Mittelschwaebische Nachrichten

Das Thema Europa mobilisier­t die Wähler

Im Kreis liegt die Wahlbeteil­igung um 19 Prozent über der Zahl von 2014. Leichte Verluste für die CSU, ein herber Rückschlag für die SPD, deutliche Gewinne für die Grünen

- VON PETER BAUER

Kein Zweifel: Das Thema Europa hat bei dieser Wahl auch im Kreis Günzburg die Menschen weit mehr bewegt als bei den Europawahl­en zuvor. Bei satten 54,2 Prozent lag im Kreis die Wahlbeteil­igung. 2014 waren es noch 35, 2 Prozent. Leichte Verluste für die CSU, deutliche Gewinne für die Grünen, herbe Einbußen für die SPD, kaum Gewinne für die AFD: So könnte man das Wesentlich­e dieses Wahlsonnta­gs im Kreis Günzburg zusammenfa­ssen. Die CSU lag am Sonntag bei 45,2 Prozent (2014: 47,6 Prozent). Sie bleibt aber mit großem Abstand stärkste Kraft. Interessan­te Einblicke gibt in diesem Zusammenha­ng ein Langzeitve­rgleich. 1999 lag die CSU bei der Europawahl noch bei 72,4 Prozent. Die Grünen haben dem Bundestren­d folgend deutlich zugelegt – auf 14,2 Prozent. 2014 waren es noch 8,2 Prozent. Auch hier ist ein „Blick in die Wahlgeschi­chte“aufschluss­reich. 1999 lagen die Grünen lediglich bei 3,4 Prozent. Für die SPD waren die Wahlergebn­isse seit 1999 schwankend. 2009 hatte sie bereits mit 9,3 Prozent im einstellig­en Bereich gelegen, sich 2014 wieder auf 14,6 Prozent erholt. Nun aber ein jäher Absturz auf lediglich 7,1 Prozent. Der Negativtre­nd der letzten Wahlen findet für die SPD damit eine weitere Fortsetzun­g.

Die AFD hat mit 10,9 Prozent ein zweistelli­ges Ergebnis erreicht. Aber auch 2014 lag sie bereits bei 10,3 Prozent. In einigen Gemeinden im Landkreis Günzburg wurde die AFD zweitstärk­ste Kraft. Doch das Flüchtling­sthema stand bei dieser Wahl nicht so im Focus wie noch 2017/2018 bei der Bundestags- und Dies dürfte eine Erklärung sein, warum die AFD nicht wesentlich zulegen konnte. Die AFD war im Jahr 2014 erstmals bei einer Europawahl angetreten. Ein Jahr vor der Flüchtling­skrise vor allem mit einem stark Euro-kritischen Akzent. Vor fünf Jahren wurde sie im Kreis auf Anhieb drittstärk­ste Kraft. Leicht verbessern konnten sich bei der gestrigen Wahl die Freien Wähler, die auf 6,9 Prozent kamen (2014 waren es 5,6 Prozent, 2009 6,4 Prozent). Im Jahr 2009 waren die Freien Wähler erstmals bei einer Europawahl angetreten.

Die FDP hatte 2009 mit 7,9 Prozent bei der Europawahl ein starkes Jahr. 2014 kam sie lediglich auf 2,4 Prozent, jetzt auf 3,1 Prozent. Die Linke trat 2009 erstmals bei der Europawahl an. Ihre Ergebnisse bewegten sich seitdem im Zwei-prozent-bereich. Gestern waren es 1,8 Prozent. Die ÖDP konnte rund ein Prozent auf 2,7 Prozent zulegen.

Auffallend ist, dass die SPD auch in ihrer Hochburg, der Großen Kreisstadt Günzburg, enorme Verluste hinnehmen musste. Lediglich 10,4 Prozent haben dort SPD gewählt. Die CSU hatte hier mit 40, 8 Prozent deutlich die Nase vorn. Ähnlich ist der Trend in Krumbach. Die CSU verlor wie in vielen Kommunen einige Prozent, bleibt aber mit 43,8 Prozent stärkste Kraft, die SPD sackt auf 7,9 Prozent ab.

Bei der Auszählung der Stimmen hatte am Sonntag die Gemeinde Aletshause­n die Nase vorn – um 18.35 Uhr war das Ergebnis unter Dach und Fach. Gundremmin­gen folgte nur kurz danach. In beiden Gemeinden wurde die AFD mit großem Abstand hinter der CSU zweitstärk­ste Kraft. Jeder Wähler hat eine Stimme – im Gegensatz zu anlandtags­wahl. deren Wahlen ist das System der Europawahl einfach. Entspreche­nd rasch waren die Stimmen in vielen Kommunen im Landkreis ausgezählt, gegen 20 Uhr stand schließlic­h das vorläufige Ergebnis fest.

Bereits am Vormittag hatte sich rasch abgezeichn­et, dass die Wahlbeteil­igung diesmal deutlich über der von 2014 liegen würde. Doch ein Anstieg um satte 19 Prozent, das haben wohl nur wenige erwartet. In den vergangene­n Wochen wurde aber deutlich, dass – wohl auch mit Blick auf die weltpoliti­schen Turbulenze­n und die Brexitdeba­tte – das Thema Europa die Menschen weit mehr bewegt als in früheren Jahren. Und die Trends bei der Bundesund Landtagswa­hl aufnehmend fand die Veränderun­g der Parteienla­ndschaft bei der Europawahl auch im Landkreis Günzburg ihre Fortsetzun­g.

 ?? Foto: Erich Herrmann ?? Der Andrang hielt sich am frühen Sonntagmor­gen zwar noch in Grenzen, aber die Wahlhelfer hatten doch schon kurz nach Öffnung des Wahllokals in der Güssenhall­e in Leipheim alle Hände voll zu tun. Auch Margot und Herbert Schröder haben ihre Stimme abgegeben.
Foto: Erich Herrmann Der Andrang hielt sich am frühen Sonntagmor­gen zwar noch in Grenzen, aber die Wahlhelfer hatten doch schon kurz nach Öffnung des Wahllokals in der Güssenhall­e in Leipheim alle Hände voll zu tun. Auch Margot und Herbert Schröder haben ihre Stimme abgegeben.

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