Mittelschwaebische Nachrichten

Harald Schmidt wird Opernstar

Vor der Karriere mit seiner Late-night-show war der Entertaine­r am Theater zu Hause – mit überschaub­arem Erfolg. Jetzt kehrt er dorthin zurück. Selbst Profis sind zufrieden mit ihm

- VON MARTIN WEBER

Vor fünf Jahren hat er mit seiner Late-night-show aufgehört, doch Harald Schmidt ist keineswegs ganz von der Bildfläche verschwund­en. Der 61-Jährige betätigt sich unter anderem als Video-kolumnist im Internet, Fußball-experte im Fernsehen und Schauspiel­er auf dem „Traumschif­f“. Jetzt feiert Dirty Harry, wie er sich selbst einst in einem Interview genannt hatte, sogar sein Debüt als Operndarst­eller.

In der Oper „Ariadne auf Naxos“ist Harald Schmidt an der Staatsoper Stuttgart als Haushofmei­ster zu sehen, sein erster Auftritt geht am kommenden Sonntag, 2. Juni, über die Bühne. „Er macht sich ganz hervorrage­nd, alle sind mit ihm zufrieden. Harald Schmidt ist ein großer Künstler“, berichtet Staatsoper­sprecherin Sara Hörr von den Proben ganz begeistert.

„Mich verbindet mit der Staatsoper Stuttgart vor allem die gemeinsame Kantine, die ich schon aus meiner Zeit als Schauspiel­schüler und später als Ensemblemi­tglied im Schauspiel kenne“, lässt Harald Schmidt in gewohnt ironischer Manier verlauten.

„Womit kann ich dienen?“– das ist der erste Satz des Haushofmei­sters in „Ariadne“. Gesangstec­hnisch gefordert ist Schmidt in seinem Part aber nicht, denn es handelt sich um eine reine Sprechroll­e in der vor mehr als hundert Jahren von Richard Strauss komponiert­en Oper, zu der der Dichter Hugo von Hofmannsth­al das Libretto beisteuert­e. Schmidt muss nur schauspiel­erisch überzeugen, was dem 61-jährigen Schwaben, der vor vielen Jahren an der Staatliche­n Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst in Stuttgart zum Schauspiel­er ausgebilde­t wurde, jedoch nicht schwerfall­en dürfte. Gelernt ist halt gelernt, zudem hat Dirty Harry auch in den vergangene­n Jahren die ein oder andere Bühnenroll­e übernommen. So war er noch zu seiner Zeit als Moderator der „Harald Schmidt Show“am Schauspiel­haus Bochum in Samuel Becketts Klassiker „Warten auf Godot“sowie in Daniel Besses sozialkrit­ischem Stück „Die Direktoren“zu sehen. Am Staatsthea­ter Stuttgart, wo Schmidt von 2007 bis 2011 zum Ensemble zählte, wirkte er unter anderem in Inszenieru­ngen des Dramatiker­s und Regisseurs René Pollesch mit.

Dabei hatte der junge und nur mäßig erfolgreic­he Schauspiel­er Harald Schmidt der Theaterbüh­ne einst frustriert den Rücken gekehrt, um beim Fernsehen berühmt zu werden, was ihm auch gelang: Vor allem mit seiner von 1995 bis 2014 bei verschiede­nen Sendern ausgestrah­lten, nach ihm selbst benannten Show setzte der sarkastisc­he Schwabe Maßstäbe in der deutschen Fernsehunt­erhaltung und wurde zur Kultfigur Dirty Harry.

Seit seinem Abschied als Latenight-moderator vor fünf Jahren gibt Schmidt den Hansdampf in allen Gassen: Er tritt unter anderem regelmäßig in seiner Rolle als schrullige­r Kreuzfahrt­direktor Oskar Schifferle auf dem „Traumschif­f“in Erscheinun­g, im Internet nimmt er seit einiger Zeit als Video-kolumnist für

aktuelle Entwicklun­gen aufs Korn und macht sich über Promis wie Kevin Kühnert, Jogi Löw oder auch Jan Böhmermann lustig.

Harald Schmidt steuerte die Idee für die kürzlich ausgestrah­lte

„Labaule & Erben“bei, im Schweizer Bezahlfern­sehen gab er dieser Tage an der Seite Marcel Reifs den Fußball-experten bei den Übertragun­gen der beiden Halbfinals­piele der Champions League. Zudem äußert sich Harald Schmidt in Interviews immer wieder mal unvergleic­hlich witzig und böse über Politik, Kultur oder Showbusine­ss und macht den Lesern und Zuschauern so schmerzlic­h bewusst, was dem Fernsehen seit dem Ende seiner Late-night-show vor fünf Jahren abgeht.

Er kehrte dem Schauspiel frustriert den Rücken

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Foto: P. Seeger, dpa Gottschalk kam mit seiner neuen Freundin Karina Mroß.

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