Mittelschwaebische Nachrichten
20 Jahre Trachtenkultur-beratung
Was die Trachtenkultur-beratung in den vergangenen beiden Jahrzehnten leistete. Auftakt mit Festakt
James Bond und Tracht, das scheint ein herber Widerspruch zu sein. Aber das Tragen von Tracht gewann in den vergangenen Jahrzehnten wieder an Bedeutung. Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl präsentierte beim Festakt „20 Jahre Trachtenkultur-beratung“am Samstag eine Reihe von Beispielen. Eines davon bezog sich auf Sean Connery als den legendären James-bonddarsteller. Der Schauspieler erschien zum Termin seiner Erhebung in den Adelsstand in schottischer Tracht vor der Queen. Als hätte er zuvor eine Trachtenkultur-beratung absolviert, stimmte jedes Detail seiner Kleidung mit den lokalen Besonderheiten seiner Herkunft überein.
„Wenn man sehe, welche Wiederbelebung die Tracht erfahre, dann werde deutlich, welch einen ,Riecher’ die Verantwortlichen beim Bezirk Schwaben vor 20 Jahren gehabt hatten, als sie in Krumbach die Trachtenkultur-beratung einrichteten“, erklärte Bezirkstagspräsident Martin Sailer. Er zählte in seiner Begrüßungsansprache auf, was in den beiden Jahrzehnten im Landauerhaus hinsichtlich Forschung, Beratung und Weiterbildung geleistet worden sei: Rund 300 Fortbildungskurse fanden statt. 27 Mustertrachten wurden entwickelt, 25 Ausstellungen an 20 verschiedenen Orten organisiert und durchgeführt. 3000 Sammlungsstücke umfasst das Archiv der Trachtenkultur-beratung in Krumbach mittlerweile, eine gut ausgestattete Präsenzbibliothek wurde aufgebaut. Die Forschungsarbeit fand ihren Niederschlag auch in einer Reihe von Buchveröffentlichungen, wobei es die Publikation „Posamentenknöpfe“gleichsam zum „Bestseller“brachte.
Über die 20 Jahre hinweg leitete Monika Hoede die Beratungsstelle im Landauer-haus. Sie ist in mindestens dreierlei Hinsicht eine Idealbesetzung. Als Trachtenschneidermeisterin beherrscht sie das Handwerk. Sie absolvierte ein Studium der Volkskunde, ist also mit Forschungsarbeit vertraut. Drittens bringt sie eine gute Portion Begeisterung für die Tracht und die Bewahrung des kulturellen Erbes unserer Vorfahren mit. Dass die Trachtenberatung in Bayerischschwaben auf eine längere Tradition zurückblicken kann, davon berichtete Monika Hoede im Festvortrag. Seit 1978 zählt Trachtenberatung zur Heimatpflege, bekam 1983 erstmals eigene Räume im ehemaligen Pfarrhof von Billenhausen, ab 1990 im Hürbener Wasserschloss. Ganz neue Dimensionen ermöglichte der Einzug in das eigens für die Forschungsund Beratungsstelle generalsanierten Landauer-haus, erbaut 1797. In ihrer engagierten Rede brach Monika Hoede eine Lanze für die Tracht. Früher nur zum sonntäglichen Gottesdienst getragen, waren Trachten sehr geschont und langlebig. Dadurch blieben uns Beispiele für Handwerkstechniken früherer Jahrhunderte erhalten. Traditionsbewusste Trachtenträger wiederum sorgten dafür, dass eine hochwertige Handwerkskultur erhalten blieb, deren Wert wir heute zu schätzen wissen. Tracht, so das Credo von Monika Hoede, unterstreiche die Persönlichkeit des Trägers, erlaube viel Kreativität und Individualität. Sie helfe den Zugezogenen, in der neuen Heimat Wurzeln zu schlagen.
Mit viel Einfallsreichtum und Detailliebe war der Jubiläumsfestakt vorbereitet worden, den eine von Sandra-janine Müller kommentierte „Trachten-peepshow“abschloss. Zwei Models, weiblich und männlich, führten vor, wie man sich von der Unterwäsche bis zu den persönlichen Accessoires für Gottesdienst oder Fest stimmig und stilvoll in Tracht kleidete.