Mittelschwaebische Nachrichten
Starker Start in Europa
Eishockey-Champions-League Augsburger Panther setzen sich in der ersten internationalen Partie im schwedischen Lulea im Penaltyschießen durch. Mitgereiste Fans peitschen ihr Team zum Sieg
Lulea Nur 85 Kilometer sind es vom schwedischen Lulea bis zum nördlichen Polarkreis. Es gibt im europäischen Profi-Eishockey keinen Klub, der näher am Nordpol beheimatet ist. Man kann also sagen, dass es die Panther bezüglich der Anreise besser erwischen hätten können, als die Gruppen der Champions Hockey League ausgelost wurden. So aber musste der Verein aus der Deutschen Eishockey Liga ein Flugzeug chartern, um seine Mannschaft, die Trainer und Betreuer sowie die umfangreiche Ausrüstung am Mittwoch erst nach Schweden und am Freitag weiter nach Belfast zu bringen. Dazwischen begann das Abenteuer CHL am Donnerstagabend mit einem knappen 3:2-Sieg gegen Lulea im Penaltyschießen. Dabei waren zwei Dinge augenfällig: Die Schweden haben zwar Probleme, ihre 6150 Zuschauer fassende Halle zu füllen. Dafür mangelt es ihnen nicht an Geld. Der Grund dafür heißt Jakob Porsér, 41. Dieser ist einer der Väter des legendären Computerspiels Minecraft. Das zugehörige Spieleentwickler-Unternehmen Mojang kaufte Microsoft im Jahr 2014 für 2,5 Milliarden Euro. Das machte Porsér zu einem sehr reichen Mann und bescherte dessen Lieblingsklub Lulea Hockey einen edlen Spender.
Dessen Geld wurde, das war am Donnerstag gut zu sehen und zu hören, einigermaßen sinnvoll ausgegeben. Nicht nur für die sechs Millionen Euro teure Sound-Anlage (das entspricht in etwa dem Etat der Panther), die wie ein akustischer Hurrikan durch die Gehörgänge fegte, sondern auch in das spielende Personal.
Lulea dominierte die Anfangsphase gegen Augsburg mit schnellem, schnörkellosem Eishockey und gab dem überragenden Olivier Roy im Panther-Tor reichlich Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Die Gäste ihrerseits hatten sich ganz offensichtlich vorgenommen, mit beherzter Zweikampfführung zu agieren. Sinnbildlich dafür ein Check von Mitch Callahan, der seinen Gegenspieler über die Bande auf dessen Bank zurückbeförderte. Der erste Treffer fiel angesichts dieser Ausgangslage etwas überraschend für die Panther. Jagesunder roslav Hafenrichter staubte zum 1:0 ab (9.). Er ist damit der erste CHLTorschütze in der Historie der Augsburger. Lulea reagierte cool und glich durch Petter Emanuelsson nahezu postwendend aus (12.). „Lulea ist gut aus der Kabine gekommen. Und uns hat es nicht geholfen, dass wir gleich einige Strafen kassiert haben. Aber wir haben diese Phase gut überstanden und sind sogar in Führung gegangen“, meinte Coach Tray Tuomie.
Augsburg operierte auch in der Folge zu oft auf der falschen Seite jener schmalen Grenze, die zwischen Härte und unsportlichem Verhalten liegt. Das dürfte auch Trainer Tray Tuomie den Seinen in der ersten Drittelpause gesagt haben, denn im zweiten Durchgang schalteten die Panther das Aggressivitätslevel um den entscheidenden Prozentpunkt zurück. Und plötzlich entwickelte sich eine offene Partie. Die Hausherren fanden das nicht ganz so gut. Zu erkennen war das unter anderem am Verhalten der beiden Trainer im Powerbreak, einer kurzen Werbepause Mitte jedes Drittels. Luleas Thomas Berglund tigerte wild gestikulierend durch seine Mannschaft, Tuomie stand mit verschränkten Armen entspannt auf der Bank und schwieg. Aber gerade, als die Panther alles im Griff zu haben schienen, fasste sich Karl Fabricius ein Herz, zog ab und brachte Lulea mit 2:1 in Führung (31.). Trotzdem: Die Panther waren jetzt ein gleichwertiger Gegner.
Die Schweden hatten zwar mehr vom Spiel, die Panther aber standen sicher in der Defensive und starteten immer wieder zu schnellen Kontern. Daran änderte sich auch im letzten Durchgang nichts. Und als Matt Fraser zum 2:2 ausglich (54.) brachen im AEV-Fanblock alle Dämme. Die rund 300 mitgereisten Augsburger hatten ohnehin schon längst das Kommando in der Halle übernommen. Weitere Treffer fielen bis zum Ablauf der regulären Spielzeit nicht mehr. Verlängerung: torlos. Das Penaltyschießen musste die Entscheidung bringen. Und dort traf Simon Sezemsky als zehnter Schütze zum ersten Sieg im ersten CHL-Spiel der Augsburger Panther. „Im Tor war Olivier Roy natürlich überragend, aber ich will heute eigentlich keinen aus der Mannschaft hervorheben. Alle haben hart für diesen Sieg gearbeitet“, freute sich Tuomie nach der Partie. Augsburg Roy – Lamb, Tölzer; Haase, McNeill; Valentine, Sezemsky, Rogl – Holzmann, LeBlanc, Callahan; Schmölz, Gill, Fraser; Sternheimer, Stieler, Payerl; Lambacher, Ullmann, Hafenrichter; Mayenschein