Mittelschwaebische Nachrichten
Die Elektro-Drillinge starten durch
VW frischt den E-Up auf, und die nur noch als Stromer erhältlichen Geschwister Skoda Citigo und Seat Mii ziehen mit. An die Ladesäule müssen alle drei nur noch halb so oft – und günstiger als ihre Vorgänger sind sie auch
Es bietet sich an, das Wortspiel vom „E-Up-grade“– und es trifft ins Schwarze: Die aufgefrischte Version des kleinsten VW-E-Mobils samt seiner Konzern-Geschwister ist deutlich leistungsfähiger als die alte. Was die Neuauflagen von VW E-Up, Seat E-Mii und des Skoda CitigoE IV stärkt: Alle drei müssen nur noch halb so oft eine Ladesäule ansteuern wie bisher. Die weiterentwickelte Lithium-Ionen-Batterie bündelt fast doppelt soviel Energie wie die alte, obwohl sie 20 Prozent weniger Bauraum beansprucht. 32,3 Kilowattstunden sind künftig nutzbar; das reicht – bei einem nach den Vorgaben der neuen, den Verkehrsalltag ziemlich realistisch abbildenden WLTP-Verbrauchsnorm ermittelten Durchschnittsverbrauch von 12,7 Kilowattstunden je 100 Kilometer – für maximal 260 Kilometer, und selbst unter ungünstigen Umständen, versichert VW, blieben davon rund 180 übrig.
Langstreckentauglich ist das Stromer-Trio damit zwar noch lange nicht, doch auf mittleren Distanzen liegen die einstigen Kurzstreckler gut im Rennen. Auch, weil man in Reihe eins der nur 3,60 Meter kurzen Viertürer recht kommod sitzt und selbst im Fond auf kurzen Strecken Gäste mitnehmen kann. Das Ladeabteil-Volumen ist dagegen tatsächlich ziemlich überschaubar, ist aber immerhin durch Umklappen der 40:60 geteilten Rücksitzbanklehne stufenweise erweiterbar; rund 250 bis 960 Liter darf die Ladung beanspruchen.
Doch zurück an die Steckdose: An einem normalen Haushaltsanschluss muss ein E-Up mehr als 16 Stunden verweilen, wenn die Batterie hinterher wieder volle Leistung bringen soll. Stark verkürzen lässt sich dieser Vorgang mit einer so genannten Wallbox; sie schickt in etwas mehr als vier Stunden 80 Prozent der Maximalladung in die Akkus. Eine derartige Ladestation für daheim können (nicht nur) Volkswagen-E-Mobil-Käufer über die Konzerntochter Electric Life beziehen. Sie kostet im günstigsten Fall 399 Euro und liefert 7,2 Kilowatt Leistung; die Einbaukosten müssen bei einem örtlichen Elektriker erfragt werden. Das für die Nutzung der Wallbox erforderliche Ladekabel gehört beim e-up! zur Serienausstattung, aufpreispflichtig ist die Gleichstrom-Ladetechnik an 40 Kilowatt bereitstellenden Stationen, die ein Abdocken nach einer Stunde erlaubt.
Die Garantie für das neu geschnürte, mit allem Drum und Dran 248 Kilogramm wiegende Energiebündel deckt acht Jahre beziehungsweise 100 000 Kilometer ab. Ein flacher langer Akku-Block ist unter den Vordersitzen untergebracht, ein kurzer hoher unter der Rücksitzbank. 83 PS beträgt die Höchstleistung des Elektromotors, der vom Start weg 212 Newtonmeter Zugkraft bereitstellt. Den Spurt von 0 auf 100 km/h absolviert der E-Up in 11,9 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit ist mit Rücksicht auf den bei Autobahn-Tempo schnell abnehmenden Stromvorrat auf 130 km/h limitiert. Selbstverständlich können alle drei Stromer Energie zurückgewinnen, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt. Das System ist fünfstufig ausgelegt. In Stufe 1 rollt der Wagen frei weiter, während im effektivsten Rekuperationsmodus im Schubbetrieb Strom mit bis zu 40 kW Leistung in die Akkus zurückfließt.
Neben der Technik haben VW, Skoda und Seat auch an der Optik gefeilt. Die Retuschen sind allerdings weniger bedeutsam und beschränken sich auf ein wenig Kosmetik an der Front. Erfreulich ist die ordentliche Sonderausstattung: Zumindest der teuerste Drilling VW E-Up ist schon in der Basisversion unter anderem mit einer Klimaanlage, einem DAB+Radio mit sechs Lautsprechern, Bluetooth-Schnittstelle, Smartphone-Dockingstation und einem Spurhalteassistenten bestückt. In der SonderausstattungsListe findet sich der Posten „e-sound“. Dahinter verbirgt sich ein Lautsprecher, der Passanten akustisch signalisiert, dass sich ein Auto ohne Motorgeräusch nähert. Vorgeschrieben ist diese Warnvorrichtung noch nicht, aber sinnvoll, wenn der Wagen hauptsächlich dort unterwegs ist, wo Fußgänger seine Wege kreuzen – und die Elektrotechnik am effizientesten arbeitet.
Doch auch Pendlern, die sich außerhalb der Städte angesiedelt haben und täglich in die City rollen, empfehlen sich die Reichweiten-erstarkten Modelle E-Up und Kollegen: Sie fahren sich gut, sind flink und wendig. Und sie lassen sich einfach bedienen: Kuppeln entfällt dank Eingang-Getriebe, und im Stop-andGo-Verkehr kann man das Bremsen weitgehend an die Energie rückgewinnung s technik delegieren.
Wenn’s auf den Straßen nicht so richtig flott läuft, lohnt es sich auch, eines der beiden Spar-Fahrprofile zu aktivieren. In der Stufe Eco+ steigert die Software die Reichweite, indem sie die verfügbare Maximal leistung auf 54 PS, das Drehmoment maximum auf 133 Newton meter und die mögliche Höchstgeschwindigkeit auf 90 km/h reduziert.
Apropos reduziert: Trotz des nicht unerheblichen technischen Fortschritts bei den runderneuerten E-Mobilen haben alle drei Marken den Preis gesenkt. 21975 Euro ruft VW auf, 20660 Euro stellen SeatHändler in Rechnung und 20950 Euro dürfen ihre Kollegen von Skoda verlangen. Davon abzuziehen sind derzeit 4380 Euro, weil Staat und Hersteller den Umstieg auf E-Mobilität mitfinanzieren (und demnächst mit 6000 Euro sogar noch großzügiger fördern wollen).
Und: Dienstwagen fahrer profitieren zusätzlich davon, dass sie nur 0,5 Prozent des Neupreises versteuern müssen – halb so viel wie Dieseloder Benzin-Pkw-Benutzer!