Mittelschwaebische Nachrichten
Schrötter – und wer sonst?
Motorrad Am Wochenende startet die Weltmeisterschaft in Doha, doch aus Deutschland kommen immer weniger Fahrer
Augsburg Die deutschen Hoffnungen im internationalen Motorradsport ruhen auf Marcel Schrötter, der für das Dynavolt-Intact-GPTeam aus Memmingen fährt. Danach kommt nur noch wenig. Große Namen wie vor Jahren sucht man vergebens, wenn am Wochenende in Doha die neue WM-Saison startet. Schrötter aus Pflugdorf bei Landsberg will endlich den nächsten Schritt nach vorne machen. In die Punkte zu fahren, zu den Top Ten zu gehören wie im Vorjahr mit dem 8. Gesamtrang in der Moto2 – das alles ist nicht mehr genug.
„Jetzt müssen Top-Drei-Plätze her“, sagt Schrötter, der auf einer Kalex aus Bobingen bei Augsburg startet. „Die haben ein richtig gutes Motorrad gebaut“, urteilt der 26-Jährige, der in dieser Saison einen neuen Teampartner erhielt. Statt des jungen Spaniers Xavier Vierge startet nun Tom Lüthi für die Mannschaft aus Memmingen. Der Schweizer kehrt nach einem einjährigen Gastspiel in der MotoGP in die Moto2 zurück, wo er 2017 Vize-Weltmeister geworden war.
Stefan Bradl ist nur Teilzeitarbeiter in der MotoGP. „Ich teste und werde vermutlich drei Renn-Einsätze bekommen. Wann und wo ist noch nicht festgelegt“, sagt der Pilot aus Zahling im Landkreis AichachFriedberg. 2019 hat ServusTV die Übertragungsrechte für die MotoGP erworben. In der Königsklasse ist der 28-Jährige als TV-Experte im Einsatz. „Ich bin an der Szene nah dran“sagt Bradl. Aber nicht mehr mittendrin. Offensichtlich hat deutsche Nachwuchs große Probleme, sich gegen die starke Konkurrenz vor allem aus Spanien und Italien durchzubeißen. Allerdings fehlt es bereits an Masse. In der höchsten Kategorie mit den Stars Marc Marquez, Valentino Rossi oder Jorge Lorenzo sitzt kein Deutscher auf einer Maschine. Stefan Bradl entwickelt als Testfahrer die Werks-Honda von Starpilot Marquez weiter. Auch in der Moto3 findet sich kein Pilot aus Deutschland. In der Moto2 sind neben Schrötter immerhin Philipp Öttl und Lukas Tulovic gemeldet. Das Duo ist neu in der hart umkämpften Klasse und muss ein Lehrjahr einplanen.
Der Sachsenring zieht Jahr für Jahr rund 200000 Zweirad-Fans nach Hohenstein-Ernstthal, doch bei der Jugend spielt das Thema Motorrad eine untergeordnete Rolle. Auch andere Länder haben Nachwuchssorgen: Seit einigen Jahren fehlen die lange dominierenden Starter aus den USA. Ähnliches gilt für Australien. Weltweite Vorbilder sind Spanien und Italien, die in dieser Saison 14 der 22 MotoGP-Piloder ten stellen. Ex-Moto3-Weltmeister Sandro Cortese aus Berkheim bei Memmingen konnte im Vorjahr mit dem Gewinn der Supersport-WM auf sich aufmerksam machen. Ende 2017 verabschiedete er sich aus der Motorrad-WM und ging in die seriennahe Meisterschaft. In diesem Jahr tritt er in der Superbike-WM an.
Die WM-Titel von Cortese (2012) und Bradl (2011) werden wohl für Jahre unerreicht bleiben. Die Glanzzeiten, die deutsche Motorrad-Ikonen wie Toni Mang und Dieter Braun den Fans bescherten, werden so schnell nicht wiederkommen.