Mittelschwaebische Nachrichten
Abwasserverband: Wenig Freude vor 50 Jahren
Mit einem Rundgang über das Gelände der Kläranlage in Kötz ist das Jubiläum gefeiert worden. Dabei erinnerte sich einer der Initiatoren an Widerstände: „Jeder Staubsaugervertreter ist besser behandelt worden“
Kötz Man muss es wohl zugeben: Allzu viele Gedanken machen wir uns für gewöhnlich nicht. Es scheint alles selbstverständlich zu sein. So, wie das Trinkwasser aus dem Hahn fließt, so fließt das Abwasser wieder weg, landet dank eines verzweigten Kanalnetzes in einer Kläranlage und anschließend, sorgsam gereinigt, in Flüssen und Bächen. Klingt einfach, ist aber enorm aufwendig. Davon konnten sich geladene Gäste beim Rundgang über das Gelände der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Unteres Günztal in Kötz überzeugen. Vor 50 Jahren ist der Verband gegründet worden. Einer der Initiatoren war der seinerzeitige Ichenhauser Bürgermeister Walfred Kuhn. Bei einer Feier in der Günzhalle erinnerte Kuhn an die Widerstände, die es damals gegeben hatte.
Abwassermeister Johann Kempfle und sein Mitarbeiter Julian Beh führten die Besucher am frühen Donnerstagabend über das mehrere Hektar umfassende Gelände der Kläranlage in Kötz. Reinigungsbecken reiht sich an Reinigungsbecken, zahlreiche mechanische, biologische und chemische Prozesse sind nötig, ehe die zunächst braune Brühe wieder als klares Wasser in die Günz geleitet werden kann.
Optisch und geruchlich nicht jedermanns Sache ist die erste Station des Rundgangs, die Rechenanlage. In ihr werden allerlei Feststoffe aus dem ankommenden Abwasser geholt: Essensreste, Verpackungen, Damenbinden oder Ohrenstäbchen. Dinge, die nicht in die Toilette, sondern in die Mülleimer gehören, wie Kempfle und der Ichenhauser Bürgermeister Robert Strobel als Vorsitzender des Verbandes betonten. Es folgen der Sandfang, in dem Öle, Fette und Sand aus dem Abwasser geholt werden. Reihum sind weitere große Klärbecken angelegt – die Erläuterungen des Abwassermeisters eignen sich bestens für den Biologieund den Chemieunterricht.
Wenn es nicht gerade regnet, kommen etwa 50 Liter Abwasser pro Sekunde in der Kläranlage an. Aufs Jahr gesehen sind das rund 2,3 Millionen Kubikmeter. Um die 40 Stunden dauert es, bis das Abwasser wieder klar ist und in die Günz geleitet werden kann. „Trinken würde ich es nicht, aber die Werte sind besser als die der Günz“, erklärte Johann Kempfle.
Als Abfallprodukt der Reinigung bleibt Klärschlamm übrig. Er muss in einer weiteren Anlage zunächst entwässert werden und landet anschließend in einem Faulturm. Dort entsteht Methangas, das für die Heizung der zahlreichen Gebäude genutzt wird. Aufgrund verschärfter Umweltauflagen ist es immer schwieriger, Klärschlamm als Dünger an die Landwirte zu liefern. Deshalb soll demnächst eine neue Trocknungsanlage beschafft werden, um den Klärschlamm in Verbrennungsanlagen thermisch verwerten zu können, kündigte Robert Strobel an.
Bei der Feierstunde in der Günzhalle würdigte er die Weitsicht jener, die vor 50 Jahren gegen viele Widerstände den Zweckverband gegründet und damit einen „wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz geleistet haben“. Walfred Kuhn erinnerte sich, dass es Ärger nicht nur gegeben habe, wenn Kanalrohre durch landwirtschaftliche Flächen gelegt werden mussten. Häufig sei er derart angegangen worden, dass er gelegentlich überlegt habe, den Bettel hinzuwerfen. „Jeder Staubsaugervertreter ist besser behandelt worden.“Unterstützung habe es vor allem von Bruno Merk, Georg Simnacher und Hermann Gernert, damaliger Chef des Wasserwirtschaftsamts und Günzburger CSU-Stadtrat, gegeben.
Zum guten Schluss durfte Kuhn noch eine besondere Ehrung erfahren. Eigens für die 50-Jahr-Feier waren kunstvoll zwei Seiten im Goldenen Buch der Stadt Ichenhausen angelegt worden. Der Alt-Bürgermeister, der im Übrigen bald seinen 90. Geburtstag feiern kann, durfte sich dort ebenso verewigen wie Hans Klement, sein späterer Nachfolger als Ichenhauser Bürgermeister und Verbandsvorsitzender.