Mittelschwaebische Nachrichten
Jugend aus Deutschland, Polen und Russland in der Blasmusik vereint
Bezirksjugendorchester Krumbacher besuchen ihre Freunde im polnischen Lopez
Krumbach/Lopez Mit der einwöchigen Reise ins rund 900 Kilometer entfernte Lopez in Polen vertieften die jungen Musikerinnen und Musiker vom Bezirks-Jugend-Blasorchester (BJO) des ASM Bezirks 11 erneut ihre freundschaftlichen Verbindungen zu der dortigen Jugendkapelle. Bereits Anfang 2018 musizierten die beiden Kapellen im Rahmen des deutsch-polnischen Jugendwerks in einem Gemeinschaftskonzert in Ursberg und noch in bester Erinnerung ist der großartige Auftritt der polnischen Jugendkapelle beim Bezirksmusikfest in Nattenhausen, wo der jetzt erfolgte Gegenbesuch vereinbart wurde. Bezirksdirigent Patrick Scheel, Leiter und Organisator des Projektorchesters mit jungen Musici im Alter von 13 bis 19 Jahren hatte keine Mühe, die 33 Aktiven für die siebentägige Reise Mitte August ins Nachbarland zu motivieren, obwohl eine zwölfstündige Omnibusfahrt bevorstand. Der diesmalige Jugendaustausch stand bei den Gastgebern ganz im Zeichen des 200. Geburtstages des Nationalkomponisten Stanislaw Moniuszko. Dieser Gedenktag ist dem gesamten polnischen Nachbarland ein ganzes Jubiläumsjahr wert und wird vom Kulturministerium Operninszenierungen und Konzerten, Ausstellungen, Kongressen ausgerichtet und mit einem Festival in Lopez gefeiert. Moniuszko war ein polnischer Adeliger, Komponist, Dirigent und Lehrer. Sein kompositorisches Schaffen umfasst vor allem Lieder und Opern, viele davon voller patriotischer Volksmelodien. Hierzulande kennt kaum jemand den neben Chopin bedeutendsten polnischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, was nicht zuletzt vorwiegend an der Sprachbarriere liegt. Schon beim Bezirksmusikfest übergab der Dirigent der Jugendkapelle Lopez, Dariusz Ledzion, Noten einiger Lieder des Komponisten an Scheel, die dann der bekannte deutsche Blasmusikkomponist Franz Watz für Blasorchester arrangierte. Daraus entstand das Musikstück als Medley über drei polnische Lieder mit dem Titel „Stanislaw Moniuszko – Portrait“und wurde in Form eines kompletten Notensatzes als Gastgeschenk den polnischen Freunden übergeben.
In einer ersten gemeinsamen Probenphase mit der Gastgeberkapelle, dem BJO und der Jugendkapelle Orkiestry Detej „Witiny“aus Weißrussland, galt es, dieses Stück und weitere Kompositionen einzustudieren. Das Fest Christi Himmelfahrt ist auch in Polen ein hoher Feiertag und wurde mit einer Parade zur Kirche, einem Gottesdienst und Kirchenkonzert feierlich gestaltet. Mit der Generalprobe zum Großkonzert „Festiwal Muzyczny Sacrum Non Profanum“zu Ehren des 1819 geborenen Komponisten bahnte sich der Höhepunkt für alle Beteiligten an. Zuvor traf noch Bezirksvorsitzender im Bezirk 11 Krumbach, Franz Alstetter ein und überbrachte bei einem Empfang durch den Bürgermeister von Lopez Grußworte in polnischer Sprache. Seitens des Kulturzentrums, des Bürgermeisters und der Landrätin erhielt Alstetter Urkunden als Zeichen des Dankes und der Anerkennung. Diese galten auch dem mitangereisten Leiter des regionalen deutsch-polnischen Jugendwerks, Michael Sell aus Babenhausen. Vor außergewöhnlicher Kulisse am Ostseestrand nahe des beliebten Ferienortes Trzesacz (zu deutsch Hoff a.d. Ostsee) und mit den Ruinen der bekannten Nikolaikirche im Hintergrund konzertierten unter freiem Himmel schließlich am Wochenende die drei Kapellen gemeinsam die Stücke, die sie eingeübt hatten. Das Festival vor einem außergewöhnlich großen Publikum wurde auch zu einer „ Swiatowa Parada Dyrygentow“(Weltparade) für insgesamt acht Dirigenten und namhaften Gemit sangssolisten. Neben Patrick Scheel traten abwechselnd Dariusz Ledzion von den Gastgebern sowie Kapellmeister aus Weißrussland, Israel, Belgien, Litauen und drei aus Russland ans Dirigentenpult, wobei Dirigent Piotr Kazimierz extra aus dem 9000 Kilometer entfernten Krasnojarsk (Zentralsibirien) anreiste. Solisten auf Saxofon und Trompete in den Reihen der Jugendkapellen aus Polen und Weißrussland bereicherten die dargebotenen Musikstücke wie die Gesangseinlagen der Sopranistin aus Weißrussland und dem stimmgewaltigen Tenor aus Polen. Frenetischer Beifall forderte Musiker und Sänger immer wieder zu Da Capo-Wiederholungen auf. Natürlich durften sich die Mitglieder des BJO mit Baden in der Ostsee, Stadtbummel, Schifffahrt und Discobesuch von den musikalischen Strapazen erholen.
Trotz gelegentlicher Sprachprobleme zogen Bezirksleiter Alstetter und BJO-Leiter Patrick Scheel ein uneingeschränkt positives Fazit aus der Begegnung auch mit dem Gedanken, damit einen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet zu haben. Mit den Plänen zu einem Besuch der Jugendkapelle in Montenegro, die schon beim Bezirksmusikfest auftrat, soll der Jugendaustausch weiter intensiviert werden.