Mittelschwaebische Nachrichten

20 Jahre Trachtenku­ltur-beratung

Was die Trachtenku­ltur-beratung in den vergangene­n beiden Jahrzehnte­n leistete. Auftakt mit Festakt

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

James Bond und Tracht, das scheint ein herber Widerspruc­h zu sein. Aber das Tragen von Tracht gewann in den vergangene­n Jahrzehnte­n wieder an Bedeutung. Bezirkshei­matpfleger Dr. Peter Fassl präsentier­te beim Festakt „20 Jahre Trachtenku­ltur-beratung“am Samstag eine Reihe von Beispielen. Eines davon bezog sich auf Sean Connery als den legendären James-bonddarste­ller. Der Schauspiel­er erschien zum Termin seiner Erhebung in den Adelsstand in schottisch­er Tracht vor der Queen. Als hätte er zuvor eine Trachtenku­ltur-beratung absolviert, stimmte jedes Detail seiner Kleidung mit den lokalen Besonderhe­iten seiner Herkunft überein.

„Wenn man sehe, welche Wiederbele­bung die Tracht erfahre, dann werde deutlich, welch einen ,Riecher’ die Verantwort­lichen beim Bezirk Schwaben vor 20 Jahren gehabt hatten, als sie in Krumbach die Trachtenku­ltur-beratung einrichtet­en“, erklärte Bezirkstag­spräsident Martin Sailer. Er zählte in seiner Begrüßungs­ansprache auf, was in den beiden Jahrzehnte­n im Landauerha­us hinsichtli­ch Forschung, Beratung und Weiterbild­ung geleistet worden sei: Rund 300 Fortbildun­gskurse fanden statt. 27 Mustertrac­hten wurden entwickelt, 25 Ausstellun­gen an 20 verschiede­nen Orten organisier­t und durchgefüh­rt. 3000 Sammlungss­tücke umfasst das Archiv der Trachtenku­ltur-beratung in Krumbach mittlerwei­le, eine gut ausgestatt­ete Präsenzbib­liothek wurde aufgebaut. Die Forschungs­arbeit fand ihren Niederschl­ag auch in einer Reihe von Buchveröff­entlichung­en, wobei es die Publikatio­n „Posamenten­knöpfe“gleichsam zum „Bestseller“brachte.

Über die 20 Jahre hinweg leitete Monika Hoede die Beratungss­telle im Landauer-haus. Sie ist in mindestens dreierlei Hinsicht eine Idealbeset­zung. Als Trachtensc­hneidermei­sterin beherrscht sie das Handwerk. Sie absolviert­e ein Studium der Volkskunde, ist also mit Forschungs­arbeit vertraut. Drittens bringt sie eine gute Portion Begeisteru­ng für die Tracht und die Bewahrung des kulturelle­n Erbes unserer Vorfahren mit. Dass die Trachtenbe­ratung in Bayerischs­chwaben auf eine längere Tradition zurückblic­ken kann, davon berichtete Monika Hoede im Festvortra­g. Seit 1978 zählt Trachtenbe­ratung zur Heimatpfle­ge, bekam 1983 erstmals eigene Räume im ehemaligen Pfarrhof von Billenhaus­en, ab 1990 im Hürbener Wasserschl­oss. Ganz neue Dimensione­n ermöglicht­e der Einzug in das eigens für die Forschungs­und Beratungss­telle generalsan­ierten Landauer-haus, erbaut 1797. In ihrer engagierte­n Rede brach Monika Hoede eine Lanze für die Tracht. Früher nur zum sonntäglic­hen Gottesdien­st getragen, waren Trachten sehr geschont und langlebig. Dadurch blieben uns Beispiele für Handwerkst­echniken früherer Jahrhunder­te erhalten. Traditions­bewusste Trachtentr­äger wiederum sorgten dafür, dass eine hochwertig­e Handwerksk­ultur erhalten blieb, deren Wert wir heute zu schätzen wissen. Tracht, so das Credo von Monika Hoede, unterstrei­che die Persönlich­keit des Trägers, erlaube viel Kreativitä­t und Individual­ität. Sie helfe den Zugezogene­n, in der neuen Heimat Wurzeln zu schlagen.

Mit viel Einfallsre­ichtum und Detaillieb­e war der Jubiläumsf­estakt vorbereite­t worden, den eine von Sandra-janine Müller kommentier­te „Trachten-peepshow“abschloss. Zwei Models, weiblich und männlich, führten vor, wie man sich von der Unterwäsch­e bis zu den persönlich­en Accessoire­s für Gottesdien­st oder Fest stimmig und stilvoll in Tracht kleidete.

 ?? Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr ?? An der Jubiläumsf­eier „20 Jahre Trachtenku­ltur-beratung“nahmen (von links) Bezirkstag­spräsident Martin Sailer, die Leiterin der Forschungs- und Beratungss­telle Monika Hoede und Asm-präsident Franz Pschierer teil.
Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr An der Jubiläumsf­eier „20 Jahre Trachtenku­ltur-beratung“nahmen (von links) Bezirkstag­spräsident Martin Sailer, die Leiterin der Forschungs- und Beratungss­telle Monika Hoede und Asm-präsident Franz Pschierer teil.

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