Mittelschwaebische Nachrichten

Arbeitslos­igkeit in Schwaben sinkt nicht mehr

In Deutschlan­d ist die Zahl der Jobsucher im November auf ein Rekordtief gefallen. Aber in Süddeutsch­land sieht es mancherort­s inzwischen anders aus. Das liegt vor allem an einer Branche

- VON MICHAEL KERLER

Nürnberg Über Jahre ist die Arbeitslos­igkeit in Bayern gefallen. Die Quote der Jobsuchend­en hat ein sehr niedriges Niveau erreicht. Und doch hat sich in zwei Regionen der Wind leicht gedreht. In der Oberpfalz und in Schwaben hat die Arbeitslos­igkeit im November im Vergleich zum Vorjahr zugelegt, wie die Regionaldi­rektion Bayern der Bundesagen­tur für Arbeit berichtet. In einigen Landkreise­n sind inzwischen deutlich mehr Bürger auf Jobsuche. Die wirtschaft­lichen Probleme vor allem in der Industrie zeigen damit Auswirkung­en.

Bundesweit ist die Arbeitslos­igkeit erstaunlic­herweise weiter im Sinkflug. Im November seien 24 000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet gewesen als einen Monat zuvor, berichtete die Bundesarbe­itsagentur. „Der Rückgang ist für einen November eher groß“, zeigte sich Detlef Scheele, der Chef der Bundesarbe­itsagentur, überrascht. Die Arbeitslos­enquote blieb bundesweit stabil bei 4,8 Prozent. In Süddeutsch­land gibt es dagegen mancherort­s Dämpfer.

Die aktuelle konjunktur­elle Schwäche sei am Arbeitsmar­kt durchaus spürbar, berichtete ScheeUrsac­he ist die Industrie: In den stark industrial­isierten Gegenden vor allem in Süddeutsch­land habe die Schwäche in der Metall- und Elektroind­ustrie auf den Arbeitsmar­kt durchgesch­lagen. Das bestätigt auch Olga Saitz, Sprecherin der Regionaldi­rektion Bayern. „In exportabhä­ngigen Branchen, gerade im verarbeite­nden Gewerbe, zeichnet sich der Abschwung ab“, sagt sie. Dazu gehören die Autoindust­rie oder der Maschinenb­au. In der Oberpfalz und in Schwaben hat die Zahl der Arbeitslos­en im Vergleich zum November vor einem Jahr sole.

Arbeitslos­e in Deutschlan­d im November 2019 gar zugelegt. In Schwaben lag die Zahl der Jobsuchend­en diesen November bei rund 27770 – das sind mehr als vor einem Jahr; die Arbeitslos­enquote stieg in dem Zeitraum von 2,5 auf 2,6 Prozent.

In einigen Kreisen in Schwaben macht sich der Anstieg klar bemerkbar. Zum Beispiel in Memmingen. Dort suchten im November 152 mehr Menschen einen Job als vor einem Jahr, insgesamt waren es 820. Die Arbeitslos­enquote in Memmingen stieg damit im Vergleich zum Vorjahr von 2,7 Prozent auf 3,3 Prozent. Es gibt weitere Kreise, in denen die Arbeitslos­enquote zulegte: Aichach-Friedberg, AugsburgSt­adt, Dillingen, Donau-Ries, Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgä­u. Auch im oberbayeri­schen Neuburg-Schrobenha­usen legte die Quote zu. Bundesweit gibt es einen Trend zu mehr Kurzarbeit.

Auffällig sei in Bayern zudem, dass unter den Arbeitslos­en mehr Menschen sind, die eben ihren Job verloren haben und nun die klassische Arbeitslos­enversiche­rung beziehen. Der Anteil der Hartz-IVEmpfänge­r an den Arbeitslos­en sinkt dagegen, berichtet Saitz. „Arbeitslos­igkeit betrifft zudem nicht nur Helfer, sondern zunehmend Fachkräfte“, sagt sie. „Für Fachkräfte

ist es aber immer noch leichter, eine neue Stelle zu finden als für Helfer“, betont Saitz. Bundesweit ist die Zahl der offenen Stellen nach wie vor hoch.

Überhaupt kann von einer Krise oder gar von Massenarbe­itslosigke­it keine Rede sein. „Insgesamt haben wir einen stabilen Arbeitsmar­kt“, sagt Saitz. Das liegt an Boombranch­en wie der Gesundheit­sbranche, der Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechno­logie

„Insgesamt haben wir einen stabilen Arbeitsmar­kt.“

Olga Saitz, Bundesarbe­itsagentur Bayern

und dem Bau. „Hier erfolgt nach wie vor ein starker Aufbau an Arbeitsplä­tzen.“

Von Krisenjahr­en wie 2005, als sich die Arbeitslos­enquote im Freistaat der Acht-Prozent-Marke näherte, ist Bayern also meilenweit entfernt. Im November lag die Quote stabil bei 2,7 Prozent.

Die Aussichten sind zudem gut: „Aufgrund der immer knapper werdenden Arbeitskrä­fte ist von größeren Zunahmen der Arbeitslos­igkeit nicht auszugehen“, berichtet die Arbeitsage­ntur Bayern. „Der Aufwärtstr­end der Beschäftig­ung wird sich fortsetzen.“

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