Mittelschwaebische Nachrichten
Algeriens Präsident kehrt zurück
Im Land wird gestreikt und demonstriert
Algier Nach zwei Wochen medizinischer Behandlung in der Schweiz hat sich Algeriens altersschwacher Präsident Abdelaziz Bouteflika auf den Heimweg gemacht. Dort erwartet ihn ein Machtkampf um seine erneute Kandidatur.
Die Proteste gegen Bouteflika rissen auch am Wochenende nicht ab. Am Sonntag folgten in mehreren Städten des nordafrikanischen Landes viele Geschäfte und Mitarbeiter von Unternehmen Aufrufen in sozialen Medien zu einem Generalstreik. In Algier blieben zahlreiche Läden und Märkte geschlossen. Ganze Straßenzüge waren menschenleer. Auch große staatliche und private Unternehmen waren von dem Ausstand betroffen. Mit dem Konzern Cevital schloss sich auch eines der größten Unternehmen des Landes an. Im Zentrum Algiers zogen zudem Schüler zu Protesten auf die Straße.
Der Streik richtet sich gegen eine weitere Kandidatur des Staatschefs bei der Präsidentenwahl am 18. April. Bouteflika ist bereits seit 20 Jahren an der Macht und strebt eine fünfte Amtszeit an. Seine Gegner sehen ihn jedoch nicht mehr in der Lage, das Land zu regieren. Seit einem Herzinfarkt sitzt der 82-Jährige im Rollstuhl und hat große Probleme beim Sprechen. Vor zwei Wochen war er zu medizinischen Untersuchungen nach Genf gereist. Sein genauer Gesundheitszustand ist Gegenstand von Spekulationen.
Um den Protesten Einhalt zu gebieten, ordnete die Regierung überraschend an, die Frühlingsferien auf Sonntag vorzuziehen und auf fast vier Wochen zu verlängern.
Die Demonstrationen hatten vor mehr als zwei Wochen begonnen. Am Freitag kam es in vielen Städten des Landes zum bislang größten Massenprotest gegen Bouteflika. Bei Zusammenstößen am Rande der Demonstrationen wurden in Algier mehr als 200 Menschen verletzt. Die Polizei setzte Tränengas ein, es flogen Steine und Gummigeschosse. Offizielle Stellen sprachen von „Chaoten“, die im Nationalmuseum für Altertümer und Islamische Kunst randaliert und geplündert hätten. (dpa)