Mittelschwaebische Nachrichten
Weil Christoph von Schmid ablehnte
Der Name von Hirscher steht für fortschrittliche Pädagogik
Krumbach Als dem neuen Pfarrer von Oberstadion Christoph von Schmid 1817 durch den König von Württemberg der Lehrstuhl für Moral- und Pastoraltheologie in Tübingen angetragen wurde, lehnte er dieses Angebot ab, weil er lieber als Pfarrer und Schriftsteller wirken wollte. Die Stelle erhielt daraufhin der Repetent am Priesterseminar in Ellwangen Johann Baptist Hirscher, der dann segensreich zwanzig Jahre dort lehrte und zum Mitbegründer der Tübinger Schule wurde.
Johann Baptist Hirscher, geboren am 20. Januar 1788 in Alt-Egarten, Bodnegg nahe Ravensburg, als Bauernsohn, besuchte die Klosterschule der Prämonstratenser von Weißman. Das Kloster wurde 1803 aufgehoben und die Schule geschlossen. Johann Baptist Hirscher ging dann auf das Gymnasium in Konstanz und studierte ab 1807 Theologie an der Universität Freiburg/Breisgau. Sein Pastoraljahr, das Ignaz Heinrich von Wessenberg als Generalvikar von allen Weihekandidaten verlangte, absolvierte er in Meersburg.
Mit 22 Jahren 1810 zum Priester geweiht kam er zunächst als Kurat nach Röhlingen bei Ellwangen. Das Bistum Konstanz befand sich seit 1803 in der Auflösung. Es sollte noch bis 1828 dauern, dass mit den neuen Bistümern Rottenburg und Freiburg Nachfolgediözesen errichtet wurden. In Ellwangen befand sich zunächst das Priesterseminar im Königreich Württemberg und Hirscher übernahm 1812 die Stelle eines Repetenten, der die Aufgabe hatte, den Stoff der Vorlesungen nachzuarbeiten und zu vertiefen. Da bot es sich an, den Lehrstuhl in Tübingen anzunehmen. Bereits 1820 wurde ihm für sein Wirken der Ehrendoktor verliehen. 1835 erhielt der beliebte Professor das Ehrenkreuz der Württembergischen Krone und den persönlichen Adel.
Als er 1837 einen Ruf an die Universität Freiburg/Breisgau erhielt, verließ er Tübingen, um an die Universität zu gehen, wo er einst studiert hatte. Zahlreiche Veröffentlichungen festigten seinen Ruf als herausragenden Theologen. Er verfasste einen Katechismus, der in Konkurrenz zum Katechismus Christoph von Schmids erschien. Und wie nicht anders zu erwarten im Erzbistum Freiburg eingeführt wurde, obwohl der aus Augsburg stammende Erzbischof Demeter sich für den Katechismus Schmids eingesetzt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war von Hirscher bereits Domkapitular und seit 1850 Dekan des Domkapitels. Zwei seiner Bücher kamen auf den Index der verbotenen Bücher.
Große Verdienste erwarb sich Hirscher bei der Gründung von zwei Kinderheimen, in denen Waisenkinder Aufnahme fanden. Zur Finanzierung hat er seine Ersparnisse aufgebraucht und auch seine ansehnliche Kunstsammlung veräußerlicht. Der Name von Hirscher steht für fortschrittliche Pädagogik. Er lehnte stures Auswendiglernen ab. Der Stoff solle geistig durchdrungen werden. Mehrfach wurde er vom Großherzog in die 1. Kammer des Großherzogtums Baden berufen. 1863 zog er sich mit 75 Jahren von allen Ämtern zurück. Zwei Jahre später starb er und wurde in Freiburg/Breisgau bestattet.