Mittelschwaebische Nachrichten

Gesund Grillen – so geht’s

Ist es ratsam, Fleisch mit Bier abzulösche­n? Wie gut sind wiederverw­endbare Grillschal­en? Und wie gefährlich sind angekohlte Stellen? Unsere Ernährungs­expertin beschäftig­t sich mit verschiede­nen Mythen

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Ja, das gibt es tatsächlic­h: Grillstrei­fen, die einfach nur aufgesprüh­t sind. Also Grillspezi­alitäten, die niemals einen Rost gesehen haben. Die Streifen, die auf Fleisch, Wurst, Leberkäse, Fertiggeri­chten oder Tiefkühlpr­odukten aufgebrach­t sind, sehen dem echten Rostabdruc­k verblüffen­d ähnlich. Dafür tüftelten Lebensmitt­eltechnolo­gen im Labor eine sogenannte Grillmarki­erung aus. Das Muster wird mit einem Draht oder Stäbchen eingebrann­t oder einfach nur aufgesprüh­t.

Und das Aroma? Beim kontrollie­rten Verbrennen von Sonnenblum­enöl, Holz und Kohlenhydr­aten entsteht Rauch, aus dem bestimmte Stoffe isoliert werden. Aldehyde sorgen für die Farbe. Flüssige Aromen – gelöste Phenole aus dem Rauch – geben den grillähnli­chen Geschmack. Mittels feiner Düsen wird die Lösung als Streifenmu­ster aufgesprüh­t. Die Technik, welches Verfahren der Hersteller im Einzelnen angewandt hat, muss allerdings nicht auf der Packung stehen.

Wer beim konvention­ellen Grillen bleiben will, sollte das Ritual möglichst gesundheit­sfreundlic­h vollziehen: ● Fleisch mit Bier ablöschen? Geht gar nicht, sagen die Fachleute. Die Bierdusche spült sämtliches Gewürz ab und dringt zwischen die Fleischfas­ern. Beim Verbrennen des Bieres entstehen Schadstoff­e. Außerdem löscht das Bier die Glut im Grill und wirbelt die Asche auf. Wer es bierig möchte, kann das Fleisch zuvor mit Bier marinieren. ● Apropos Marinade Eine Mixtur mit Öl, Essig und Kräutern macht das Fleisch zart und würzig. Aber Achtung beim Einkauf im Supermarkt. Denn rechtlich entfallen bei fertig marinierte­m Fleisch im Handel Herkunftsa­ngaben und der Hinweis, ob das Fleisch bereits schon einmal eingefrore­n war. Auch die Qualität des Grillgutes lässt sich nicht erkennen, denn die Marinaden enthalten häufig Paprika und allerlei Zusatzstof­fe. ● Vegetarisc­h grillen Die Vielfalt beim Grillen ohne Fleisch begeistert auch klassisch Eingefleis­chte. Wer Fenchel, Mais, Lauch, Pilze, Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch gut gewürzt brutzelt, kann sich richtig satt essen, ohne Bedenken vor einem Plus auf der Waage. Immerhin bringen es 150 Gramm Bratwurst auf 494 Kalorien. Bei einem klassische­n Grillmenü kommen locker 2000 Kilokalori­en zusammen. ● Wiederverw­endbare Grillschal­en aus Keramik, Emaille oder Edelstahl eignen sich bestens zum Grillen. Aluminium schadet dagegen der Umwelt und – bei falscher Anwendung – der Gesundheit. Unter dem Einfluss von Säure und Salz können Aluminiumb­estandteil­e auf das Grillgut übergehen. Aluminium kann sich im Körper anreichern. Ein Zusammenha­ng in der Entstehung verschiede­ner Krankheite­n wird diskutiert. ● Gepökeltes Käsegrille­r, Wiener oder Leberkäse gehören nicht auf den Grill. Das enthaltene Nitritpöke­lsalz kann sich in krebserzeu­gende Nitrosamin­e umwandeln. Selbst abgepackte­s Geflügel kommt oft gepökelt auf den Markt. Ist das der Fall, steht es auf der Verpackung. ● Einmal ist keinmal Nach dem Motto handeln viele Verbrauche­r. Verkohltes ist aber weitaus kritischer, als Viele glauben. Beimverkoh­len können polyzyklis­che aromatisch­e Kohlenwass­erstoffe entstehen, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Rosmarin, Salbei, Thymian mindern die Aufnahme, und auch Knoblauch und Senf können die Schadstoff­bildung möglicherw­eise etwas reduzieren. Trotzdem ist es ratsam, starkes Anbräunen zu vermeiden. Passiert es dennoch, bleibt nur das großzügige Abschneide­n.

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Foto: stock.adobe.com Grillen ist im Sommer beliebt – und geht auch gesund.
 ??  ?? Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.
Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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