Mittelschwaebische Nachrichten
Parkplatzärger bei der KRU
Messe Johanna Untersehr wirft Stadt und Veranstalter vor, nicht ausreichend auf die Bedürfnisse Gehbehinderter geachtet zu haben. Die weisen die Kritik von sich, wollen aber trotzdem reagieren
Johanna Untersehr wirft Stadt und Veranstalter vor, die Bedürfnisse Gehbehinderter nicht ausreichend bedacht zu haben. Die weisen die Kritik zurück.
Krumbach An die Gewerbeschau KRU hat Johanna Untersehr keine gute Erinnerung. Eigentlich wollte sie am Sonntagnachmittag nur mit ihrer Tochter ein bisschen raus, um bei sonnigem Herbstwetter die Mittelschwabenschau zu genießen. Die Tochter ist 31 Jahre alt und nach einem schweren Unfall gehbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen. Doch als Untersehr mit ihrer Tochter im Auto nach Krumbach kam, suchte sie vergeblich nach einem Behindertenparkplatz. Eigentlich, so dachte sie, müssten doch am Rathaus entsprechende Plätze vorgehalten sein, doch aufgrund der Baustelle in der Buchstraße sind die Parkplätze am Rathaus derzeit nicht nutzbar. Letztlich habe sie auf dem privaten Grund eines nahe gelegenen Steinmetzbetriebs geparkt, wo zumindest ausreichend Platz war, um die Tochter vom Auto in den bereitgestellten Rollstuhl zu setzen. Verärgert über die aus ihrer Sicht mangelhafte Vorsorge habe sie sich vorgenommen, einmal bei den Veranstaltern genauer nachzufragen, wo Behindertenparkplätze ausgewiesen seien, sagt Untersehr. HansPeter Ziegler, Vorsitzender des Gewerbeund Handelsvereins Krumbach sei gar nicht auf sie und ihr Anliegen eingegangen, sondern habe ihr gesagt, dies liege in der Verantwortung der Stadt. Der Bürgermeister hingegen erklärte, der Veranstalter, also der Gewerbe- und Handelsverein sei für die Bereitstellung der Parkplätze verantwortlich. Untersehr wurde daraufhin sauer und zerrte den Bürgermeister vor die Tür des Stadtsaals, wo ihre Tochter im Rollstuhl wartete. Er solle ihrer Tochter ins Gesicht sagen, dass es für sie keinen Parkplatz auf der KRU gebe, schimpfte Untersehr. „Ich habe weder eine befriedigende Antwort noch eine Entschuldigung erhalten. Meine Tochter hat aber auch ein Recht, diese Veranstaltung zu sehen“, sagt sie. Menschlich sei sie sehr enttäuscht. Sie wolle sich nicht so abfertigen lassen.
Bürgermeister Hubert Fischer reagiert mit Unverständnis auf das Verhalten Untersehrs. Er habe sich gerade unterhalten, als er lautstark angegangen worden sei. Auf diesem Niveau wolle er sich nicht unterhalten. Abgesehen davon gebe es eine Reihe von Behindertenparkplätzen vor den Ämtern in der unmittelbaren Umgebung rund um den Stadtsaal. „Ich kenne aber keine Stadt, die nur alle vier Jahre eine solche Veranstaltung auf die Beine stellt und eine ausreichende Anzahl an Behindertenparkplätzen vorweisen kann.“Bei größeren Veranstaltungen in der Innenstadt gebe es auch nicht mehr Behindertenparkplätze. „Wir können die Infrastruktur in der Stadt ja nicht auf einen eventuellen Maximalfall ausrichten“, erklärt Fischer. Das bestätigt auch Ordnungsamtsleiter Matthias Vogel. Seitens des Landratsamtes sei als Auflage für die Veranstalter lediglich vorgeschrieben „ausreichend Parkplätze zur Verfügung zu stellen“, zitiert Vogel die Anordnung. Weder die Stadt noch der Veranstalter könnten aber im Voraus wissen, wie viele Menschen mit Behinderung zu der Veranstaltung kommen. Es sei unmöglich hier ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Vogel kritisiert das forsche Auftreten Untersehrs. „Ich habe in der Stadt mit vielen Rollstuhlfahrern in Sachen Barrierefreiheit zu tun und wir freuen uns über jede Kritik, aber sie muss sachlich bleiben. Der Ton macht die Musik.“
Dem pflichtet Hans-Peter Ziegler bei. Dennoch habe er zusammen mit Ordnungsamtsleiter Vogel besprochen, bei der nächsten KRU auf die Kritik einzugehen und fünf weitere Parkplätze für Rollstuhlfahrer abzusperren. Auch im Vorfeld soll durch entsprechende Hinweise im Internet und auf Flyern auf diese Parkplätze sowie die Behindertenparkplätze im Umfeld des Geländes aufmerksam gemacht werden. Darüber hinaus soll auch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln stärker beworben und ein ZweiradParkplatz eingerichtet werden. „Wir hatten ja insgesamt zu wenig Parkplätze“, sagt Ziegler. Sonntagnachmittag um zwei tue sich jeder Veranstalter schwer, zu seiner Hauptzeit ausreichend Plätze vorzuhalten. Er will sich nicht vorwerfen lassen, das Thema Inklusion zu ignorieren. In den Zelten habe man bewusst eine Gangbreite von drei Metern gewählt und zusätzlich zu der Behindertentoilette im Stadtsaal noch einen barrierefreien Toilettenwagen aufgestellt.