Mittelschwaebische Nachrichten

Alte EC-Karten dürfen nicht in Tonne

Müllentsor­gung Wenn Chipkarten ablaufen, müssen sie entsorgt werden. Aber nicht im Hausmüll: Die Plastiktei­le fallen in die gleiche Kategorie wie etwa ein kaputter Toaster

- VON VERONIKA LINTNER

Augsburg Laut Gesetz ist eine abgelaufen­e EC-Karte so etwas wie ein kaputter Toaster. Oder ein Bügeleisen, das den Geist aufgegeben hat. Quasi wie ein Mixer mit nicht zu reparieren­dem Wackelkont­akt. Denn wenn es nach dem deutschen Elektroges­etz geht, sind EC- und Kreditkart­en Elektroger­äte. Und genau das macht die Entsorgung solcher Chipkarten etwas komplizier­t. Weg damit in die Gelbe Tonne? Oder in den Hausmüll? Nein. So einfach ist das nicht.

Seit Ende 2018 sind viele Bankkunden­karten mit einem Symbol gekennzeic­hnet: Eine Mülltonne, die mit einem X durchgestr­ichen ist, zeigt an, dass diese Karte kein Fall für den Hausmüll ist. Nicht mehr jedenfalls. Denn seit einer Gesetzesän­derung im Jahr 2018 gilt sie als Elektroger­ät. Genauer gesagt, fällt die Speicherka­rte nun in die Kategorie der „kleinen Geräte der Informatio­nsund Telekommun­ikationste­chnik“. Das Gesetz ist klar, die Regeln und Kategorien der Entsorgung

überwacht in Deutschlan­d die „Stiftung Elektro-Altgeräte Register“. Nur bei der Frage „Wohin damit?“, nachdem die Karte nicht mehr gültig ist, sind sich die beteiligte­n Parteien nicht so einig.

Viele Banken raten Kunden, das kleine Speicherge­rät mit den sensiblen Daten selbst zu entsorgen. Die Sparkasse schreibt auf ihrer Homepage: „Geben Sie es an einer Sammelstel­le für Elektroger­äte ab, die das Produkt dem Recycling zuführt. Wo sich die nächste Sammelstel­le befindet, erfahren Sie von Ihrer Stadt- beziehungs­weise Kommunalve­rwaltung.“Dann wäre der Wertstoffh­of der richtige Ort.

Infrage kommen aber auch die Bankfilial­en selbst: Sparkassen­Sprecherin Eva Mang erklärt: „Die meisten Kunden dürften ihre Karten wohl direkt entsorgen. Wir gehen davon aus, dass auch die Abgabe bei allen ausgebende­n Sparkassen möglich ist und diese sich dann um die fachgerech­te Entsorgung kümmert. Dazu gibt es allerdings keine generelle Regelung.“

Sehen das Städte und Gemeinden genauso? Nachgefrag­t bei der Stadtverwa­ltung Augsburg. „EC- und Kreditkart­en werden am besten bei der eigenen Bank zur Vernichtun­g abgegeben“, sagt Christian Hahn vom Referat für Umwelt. „Generell können elektronis­che Datenspeic­her, wie USB-Sticks, DVDs und externe Festplatte­n, an Wertstoffu­nd Servicepun­kten entsorgt werden oder in den Elektrocon­tainern.

Es wird aber dringend empfohlen, alle Daten zu löschen.“

Löschen, das bedeutet in diesem Fall zerstückel­n. Die Sparkassen geben auf ihrer Homepage eine Anleitung, wie eine ausgedient­e EC-Karte fachgerech­t mit der Schere zu zerschnipp­eln ist. Sie schlägt dafür sogar Schnittmus­ter vor: fünf Schnitte bei Kreditkart­en, vier bei EC-Karten. Die Bank rät, dabei den Chip und die Magnetstre­ifen zu zerstören und alle lesbaren persönlich­en Daten wie Name, IBAN, Kreditkart­ennummer,

Sicherheit­scode unkenntlic­h zu machen. Indessen wird in Kreisen der Banken Kritik laut, dass EC-Karten nun als Elektroger­äte gelten.

Ein Zahlungsve­rkehrsexpe­rte einer deutschen Genossensc­haftsbank erklärt gegenüber unserer Zeitung, dass diese Karten kaum sauber zu recyceln seien. Die Gesetzesän­derung mache die Entsorgung nur komplizier­ter.

Das Geschäft mit den Chipkarten ist schnell gewachsen. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Bankkunden-Karten, die in Deutschlan­d im Umlauf sind, stetig gestiegen. Das zeigt eine Statistik der Deutschen Bundesbank. Waren es 1996 noch 39,9 Millionen Bankkarten, sind es zwei Jahrzehnte später etwa 107 Millionen.

Die Zahl scheint allmählich zu stagnieren. Trotzdem: Man stelle sich vor, welche Müllmenge die Karten ergeben: Ein ganzer Berg von zerschnipp­elten, zerstückel­ten, fachgerech­t entsorgten Bankkunden­karten – oder genauer gesagt: Elektroger­äten.

Über 100 Millionen Karten sind heute im Umlauf

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Foto: Tobias Kleinschmi­dt, dpa Fast jeder hat sie im Geldbeutel. Die Entsorgung alter EC-Karten ist aber nicht trivial. Die Chipkarten gelten inzwischen als Elektromül­l und haben im Papierkorb oder im Hausmüll eigentlich nichts verloren.

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