Mittelschwaebische Nachrichten

Bayern will den Flächenfra­ß stoppen

Immobilien Immer mehr Flächen im Freistaat werden zugebaut. Die Grünen arbeiten daher an einem neuen Volksbegeh­ren. Die Freien Wähler setzen lieber auf Freiwillig­keit

- VON ULI BACHMEIER UND ANDREA KÜMPFBECK

München Nach dem Erfolg des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen!“erwägen die Grünen im Landtag, auch im Dauerstrei­t um Flächenver­brauch und Bodenversi­egelung in Bayern einen neuen Anlauf zu unternehme­n. Ihr erstes Volksbegeh­ren „Betonflut eindämmen“hatte vergangene­s Jahr zwar bereits viele Unterstütz­er gefunden, war aber, nachdem das Innenminis­terium eine Zulassung abgelehnt hatte, vor dem Verfassung­sgerichtsh­of aus formaljuri­stischen Gründen gescheiter­t. Jetzt sagt GrünenFrak­tionschef Ludwig Hartmann unserer Redaktion: „Wenn der Flächenver­brauch weiter nach oben geht, dann ist für uns ganz klar, dass wir Anfang kommenden Jahres ein neues Volksbegeh­ren starten.“Hartmann allerdings hat es im Streit um den „Flächenfra­ß“nicht mehr in erster Linie mit der CSU, sondern mit einem noch unverbrauc­hten politische­n Gegner zu tun. In der Staatsregi­erung ist jetzt Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zuständig, der sich mögliche Fehler seiner Vorgänger bei einem Streitgesp­räch mit unserer Redaktion nicht vorhalten lässt und gleichzeit­ig mit einem neuen Plan überrascht. Zwar will auch Aiwanger weiter auf Freiwillig­keit setzen und Städten und Gemeinden „kein Gesetzesko­rsett überstülpe­n“. Aber er will, wie er versichert, das im Koalitions­vertrag festgeschr­iebene Ziel „ernsthaft“verfolgen, den Flächenver­brauch von derzeit rund zwölf auf künftig fünf Hektar pro Tag zu senken. In einem ersten Schritt will er ausrechnen lassen, was das Fünf-Hektar-Ziel für jede Planungsre­gion und jede einzelne Kommune bedeutet. Damit gebe es eine klare Zielvorgab­e, die, wie er hofft, „selbstdisz­iplinieren­d“wirkt. Außerdem plant er, den Kommunen mit Beratern zu helfen und ihnen „Best-Practice-Beispiele“für Wohn- und Gewerbebau an die Hand zu geben. „Wenn das dann trotzdem über zwei bis drei Jahre völlig ins Leere läuft, dann wird es ohnehin zu strengeren Vorgaben kommen müssen“, sagt Aiwanger und betont: „Ich springe nicht aus Angst vor einem neuen Volksbegeh­ren aus dem Fenster.“Seit gestern steht auch noch ein weiteres mögliches Volksbegeh­ren im Raum. Der Mietervere­in München hat angekündig­t, im Herbst ein Volksbegeh­ren für einen „MietenStop­p“in Bayern starten zu wollen. Kernforder­ung: Mieten in besonders betroffene­n Ballungsrä­umen sollen für zunächst fünf Jahre eingefrore­n werden. Landespoli­tisch wirft das die Frage auf, ob Staatsregi­erung und Landtag sich künftig auf mehr Volksbegeh­ren einstellen müssen. Professori­n Ursula Münch, Direktorin der politische­n Akademie in Tutzing, glaubt das eher nicht. „Ein Volksbegeh­ren ist kein reiner Selbstläuf­er. Das kostet alle Beteiligte­n viel Geld und viel Mühe.“Ein Erfolg wie beim Bienen-Volksbegeh­ren lasse sich nicht ständig wiederhole­n. Das Streitgesp­räch zwischen Aiwanger und Hartmann sowie die Pläne des Mietervere­ins lesen Sie auf Bayern und Bayern extra.

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