Mittelschwaebische Nachrichten
Akademie erklärt sich
Stockholm Reaktion auf Nobelpreis-Kritik
Stockholm Nach scharfer Kritik des Schriftstellers Sasa Stanisic hat die Schwedische Akademie ihre Entscheidung verteidigt, den Literaturnobelpreis an Peter Handke zu verleihen. „Die Schwedische Akademie hatte natürlich nicht die Absicht, einen Kriegstreiber und Leugner von Kriegsverbrechen oder Völkermord auszuzeichnen“, schrieb der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, in der gestern veröffentlichten Ausgabe der Zeitung Dagens Nyheter.
Der gebürtige Bosnier Stanisic, der 1992 nach Deutschland floh, hatte den 76-jährigen Handke anlässlich der Verleihung des Deutschen Buchpreises wegen dessen proserbischer Haltung scharf kritisiert: „Ich hatte das Glück, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt“, hatte Stanisic am Montagabend erklärt.
In Peter Handkes 1996 veröffentlichten Reisebericht „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“stelle der Autor „das Massaker in Srebrenica nicht infrage“, erklärte Mats Malm jetzt in Stockholm. Die Akademie habe auch keine Belege dafür gefunden, dass Peter Handke mit der Teilnahme an der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milosevic dem Blutvergießen Tribut gezollt, ein Monster verehrt oder Kriegsverbrechen geleugnet habe.
Der Österreicher Handke stand im Balkan-Konflikt auf der Seite Serbiens und hielt 2006 bei Milosevics Beerdigung eine Rede. Die Verleihung des Nobelpreises für 2019 an ihn am vergangenen Donnerstag stieß weltweit auf ein geteiltes Echo. Mats Malm reagierte jetzt auf das, was insbesondere das amerikanische PEN-Zentrum erklärt hatte: Handke habe den Tätern eines Völkermords öffentlich Beistand geleistet und als Schriftsteller hartnäckig Kriegsverbrechen infrage gestellt.