Mittelschwaebische Nachrichten
Arbeitslosigkeit in Schwaben sinkt nicht mehr
In Deutschland ist die Zahl der Jobsucher im November auf ein Rekordtief gefallen. Aber in Süddeutschland sieht es mancherorts inzwischen anders aus. Das liegt vor allem an einer Branche
Nürnberg Über Jahre ist die Arbeitslosigkeit in Bayern gefallen. Die Quote der Jobsuchenden hat ein sehr niedriges Niveau erreicht. Und doch hat sich in zwei Regionen der Wind leicht gedreht. In der Oberpfalz und in Schwaben hat die Arbeitslosigkeit im November im Vergleich zum Vorjahr zugelegt, wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit berichtet. In einigen Landkreisen sind inzwischen deutlich mehr Bürger auf Jobsuche. Die wirtschaftlichen Probleme vor allem in der Industrie zeigen damit Auswirkungen.
Bundesweit ist die Arbeitslosigkeit erstaunlicherweise weiter im Sinkflug. Im November seien 24 000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet gewesen als einen Monat zuvor, berichtete die Bundesarbeitsagentur. „Der Rückgang ist für einen November eher groß“, zeigte sich Detlef Scheele, der Chef der Bundesarbeitsagentur, überrascht. Die Arbeitslosenquote blieb bundesweit stabil bei 4,8 Prozent. In Süddeutschland gibt es dagegen mancherorts Dämpfer.
Die aktuelle konjunkturelle Schwäche sei am Arbeitsmarkt durchaus spürbar, berichtete ScheeUrsache ist die Industrie: In den stark industrialisierten Gegenden vor allem in Süddeutschland habe die Schwäche in der Metall- und Elektroindustrie auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Das bestätigt auch Olga Saitz, Sprecherin der Regionaldirektion Bayern. „In exportabhängigen Branchen, gerade im verarbeitenden Gewerbe, zeichnet sich der Abschwung ab“, sagt sie. Dazu gehören die Autoindustrie oder der Maschinenbau. In der Oberpfalz und in Schwaben hat die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum November vor einem Jahr sole.
Arbeitslose in Deutschland im November 2019 gar zugelegt. In Schwaben lag die Zahl der Jobsuchenden diesen November bei rund 27770 – das sind mehr als vor einem Jahr; die Arbeitslosenquote stieg in dem Zeitraum von 2,5 auf 2,6 Prozent.
In einigen Kreisen in Schwaben macht sich der Anstieg klar bemerkbar. Zum Beispiel in Memmingen. Dort suchten im November 152 mehr Menschen einen Job als vor einem Jahr, insgesamt waren es 820. Die Arbeitslosenquote in Memmingen stieg damit im Vergleich zum Vorjahr von 2,7 Prozent auf 3,3 Prozent. Es gibt weitere Kreise, in denen die Arbeitslosenquote zulegte: Aichach-Friedberg, AugsburgStadt, Dillingen, Donau-Ries, Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgäu. Auch im oberbayerischen Neuburg-Schrobenhausen legte die Quote zu. Bundesweit gibt es einen Trend zu mehr Kurzarbeit.
Auffällig sei in Bayern zudem, dass unter den Arbeitslosen mehr Menschen sind, die eben ihren Job verloren haben und nun die klassische Arbeitslosenversicherung beziehen. Der Anteil der Hartz-IVEmpfänger an den Arbeitslosen sinkt dagegen, berichtet Saitz. „Arbeitslosigkeit betrifft zudem nicht nur Helfer, sondern zunehmend Fachkräfte“, sagt sie. „Für Fachkräfte
ist es aber immer noch leichter, eine neue Stelle zu finden als für Helfer“, betont Saitz. Bundesweit ist die Zahl der offenen Stellen nach wie vor hoch.
Überhaupt kann von einer Krise oder gar von Massenarbeitslosigkeit keine Rede sein. „Insgesamt haben wir einen stabilen Arbeitsmarkt“, sagt Saitz. Das liegt an Boombranchen wie der Gesundheitsbranche, der Informations- und Kommunikationstechnologie
„Insgesamt haben wir einen stabilen Arbeitsmarkt.“
Olga Saitz, Bundesarbeitsagentur Bayern
und dem Bau. „Hier erfolgt nach wie vor ein starker Aufbau an Arbeitsplätzen.“
Von Krisenjahren wie 2005, als sich die Arbeitslosenquote im Freistaat der Acht-Prozent-Marke näherte, ist Bayern also meilenweit entfernt. Im November lag die Quote stabil bei 2,7 Prozent.
Die Aussichten sind zudem gut: „Aufgrund der immer knapper werdenden Arbeitskräfte ist von größeren Zunahmen der Arbeitslosigkeit nicht auszugehen“, berichtet die Arbeitsagentur Bayern. „Der Aufwärtstrend der Beschäftigung wird sich fortsetzen.“