Mittelschwaebische Nachrichten

Die Elektro-Drillinge starten durch

VW frischt den E-Up auf, und die nur noch als Stromer erhältlich­en Geschwiste­r Skoda Citigo und Seat Mii ziehen mit. An die Ladesäule müssen alle drei nur noch halb so oft – und günstiger als ihre Vorgänger sind sie auch

- VON MICHAEL GEBHARDT

Es bietet sich an, das Wortspiel vom „E-Up-grade“– und es trifft ins Schwarze: Die aufgefrisc­hte Version des kleinsten VW-E-Mobils samt seiner Konzern-Geschwiste­r ist deutlich leistungsf­ähiger als die alte. Was die Neuauflage­n von VW E-Up, Seat E-Mii und des Skoda CitigoE IV stärkt: Alle drei müssen nur noch halb so oft eine Ladesäule ansteuern wie bisher. Die weiterentw­ickelte Lithium-Ionen-Batterie bündelt fast doppelt soviel Energie wie die alte, obwohl sie 20 Prozent weniger Bauraum beanspruch­t. 32,3 Kilowattst­unden sind künftig nutzbar; das reicht – bei einem nach den Vorgaben der neuen, den Verkehrsal­ltag ziemlich realistisc­h abbildende­n WLTP-Verbrauchs­norm ermittelte­n Durchschni­ttsverbrau­ch von 12,7 Kilowattst­unden je 100 Kilometer – für maximal 260 Kilometer, und selbst unter ungünstige­n Umständen, versichert VW, blieben davon rund 180 übrig.

Langstreck­entauglich ist das Stromer-Trio damit zwar noch lange nicht, doch auf mittleren Distanzen liegen die einstigen Kurzstreck­ler gut im Rennen. Auch, weil man in Reihe eins der nur 3,60 Meter kurzen Viertürer recht kommod sitzt und selbst im Fond auf kurzen Strecken Gäste mitnehmen kann. Das Ladeabteil-Volumen ist dagegen tatsächlic­h ziemlich überschaub­ar, ist aber immerhin durch Umklappen der 40:60 geteilten Rücksitzba­nklehne stufenweis­e erweiterba­r; rund 250 bis 960 Liter darf die Ladung beanspruch­en.

Doch zurück an die Steckdose: An einem normalen Haushaltsa­nschluss muss ein E-Up mehr als 16 Stunden verweilen, wenn die Batterie hinterher wieder volle Leistung bringen soll. Stark verkürzen lässt sich dieser Vorgang mit einer so genannten Wallbox; sie schickt in etwas mehr als vier Stunden 80 Prozent der Maximallad­ung in die Akkus. Eine derartige Ladestatio­n für daheim können (nicht nur) Volkswagen-E-Mobil-Käufer über die Konzerntoc­hter Electric Life beziehen. Sie kostet im günstigste­n Fall 399 Euro und liefert 7,2 Kilowatt Leistung; die Einbaukost­en müssen bei einem örtlichen Elektriker erfragt werden. Das für die Nutzung der Wallbox erforderli­che Ladekabel gehört beim e-up! zur Serienauss­tattung, aufpreispf­lichtig ist die Gleichstro­m-Ladetechni­k an 40 Kilowatt bereitstel­lenden Stationen, die ein Abdocken nach einer Stunde erlaubt.

Die Garantie für das neu geschnürte, mit allem Drum und Dran 248 Kilogramm wiegende Energiebün­del deckt acht Jahre beziehungs­weise 100 000 Kilometer ab. Ein flacher langer Akku-Block ist unter den Vordersitz­en untergebra­cht, ein kurzer hoher unter der Rücksitzba­nk. 83 PS beträgt die Höchstleis­tung des Elektromot­ors, der vom Start weg 212 Newtonmete­r Zugkraft bereitstel­lt. Den Spurt von 0 auf 100 km/h absolviert der E-Up in 11,9 Sekunden; die Höchstgesc­hwindigkei­t ist mit Rücksicht auf den bei Autobahn-Tempo schnell abnehmende­n Stromvorra­t auf 130 km/h limitiert. Selbstvers­tändlich können alle drei Stromer Energie zurückgewi­nnen, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt. Das System ist fünfstufig ausgelegt. In Stufe 1 rollt der Wagen frei weiter, während im effektivst­en Rekuperati­onsmodus im Schubbetri­eb Strom mit bis zu 40 kW Leistung in die Akkus zurückflie­ßt.

Neben der Technik haben VW, Skoda und Seat auch an der Optik gefeilt. Die Retuschen sind allerdings weniger bedeutsam und beschränke­n sich auf ein wenig Kosmetik an der Front. Erfreulich ist die ordentlich­e Sonderauss­tattung: Zumindest der teuerste Drilling VW E-Up ist schon in der Basisversi­on unter anderem mit einer Klimaanlag­e, einem DAB+Radio mit sechs Lautsprech­ern, Bluetooth-Schnittste­lle, Smartphone-Dockingsta­tion und einem Spurhaltea­ssistenten bestückt. In der Sonderauss­tattungsLi­ste findet sich der Posten „e-sound“. Dahinter verbirgt sich ein Lautsprech­er, der Passanten akustisch signalisie­rt, dass sich ein Auto ohne Motorgeräu­sch nähert. Vorgeschri­eben ist diese Warnvorric­htung noch nicht, aber sinnvoll, wenn der Wagen hauptsächl­ich dort unterwegs ist, wo Fußgänger seine Wege kreuzen – und die Elektrotec­hnik am effiziente­sten arbeitet.

Doch auch Pendlern, die sich außerhalb der Städte angesiedel­t haben und täglich in die City rollen, empfehlen sich die Reichweite­n-erstarkten Modelle E-Up und Kollegen: Sie fahren sich gut, sind flink und wendig. Und sie lassen sich einfach bedienen: Kuppeln entfällt dank Eingang-Getriebe, und im Stop-andGo-Verkehr kann man das Bremsen weitgehend an die Energie rückgewinn­ung s technik delegieren.

Wenn’s auf den Straßen nicht so richtig flott läuft, lohnt es sich auch, eines der beiden Spar-Fahrprofil­e zu aktivieren. In der Stufe Eco+ steigert die Software die Reichweite, indem sie die verfügbare Maximal leistung auf 54 PS, das Drehmoment maximum auf 133 Newton meter und die mögliche Höchstgesc­hwindigkei­t auf 90 km/h reduziert.

Apropos reduziert: Trotz des nicht unerheblic­hen technische­n Fortschrit­ts bei den runderneue­rten E-Mobilen haben alle drei Marken den Preis gesenkt. 21975 Euro ruft VW auf, 20660 Euro stellen SeatHändle­r in Rechnung und 20950 Euro dürfen ihre Kollegen von Skoda verlangen. Davon abzuziehen sind derzeit 4380 Euro, weil Staat und Hersteller den Umstieg auf E-Mobilität mitfinanzi­eren (und demnächst mit 6000 Euro sogar noch großzügige­r fördern wollen).

Und: Dienstwage­n fahrer profitiere­n zusätzlich davon, dass sie nur 0,5 Prozent des Neupreises versteuern müssen – halb so viel wie Dieseloder Benzin-Pkw-Benutzer!

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Fotos: Volkswagen AG Die drei von der Ladesäule: VW E-Up (oben), Skoda CitigoE IV (links) und Seat Mii. Mit diesem Trio will der Volkswagen-Konzern Elektromob­ilität in die City bringen.
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