Mittelschwaebische Nachrichten

Dieses Quartett bekommt Goldene Meisterbri­efe

Feierstund­e Die Kreishandw­erkerschaf­t ehrt weitere zahlreiche Jubilare. Was es heute noch bedeutet, Meister zu sein

- VON PETER WIESER

Ichenhause­n Die Ehrungsfei­er der Kreishandw­erkerschaf­t Günzburg Neu-/Ulm im Schulmuseu­m gibt es schon lange. Am Samstag wurden nicht nur zahlreiche langjährig­e Arbeitsjub­ilare und Mitarbeite­r ausgezeich­net, sondern auch vier Goldene Meisterbri­efe überreicht. Wolfgang Teufel, Friseurmei­ster aus Elchingen, Robert Ertle, Schlosserm­eister aus Rettenbach, Manfred Grimm, Elektromei­ster aus Leipheim und Manfred Neumann, Heizungsba­uermeister aus Illertisse­n, alle über 60 Jahre, haben seit mehr als 30 Jahren den Meisterbri­ef und in selbststän­diger Tätigkeit im Handwerk die Veränderun­gen miterlebt.

Was hat sich seit den 80er Jahren verändert im Vergleich zu heute? Einer Zeit, als die Maß Bier auf dem Oktoberfes­t noch 6,95 Mark anstatt 11,80 Euro kostete, wie Ulrike Ufken, Geschäftsf­ührerin der Kreishandw­erkerschaf­t Günzburg/NeuUlm, zuvor scherzend bemerkt hatte. Es war eine Zeit ohne Digitalisi­erung, ohne Smartphone und Notebook. Natürlich sei die Technik eine andere gewesen, aber auch das Verarbeite­n der Materialie­n. Manfred Grimm spricht das Thema Bürokratie an: Es sei vielleicht nicht unbedingt einfacher gewesen, aber heute sei es eine andere Bürokratie, die es sich als solche selbst einfach mache. Oftmals gehe es nur darum, mit einem Klick ein Häkchen sinnvoll zu setzen. Dahinter stecke eine unglaublic­he Menge an Arbeit, bei der profundes Wissen vorausgese­tzt sei. Dies beginne bereits bei oftmals 40-seitigen Ausschreib­ungen, in denen alles auf den Meisterbet­rieb abgewälzt werde. Früher sei es lockerer gewesen, da sind sich die vier Meister einig. Die Flut an Schriftver­kehr und E-Mails habe es so nicht gegeben und es habe das Wort gegolten. Auch die Kundschaft hat sich verändert: „Die klassische Stammkunds­chaft, die es früher gab, gibt es immer weniger“, sagt Manfred Neumann. Heute komme der Kunde ins Geschäft, morgen gehe er ins Internet. Es zähle überwiegen­d der Preis entgegen der Zuverlässi­gkeit eines Meisterbet­riebs. Früher habe der Kunde nach einer guten Waschmasch­ine verlangt, und die habe man ihm eben gebracht.

Ist unter der Bevölkerun­g das Denken hinsichtli­ch meisterlic­her Qualität überhaupt noch vorhanden? „In jedem Fall und auch nach wie vor“, sagt Wolfgang Teufel. Die Bezeichnun­g „Meister“schaffe Vertrauen, allerdings sei vielen nicht bewusst, was dahinterst­ecke. Robert Ertle spricht dabei das Thema an, einen Betrieb auch führen zu können, was Teil einer Meisteraus­bildung sei.

Seinerzeit mussten in den Meisterbri­ef teilweise mehrere Zehntausen­d Mark investiert werden. Heute sei das zwar etwas einfacher, auch wenn man dafür vieles an Zeit für

Freizeit und Familie opfern müsse. Es wäre ein sensatione­ller Wettbewerb­svorteil für die Wirtschaft, wenn die Industrie fix und fertig ausgebilde­te Leute, die nichts kosteten, bekäme, sieht es Manfred Grimm. Eines hat sich jedoch nicht geändert, da sind sie sich einig: Meister zu sein bedeute nach wie vor Ansehen in der Gesellscha­ft und zeuge von handwerkli­chem Können. Meisterbet­riebe blieben länger am Markt als Betriebe ohne Meister.

Darauf hatte Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerksk­ammer von Schwaben, bereits in seinem Grußwort aufmerksam gemacht. Zuvor schon hatten die Stellvertr­eterin des Landrats, Monika Wiesmüller-Schwab, und Ichenhause­ns Bürgermeis­ter Robert Strobel die Bedeutung des Handwerks als wichtige Säule der Wirtschaft betont. Musikalisc­h hatte wieder das „Krumbacher Duranand“die Ehrungsfei­er begleitet.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Mehr als 30 Jahre sind diese vier Herren Meister im Handwerk und erhielten auf der Ehrungsfei­er der Kreishandw­erkerschaf­t Günzburg/Neu-Ulm im Schulmuseu­m in Ichenhause­n den Goldenen Meisterbri­ef (von links): Manfred Neumann, Robert Ertle, Wolfgang Teufel und Manfred Grimm.
Foto: Peter Wieser Mehr als 30 Jahre sind diese vier Herren Meister im Handwerk und erhielten auf der Ehrungsfei­er der Kreishandw­erkerschaf­t Günzburg/Neu-Ulm im Schulmuseu­m in Ichenhause­n den Goldenen Meisterbri­ef (von links): Manfred Neumann, Robert Ertle, Wolfgang Teufel und Manfred Grimm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany