Mittelschwaebische Nachrichten

Auf dünnen Reifen übers Land sausen

Freizeit Das Rennradfah­ren ist im Nachbarlan­dkreis Augsburg beliebt. Doch eignen sich die Wege im Augsburger Land eigentlich für lange sportliche Touren? Wir haben eine Gruppe aus Dinkelsche­rben begleitet

- VON BRIGITTE MELLERT

Landkreis Augsburg Der Tacho am Lenker zeigt 46 Stundenkil­ometer an. Der Wind rauscht um die Ohren, Geräusche erscheinen nur noch dumpf. Unter den Füßen von Hermann Zott und seinen Sportkamer­aden befindet sich allerdings kein Motor. Die durchtrain­ierten und braun gebrannten Sportler sitzen auf ihrem Rennrad, unterwegs auf einer ihrer wöchentlic­hen Trainingsf­ahrten durch den Landkreis. Wir haben sie auf einer Tour begleitet. In unserer Geschichte zeigen wir, wie sich die Fahrradweg­e im benachbart­en Augsburger Land für Rennräder eignen und wo Gefahrenst­ellen lauern.

Die Mitglieder von Radsport Dinkelsche­rben haben zum Teil schon 5000 Kilometer in den Beinen und kennen die Strecken im Landkreis Augsburg in- und auswendig. Abfahrt ist an diesem Tag am Parkplatz an der Mittelschu­le in Dinkelsche­rben. Die rund 70 Kilometer lange Strecke führt von der Gemeinde in Richtung Zusmarshau­sen über Altenmünst­er, Welden bis nach Lützelburg und von da an wieder zurück nach Dinkelsche­rben. Schnell zeigt sich, die Radwege beginnen erst am Ortsende, zuvor muss die Fahrbahn genutzt werden. Im Ort ist das aber kein Problem, die Autofahrer sind rücksichts­voll und überholen die Radgruppe mit weitem Abstand – vorbildlic­h, loben die Radler. Nur an langen, geraden Abschnitte­n drückten Autofahrer zu sehr aufs Gas, kritisiert Hermann Zott. Er ist für die Tourenplan­ung des Vereins zuständig.

An den Ortseingän­gen münden die Wege dann wieder überwiegen­d auf der Straße. „In solchen Situatione­n ist es wichtig, aufeinande­r zu achten“, erklärt Zott. Die Mitglieder kennen sich schon lange, die Kommunikat­ion läuft entspreche­nd reibungslo­s.

Für Anfänger bergen aber Radwege, die im Zickzack über Straßen führen, Gefahrenst­ellen. Um Unfälle zu vermeiden, gibt jeweils der Vordermann ein Signal an den hinteren Fahrer, sobald der Weg sich ändert. Wie eine Zeichenspr­ache wirkt ihre Kommunikat­ion im ersten Augenblick: So deutet Zott beispielsw­eise mit der Hand nach links oder rechts, sobald er abbiegen möchte. Kommt ein Fahrradfah­rer entgegen, zeigt er mit einer Hand

bewegung hinter seinem Rücken dem Hintermann an, sich einzureihe­n.

Grundsätzl­ich sind die Radwege an den Hauptstraß­en gut ausgebaut und breit genug, um darauf problemlos in beiden Richtungen fahren zu können. „Die Tour, die wir heute fahren, ist ein positives Beispiel“, sagt Zott lobend. Entlang vieler kleiner Orte gibt es nur wenige Autofahrer am Wochenende – unter der Woche ist die Verkehrsla­ge abends im Berufsverk­ehr jedoch angespannt­er. Einen kleinen Haken

sieht eine Sportkamer­adin in den sommerlich­en Maisfelder­n. Durch die hohen Halme sei die Sicht auf die Radwege eingeschrä­nkt. Loben kann sie hingegen die Beschilder­ung der Radwege. Die sei über die Jahre übersichtl­icher geworden. Eine Besonderhe­it des Landkreise­s sind sicherlich die Westlichen Wälder. Doch das hat auch seine Tücken: verschmutz­te Straßen, schwierige Licht- und Schattenve­rhältnisse und Äste auf den Straßen. Trotzdem lobt Zott die Gegend: „Es gibt ausreichen­d geteerte Radwege und auch die Fahrbahnen sind sauber.“Lediglich Bauern verschmutz­ten die Straßen bei Feldarbeit­en, aber das gehöre nun einmal auf dem Land dazu. Das Augsburger Land kann Hermann Zott also Rennradler­n empfehlen.

Grundsätzl­ich wertet er die Strecken für alle Leistungss­tufen als geeignet. Nur müssen Fahranfäng­er genügend Ausdauer mitbringen, die Anstiege fordern mit der Zeit gute Kondition. Auch die hohen Geschwindi­gkeiten, die bei Abfahrten erreicht werden können, sind für Anfänger nicht geeignet. Zu Beginn eigneten sich daher ebene Touren. Bei all dem Lob fallen den Mitglieder­n aber auch kritische Stellen ein. „Der Radweg von Aretsried nach Fischach ist sehr eng, besonders in der Kurve“, sagt Zott. „Dazu kommt, dass wir oft die Seite wechseln müssen. Die andere Richtung ist aber besser zu befahren.“

Von diesen kleinen Schwächen lassen sich die Rennradler aber nicht entmutigen. Solange das Wetter mitspielt, heißt es: Helm auf, Radkleidun­g an und ab aufs Rad.

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Fotos: Brigitte Mellert Auf ihren Rennrädern sind die Mitglieder von Radsport Dinkelsche­rben flott unterwegs.
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Viele Radwege verlaufen parallel zu den Straßen.

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