschwaebische Nachrichten
Was für ein Leben
Nachruf Werner Schneyder war Kabarettist und Boxkommentator, Sänger und Schriftsteller
Wien Er war ein Urgestein des Kabaretts. Jahrzehntelang hat der „Universaldilettant“Werner Schneyder als Satiriker die Verhältnisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufs Korn genommen. Mehr als 1000 Auftritte auf den Bühnen in Österreich und Deutschland, eine legendäre Zusammenarbeit mit Dieter Hildebrandt bei der Münchner „Lach- & Schießgesellschaft“und viele Ausflüge in die Sportwelt unter anderem als BoxKommentator haben Schneyder bekannt gemacht. Jetzt ist der scharfzüngige Österreicher im Alter von 82 Jahren gestorben, wie seine Familie am Sonntag bestätigte.
Schneyder passte in keine Schublade – eine gute Voraussetzung für originelle und tiefschürfende Analysen. Er selbst sah sich politisch als vielfarbig. „Ich bin in einigen Punkten erzkonservativ, in anderen tief grün, flächendeckend liberal und sozialpolitisch sehr links“, so Schneyder über Schneyder. Mit dieser Grundhaltung fand er in der Multi-Krisen-Welt viel Stoff für Bücher und Bühnenauftritte.
Der gebürtige Grazer mit Doktortitel in Publizistik war zunächst Lokal-Sportreporter und Werbetexter. Wenig später arbeitete er in Salzburg als Theaterdramaturg und schrieb auch Kritiken, bevor er die Seiten wechselte und selbst als Kabarettist auf der Bühne stand. Meist verfolgte er seine Interessen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist, Schauspieler und Aphoristiker oder Regisseur und Drehbuchautor. Zeitweise schrieb er Kolumnen im Männermagazin Playboy. Rund 20 Bücher hat er verfasst.
Bekannt wurde Schneyder in Deutschland als kongenialer Partner von Kabarett-Legende Hildebrandt. Das erste gemeinsame Programm „Talk täglich“wurde 1974 in der Münchner „Lach- & Schießgesellschaft“ein Riesenerfolg. „Es war eine politische Seelenverwandtschaft“, sagte Schneyder über die Jahre mit dem 2013 gestorbenen Künstler. Erschütternd war für ihn auch der Krebstod seiner Frau Ilse. Deren Leidensweg erzählte er 2008 im Buch „Krebs. Eine Nacherzählung“auf drastische Weise.
Die weiche Seite des Satirikers kam zum Vorschein, wenn er sang. Unter dem Titel „Das war’s von mir“präsentierte er 2017 seine besten Kabarettnummern aktualisiert mit vielen Chansons. „In der zweiten Hälfte singe ich Liebeslieder. Das ist der andere Schneyder“, so der Künstler damals zum Auftakt des Programms.