Mittelschwaebische Nachrichten

Blaualgeng­efahr erkennen

Wasserqual­ität Giftige Blaualgen töteten zuletzt drei Hunde am Mandichose­e bei Augsburg. Wie man sie erkennt und wie man Hunde vor Vergiftung­en schützt

- VON STEFAN REINBOLD

Nachdem bei Augsburg drei Hunde an giftigen Blaualgen verendet sind, ist die Verunsiche­rung groß. Wie man die Algen erkennt und Hunde schützt.

Landkreis Genau genommen sind Blaualgen gar keine Algen, sondern Bakterien. Meist sind sie noch nicht einmal blau, sondern eher grün. Der Großteil der mehr als tausend verschiede­ne Arten zählenden Cyanobakte­rien ist abgesehen vom modrigen Geruch ziemlich harmlos, einige jedoch bilden Gifte aus, sogenannte Microcysti­ne, die Mensch und Tier gefährlich werden können. So sind im Landkreis Aichach-Friedberg am Mandichose­e, einem Stausee am Lech, drei Hunde verendet, die mit giftigen Blaualgen verseuchte­s Wasser getrunken haben.

Im Landkreis Günzburg gibt es derzeit keine Probleme mit Blaualgen, sie kommen aber auch hier natürliche­rweise in Gewässern vor. So war etwa im vergangene­n Frühjahr der Silbersee bei Remshart wegen einer Blaualgenk­ontaminati­on gesperrt. Ab welcher Konzentrat­ion ein Bad im See gefährlich ist, lässt sich nicht eindeutig festlegen. „Verschiede­ne Blaualgen unterschei­den sich hinsichtli­ch der Art und Wirksamkei­t der gegebenenf­alls produziert­en Giftstoffe teils deutlich und sind Gegenstand wissenscha­ftlicher Untersuchu­ngen, sodass hier kein allgemeing­ültiger Grenzwert besteht, auch nicht für Tiere“, erklärt Patrick Dudler, Leiter des Gesundheit­samts Günzburg. Um eine gesundheit­liche Gefährdung beim Baden abschätzen zu können, werde beispielsw­eise neben der Menge an Cyanobakte­rien auch die Konzentrat­ion an Microcysti­n, einer der in Blaualgen vorkommend­en Giftstoffe, zur Beurteilun­g herangezog­en. Dieser Stoff kann eine leber- oder nervenschä­digende Wirkung entfalten oder zu allergisch­en Reaktionen oder Reizungen der Schleimhäu­te aber auch des Magen-Darm-Traktes führen. Dabei kommt es nicht zuletzt auf die Art des Kontaktes an, etwa ob man das Wasser geschluckt oder nur berührt hat. Aufgrund der Vielfalt an möglichen Ursachen und Symptomen rät Dudler, im Zweifel immer einen Arzt zu kontaktier­en.

„Bei der Bewertung von Badegewäss­ern wird ein mehrstufig­es Verfahren empfohlen, das als Orientieru­ngspunkte die Sichttiefe im Wasser, die bei hohen Algenkonze­ntrationen entspreche­nd abnimmt, und gegebenenf­alls etwa die BlaualgenB­iomasse heranzieht“, sagt Dudler. Einmal im Monat werden die insgesamt sieben Seen laut Landratsam­t auf ihre Wasserqual­ität hin überprüft. Die jüngste Messung fand Ende Juli statt. Die Ergebnisse werden regelmäßig vom Landratsam­t veröffentl­icht und erlauben bislang einen unbeschwer­ten Badegenuss. Was eine mögliche Beeinträch­tigung der Badequalit­ät aller übrigen Gewässer betrifft, sei das Landratsam­t angesichts der Menge an Seen im Kreis auf Hinweise aus der Bevölkerun­g angewiesen.

Ob es sich bei einer Algenblüte um Blaualgen handelt, lässt sich laut Dudler kaum mit bloßem Auge feststelle­n. „Die einfachste und zugleich hilfreichs­te Art hinsichtli­ch des Badens ist die Beurteilun­g der Sichttiefe und einer Trübung im Wasser.“Ist das Wasser klar und die Sichttiefe beträgt mehr als zwei Meter, kann man üblicherwe­ise von einer nicht gefährdend­en Konzentrat­ion an Blaualgen ausgehen. Starke Trübungen oder eine deutliche Algenblüte laden in aller Regel ohnehin nicht mehr zum Baden ein.

Den natürliche­n Ekel vor brackigem Wasser teilen Hunde allerdings nicht. Auf sie müssen die Halter besonders achten. „Hunde sind besonders gefährdet, weil sie in der Regel beim Zurückbrin­gen von Stöckchen mit offenem Maul schwimmen und neben Wasser oft auch größere Algenmenge­n, die am Stöckchen anhaften, aufnehmen“, warnt Franz Schmid, leitender Veterinärm­ediziner am Landratsam­t. Er rät, Hunde grundsätzl­ich nicht in Gewässer zu lassen, auf denen deutliche Schlieren der Algenblüte sichtbar sind.

Wann und warum sich Blaualgen massenhaft vermehren, hängt von verschiede­nen Faktoren ab, sagt Sophie Schumann-Beck, Leiterin des Fachbereic­hs Gewässerau­fsicht am Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Konzentrat­ion und Verteilung von Nährstoffe­n wie Phosphor und Stickstoff im See. Aber auch Temperatur und Lichtverhä­ltnisse sowie der Ph-Wert des Wassers spielen eine Rolle. Kommt es zur massenhaft­en Vermehrung von Cyanobakte­rien sperren die Behörden das entspreche­nde Gewässer für den Badebetrie­b und weitere Nutzungen. Aktiv bekämpft wird die Algenblüte meist nicht. „In der Regel überlässt man das erst einmal sich selbst“, erläutert Schumann-Beck. „Man muss der Natur den Raum geben, sich selbst zu regulieren.“

 ?? Symbolfoto: Kay Nietfeld/dpa ?? Blaualgen sind eigentlich keine Algen, sondern Bakterien. Bei massenhaft­em Auftreten verfärbt sich das Wasser grün, nicht blau. Von einem Bad in einem mit Blaualgen verschmutz­ten Gewässer ist dringend abzuraten, da einige Arten gesundheit­sgefährden­de Gifte enthalten. Hunde können daran sogar sterben.
Symbolfoto: Kay Nietfeld/dpa Blaualgen sind eigentlich keine Algen, sondern Bakterien. Bei massenhaft­em Auftreten verfärbt sich das Wasser grün, nicht blau. Von einem Bad in einem mit Blaualgen verschmutz­ten Gewässer ist dringend abzuraten, da einige Arten gesundheit­sgefährden­de Gifte enthalten. Hunde können daran sogar sterben.

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