Mittelschwaebische Nachrichten
Der Lernzirkel feiert Jubiläum
Die Woche der Brüderlichkeit beginnt am Montag in der ehemaligen Synagoge in Ichenhausen. Sie steht dieses Jahr unter ganz besonderen Vorzeichen
Ichenhausen Die diesjährige Woche der Brüderlichkeit in der Ehemaligen Synagoge Ichenhausen steht unter besonderen Vorzeichen: Im Rahmen der Aktionswoche wird das Dossenberger-Gymnasium Günzburg für seinen jährlichen Lernzirkel „Jüdisches Leben – jüdischer Glaube“mit der Silberdistel der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen ausgezeichnet. Den Lernzirkel gibt es seit nun mehr 20 Jahren – und dieses Jahr wird der 20 000. Grundschüler bei der Aktion begrüßt.
Die „Woche der Brüderlichkeit“, die am 11. März beginnt, steht in diesem Jahr unter dem bundesweiten Motto „Mensch, wo bist Du? Gemeinsam gegen Judenfeindschaft“. Der Appell „Mensch, wo bist Du?“richtet sich an jeden von uns und fragt nach der Verantwortung von jedem Einzelnen: Mitgefühl, Menschlichkeit, Zivilcourage. Vor allem die immer offensichtlichere Manipulation, mit der Antisemitismus und Judenfeindlichkeit verbreitet und damit in immer breitere gesellschaftliche Kreise Eingang findet, erfordert jedoch mehr als Mitgefühl – sie erfordert aktives Dagegenhalten, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Der Kampf gegen Judenfeindschaft bedeute daher, Stellung gegen offenen Hass zu beziehen, aber auch sensibel zu sein für Ausgrenzung und Vorurteile.
Diese abzubauen, oder noch besser, sie erst gar nicht entstehen zu lassen, ist seit nun mehr 20 Jahren ein wichtiges Anliegen des Lernzirkels „Jüdisches Leben – jüdischer Glaube“des Dossenberger-Gymnasiums Günzburg, der in diesem Jahr zum 20. Mal in Ichenhausen während der „Woche der Brüderlichkeit“durchgeführt wird.
93 Neuntklässler des Dossenber- ger-Gymnasiums Günzburg bereiten in diesem Jahr mit Unterstützung ihrer Religions- und Ethiklehrer wieder diese bundesweit wohl einzigartige Aktion im Unterricht vor. In der „Woche der Brüderlichkeit“schlüpfen die Gymnasiasten an fünf Vormittagen in die Rolle des Lehrers und bringen Viertklässlern aus dem gesamten Landkreis Günzburg jüdische Geschichte, Kultur und Religion nahe.
In mehreren Stationen in der Ehemaligen Synagoge Ichenhausen sowie auf dem jüdischen Friedhof in Ichenhausen vermitteln die Schüler des Dossenberger-Gymnasiums den Viertklässlern anschaulich und greifbar Wissen über das Judentum im Allgemeinen sowie über die ehemalige jüdische Gemeinde in Ichenhausen.
Von den insgesamt 27 Grundschulen des Landkreises haben sich dieses Jahr alle mit insgesamt 1085 Schülerinnen und Schülern zum Lernzirkel angemeldet. Außerdem nehmen auch die Grundschule Straß aus dem Nachbarlandkreis NeuUlm sowie die Förderschule Dürrlauingen am Lernzirkel teil, zusammen sind es also 1111 Schülerinnen und Schüler.
Landrat Hubert Hafner, zugleich Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ehemalige Synagoge Ichenhausen, unterstützt dieses Projekt, an dem seit dem Jahr 2000 inzwischen 19 564 Grundschülerinnen und -schüler teilgenommen haben, nicht zuletzt wieder auch fast alle der diesjährigen Neuntklässler des Dossenberger-Gymnasiums. Der 20 000. Grundschüler wird dann am Mittwoch, 13. März, in der Ehemaligen Synagoge begrüßt.
Informationen zur „Woche der Brüderlichkeit“beim Dossenberger-Gymnasium unter Telefon 08221/930440.