Mittelschwaebische Nachrichten
„Das ist was Großes für mich“
Als Trainer des Bayernliga-Spitzenreiters kommt Chrischa Hannawald in seine Handball-Heimat Günzburg zurück. Auf was und auf wen er sich besonders freut
Sie haben den Trainerjob beim HSC Bad Neustadt nach dem Abstieg aus der dritten Liga übernommen und die Mannschaft gleich an die Spitze der Bayernliga-Tabelle geführt. Vor Saisonbeginn hatten auch die Günzburger gehofft, um den Titel mitspielen zu können. Ein paar Weinrote setzten sogar darauf, dass das nun anstehende Heimspiel gegen Ihre Mannschaft meisterschaftsentscheidenden Charakter besitzen könnte. Jetzt ist es, objektiv gesehen, ein ganz normales Handballspiel. Oder ist es für Sie mehr, Herr Hannawald?
Hannawald: Für mich ist das was Besonderes, da ich ja eigentlich ein Günzburger bin und mein Mit-Entdecker Stephan Hofmeister in Günzburg Trainer ist. Die Rebayhalle ist meine Halle von früher. Ich kenne da noch alle, Armin Spengler, Siegfried Walburger, einfach alle. Das ist was Großes für mich.
Wenn Sie sich so auf das Wiedersehen freuen: Bleiben Sie dann auch länger als für ein Handballspiel in Schwaben? Hannawald: Ich bleibe auf jeden Fall über Nacht dort, übernachte bei meinem sehr guten Freund Joachim Lutteri, der früher ebenfalls in Günzburg gespielt hat.
Verfolgen Sie das Handballgeschehen in Günzburg noch?
Hannawald: Der Günzburger Weg wird mich im positiven Sinn mein Leben lang verfolgen. Das ist meine handballerische Heimat, da habe ich angefangen, da wurde ich als Mensch und als Torwart groß. Mit Stephan Hofmeister habe ich auch weiterhin sporadisch Kontakt.
Dann wissen Sie vermutlich, dass er sich zum Saisonende vom Posten des Vollzeit-Cheftrainers beim VfL zurückziehen wird. Manche Beobachter mutmaßen, dass der VfL für das „Unternehmen Aufstieg“künftig verstärkt auf Spieler von außerhalb setzen wird. Hannawald: Ab einer gewissen Spielebene geht es im Handball nicht mehr weiter, ohne Spieler von außerhalb einzubauen. Man kann ja nicht immer davon ausgehen, dass genügend Talente aus den eigenen Reihen nachkommen. Da muss man sich als Verein genau überlegen: Wo will ich hin? Aber das ist allgemein gesagt, nicht auf die Verhältnisse beim VfL Günzburg bezogen.
Sie führen seit 2012 eine Handballschule – ziemlich erfolgreich, wie zu vernehmen ist. Was ist das Geheimnis? Hannawald: Wir sind mobil, fahren zu Vereinen in Deutschland und auch in der Schweiz und bringen den Vereinskindern einfach den Handballspaß näher. Für die ist es auch mal etwas anderes, wenn ein Auswärtiger kommt, der vielleicht sogar mal in höheren Klassen gespielt hat. Da hört man als Kind vielleicht ein bisschen mehr zu als beim Heimattrainer. Also ich wäre früher froh gewesen, wenn es so etwas gegeben hätte. Und jetzt gibt es aus meiner Sicht nichts Schöneres als die Gelegenheit, die Karriere nach dem Profisport mit Handball zu starten.
Noch einmal zum am Samstag anstehenden Bayernliga-Spiel: Ihre Mannschaft fühlt sich doch ziemlich einsam an der Tabellenspitze. Da könnten Sie die Punkte doch freundschaftshalber in Günzburg lassen. Hannawald: Wir wollen uns keinen Ausrutscher erlauben – auch in Günzburg nicht. Denn durch sind wir noch lange nicht. Wir hoffen, dass wir Meister werden. Aber bis dahin dauert es noch ein bisschen. Und anschließend gibt’s ja noch Aufstiegsspiele.
Aber zurück in die dritte Liga will der Verein schon, oder?
Hannawald: Natürlich ist unser Ziel, bis zum Ende oben zu bleiben und die Aufstiegsspiele zu gewinnen. Keine Frage.
Das Gespräch führte Jan Kubica
OZur Person Chrischa Hannawald spielte von 1983 bis 1991 als Torwart beim VfL Günzburg. Anschließend trug er das Trikot diverser Handballvereine. Er bestritt ab 2001 insgesamt 19 Länderspiele. Seine aktive Laufbahn beendete der gebürtige Illertisser 2011. Ein Jahr später startete er seine Handballschule. Seit der laufenden Saison ist der derzeit 48-Jährige Trainer des Handball-Bayernligisten HSC Bad Neustadt.