Mittelschwaebische Nachrichten
Azubis unzufrieden
Studie Die Zahl der glücklichen Lehrlinge geht zurück. Arbeitszeiten sind ein Problem
Berlin/Nürnberg „Obwohl minderjährig, arbeite ich teilweise 12 Tage am Stück, drei Sonntage im Monat und auch an Feiertagen“, beschwert sich eine angehende Hotelfachfrau im Onlineforum „Dr. Azubi“. Eine andere klagt über ihre Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin, dass sie „vier Mal am Tag Kundentoiletten samt Kloschüssel und Pissoire putzen muss“. Die meisten Auszubildenden sind mit ihrer Lehrstelle „zufrieden“oder „sehr zufrieden“– doch im Ausbildungsreport, den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zum 14. Mal veröffentlicht hat, liegt der Anteil der Zufriedenen erstmals unter der Marke von 70 Prozent. Vor zehn Jahren seien es noch 75,5 Prozent gewesen.
Vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe hat einen schlechten Ruf, zeigt auch der DGB-Ausbildungsreport. Für ihre Studie hatte die Gewerkschaft mehr als 16000 Lehrlinge aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen befragt. Und 52 Prozent der Köche sowie 57 Prozent der Hotelfachleute gaben an, regelmäßig von Überstunden betroffen zu sein.
Laut Studie muss fast jeder achte Jugendliche unter 18 Jahren verbotenerweise mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten – vor einem Jahr war es nur jeder zehnte. „Die Auszubildenden dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden“, mahnte DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte. Ausbildungsberufe, in denen überlange Arbeitstage häufig vorkommen, haben oft eine hohe Abbrecherquote.
Ein weiteres Problem bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen ist die Tatsache, dass viele jungen Leute nur bedingt zum Ortswechsel bereit sind. Wegen dieser Ungleichgewichte ist der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, nur bedingt optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass es angesichts der großen Differenz zwischen Angebot und Ausbildungsplätzen und Ausbildungsplatzsuchenden am Ende ein Delta bleibt mit offenen Ausbildungsplätzen.“Dass jeder, der sucht, eine Lehrstelle bekommt – soweit wollte Scheele jedoch nicht gehen.
Ein Schwerpunkt des DGB-Ausbildungsreports lag in diesem Jahr auf der notwendigen Digitalisierung der Ausbildung – und auch hier scheint es erheblichen Nachholbedarf zu geben: Nach eigener Einschätzung werden lediglich 54 Prozent der Jugendlichen gezielt darauf vorbereitet, im Berufsalltag digitale Technologien zu nutzen.