Mittelschwaebische Nachrichten
Dieses Quartett bekommt Goldene Meisterbriefe
Feierstunde Die Kreishandwerkerschaft ehrt weitere zahlreiche Jubilare. Was es heute noch bedeutet, Meister zu sein
Ichenhausen Die Ehrungsfeier der Kreishandwerkerschaft Günzburg Neu-/Ulm im Schulmuseum gibt es schon lange. Am Samstag wurden nicht nur zahlreiche langjährige Arbeitsjubilare und Mitarbeiter ausgezeichnet, sondern auch vier Goldene Meisterbriefe überreicht. Wolfgang Teufel, Friseurmeister aus Elchingen, Robert Ertle, Schlossermeister aus Rettenbach, Manfred Grimm, Elektromeister aus Leipheim und Manfred Neumann, Heizungsbauermeister aus Illertissen, alle über 60 Jahre, haben seit mehr als 30 Jahren den Meisterbrief und in selbstständiger Tätigkeit im Handwerk die Veränderungen miterlebt.
Was hat sich seit den 80er Jahren verändert im Vergleich zu heute? Einer Zeit, als die Maß Bier auf dem Oktoberfest noch 6,95 Mark anstatt 11,80 Euro kostete, wie Ulrike Ufken, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Günzburg/NeuUlm, zuvor scherzend bemerkt hatte. Es war eine Zeit ohne Digitalisierung, ohne Smartphone und Notebook. Natürlich sei die Technik eine andere gewesen, aber auch das Verarbeiten der Materialien. Manfred Grimm spricht das Thema Bürokratie an: Es sei vielleicht nicht unbedingt einfacher gewesen, aber heute sei es eine andere Bürokratie, die es sich als solche selbst einfach mache. Oftmals gehe es nur darum, mit einem Klick ein Häkchen sinnvoll zu setzen. Dahinter stecke eine unglaubliche Menge an Arbeit, bei der profundes Wissen vorausgesetzt sei. Dies beginne bereits bei oftmals 40-seitigen Ausschreibungen, in denen alles auf den Meisterbetrieb abgewälzt werde. Früher sei es lockerer gewesen, da sind sich die vier Meister einig. Die Flut an Schriftverkehr und E-Mails habe es so nicht gegeben und es habe das Wort gegolten. Auch die Kundschaft hat sich verändert: „Die klassische Stammkundschaft, die es früher gab, gibt es immer weniger“, sagt Manfred Neumann. Heute komme der Kunde ins Geschäft, morgen gehe er ins Internet. Es zähle überwiegend der Preis entgegen der Zuverlässigkeit eines Meisterbetriebs. Früher habe der Kunde nach einer guten Waschmaschine verlangt, und die habe man ihm eben gebracht.
Ist unter der Bevölkerung das Denken hinsichtlich meisterlicher Qualität überhaupt noch vorhanden? „In jedem Fall und auch nach wie vor“, sagt Wolfgang Teufel. Die Bezeichnung „Meister“schaffe Vertrauen, allerdings sei vielen nicht bewusst, was dahinterstecke. Robert Ertle spricht dabei das Thema an, einen Betrieb auch führen zu können, was Teil einer Meisterausbildung sei.
Seinerzeit mussten in den Meisterbrief teilweise mehrere Zehntausend Mark investiert werden. Heute sei das zwar etwas einfacher, auch wenn man dafür vieles an Zeit für
Freizeit und Familie opfern müsse. Es wäre ein sensationeller Wettbewerbsvorteil für die Wirtschaft, wenn die Industrie fix und fertig ausgebildete Leute, die nichts kosteten, bekäme, sieht es Manfred Grimm. Eines hat sich jedoch nicht geändert, da sind sie sich einig: Meister zu sein bedeute nach wie vor Ansehen in der Gesellschaft und zeuge von handwerklichem Können. Meisterbetriebe blieben länger am Markt als Betriebe ohne Meister.
Darauf hatte Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer von Schwaben, bereits in seinem Grußwort aufmerksam gemacht. Zuvor schon hatten die Stellvertreterin des Landrats, Monika Wiesmüller-Schwab, und Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel die Bedeutung des Handwerks als wichtige Säule der Wirtschaft betont. Musikalisch hatte wieder das „Krumbacher Duranand“die Ehrungsfeier begleitet.