Mittelschwaebische Nachrichten
Auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum
Miete Existenzangst nach der Kündigung: Eine Jettingerin berichtet, wie schwierig es ist, eine Wohnung zu einem vernünftigen Preis zu finden. Die 65-Jährige ist entmutigt
Jettingen-Scheppach Die beiden Zimmer im Erdgeschoss sind klein. Die Bilder an der Wand hat Marita Schütze selbst gemalt und auch die Deko verleiht dem Ganzen etwas Gemütliches. Die 65-Jährige bezieht Hartz IV, die relativ geringe Miete wird seitdem vom kommunalen Jobcenter übernommen. Nur: Zum Monatswechsel hätte die Jettingerin aus ihrer Wohnung, in der sie seit zwölf Jahren lebt, eigentlich ausziehen müssen. Zum 28. Februar wurde ihr das Mietverhältnis gekündigt, ihrer Meinung nach zu Unrecht.
Ihre Vermieterin, die ihren Namen in der Zeitung nicht lesen möchte, sieht das anders: Es sei eine ganz normale Kündigung. Zudem gebe es seit geraumer Zeit keine Kontakte untereinander. Bisher sei ihr nicht bekannt gewesen, dass ihre Mieterin noch keine andere Wohnung gefunden habe.
Marita Schütze wird zunächst bleiben, auch wenn es kalt ist. Es gibt keine Heizung und mit dem durchzuheizen würde nicht viel bringen, da, wie sie sagt, die Fenster nicht dicht seien und nichts isoliert sei. Auf der Suche nach einer Alternative sei sie schon seit Längerem, da dies nicht die erste Kündigung gewesen sei, die sie erhalten habe. Zunächst habe sie sich an ihren Bekanntenkreis und an Personen aus ihrem Umfeld gewandt, dass sie dringend eine Wohnung suche. Wenn dann etwas frei gewesen sei, habe es – aus welchen Gründen auch immer – geheißen, dass nicht vermietet werde.
Eine 50-Quadratmeter-Wohnung in Münsterhausen für 350 Euro Kaltmiete im Monat sei wiederum zu teuer gewesen. Internetportale und Listen von Baugenossenschaften, die sie durchgegangen sei, hätten bisher ebenfalls keinen Erfolg gebracht. Weder der Markt Jettingen-Scheppach noch die Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit des SKM, dem katholischen Verband für soziale Dienste in der Diözese Augsburg, habe bisher helfen können. Dass es im unteren Preissegment ausreichend Wohnraum gebe, bezweifelt sie. Hinzu komme, dass ein Harz-IV-Empfänger ohnehin die schlechteren Karten habe als andere. Für sie sei dies eine unmögliche Situation. „Ich habe immer gearbeitet“, erzählt die gelernte Industriekauffrau. Mit über 50 in einer Firma noch einen Job zu finden, das sei kaum möglich. Sie habe echte Existenzängste, fügt sie hinzu.
Ab und zu gebe es schon die eine oder andere Wohnung, auf die aber auch entsprechend viele Bewerber kämen, erklärt Salma Muschtaki von der Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit. „Die Menschen, die bei uns ankommen, haben tatsächlich das Problem, dass eine Räumungsklage bevorsteht und die Obdachlosigkeit droht.“„Die Wartelisten sind lang und viele warten schon längere Zeit auf eine Wohnung“, wird seitens der Dr.-GeorgSimnacher-Stiftung in Günzburg bestätigt. Auch Jettingens Bürgermeister Hans Reichhart sagt: „Wir haben nichts mehr.“Der Markt selbst habe keinen freien WohnHolzofen raum, man stehe aber mit dem Landratsamt in Kontakt.
Zu den Preisen, für die das Landratsamt für Grundsicherungsberechtigte aufkomme, könne in einer angemessenen Zeit eine entsprechende Wohnung gefunden werden, erklärt Ralf Schreyer, der Leiter des Jobcenters des Landkreises, auf Anfrage. Ob es dann im Einzelfall auch zu einem Mietverhältnis komme, könne nicht bestätigt werden. Aus der statistischen Zahl von 60 Umzügen im vergangenen Jahr lasse sich jedoch ableiten, dass dies funktioniere und dass es Wohnraum im unteren Preissegment gebe.
Marita Schütze hilft das bei ihrer Suche nach einer Wohnung nicht weiter. Ab November wird sie ihre Rente bekommen: Die werde aber ebenfalls nicht hoch sein, da sie als Alleinerziehende viel in Teilzeit gearbeitet habe. Sie befürchtet, dann wieder in Harz IV hineinzurutschen. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal in eine solche Situation gerate, fügt sie hinzu. Man komme da nicht mehr heraus.