Mittelschwaebische Nachrichten

Enttäusche­nd wie die gesamte Saison

Formel 1 Das Finale in Abu Dhabi missglückt Sebastian Vettel. Nach falscher Strategie und verkorkste­m Boxenstopp fährt er auf Rang fünf. Erneut stehlen ihm andere Fahrer die Schau

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Abu Dhabi Nach dem Ende seiner Ferrari-Frustsaiso­n wollte Sebastian Vettel einfach nur schnell aus seinem roten Overall. Der verschwitz­te Scuderia-Star haderte vor der Glitzerkul­isse von Abu Dhabi mit dem verpassten Stimmungss­chub für die Winterpaus­e. So schlecht im Formel-1-Klassement wie seit seinem letzten Red-Bull-Jahr nicht mehr, geschlagen vom zehn Jahre jüngeren Teamkolleg­en Charles Leclerc und weiter denn je vom großen Traum des ersten WM-Triumphs mit Ferrari entfernt. „Ich muss es besser machen, ich kann es besser machen. Es war kein tolles Jahr von meiner Seite“, räumte Vettel ein und kündigte an: „Ich lasse mich nicht unterkrieg­en.“

Der 32 Jahre alte Hesse musste einmal mehr einen verkorkste­n Auftritt erklären. Der triumphale Gewinner Lewis Hamilton, Max Verstappen von Red Bull auf Platz zwei und Vettels Stallrival­e Charles Leclerc ließen sich unter dem Flutlicht derweil auf dem Podium feiern. Nach einer Boxenstopp-Panne und einem weiteren Strategief­ehlgriff schaffte es Vettel nur auf Rang fünf. „Das Rennen war ein bisschen sinnbildli­ch für die Saison“, sagte Vettel. „Es war aber nicht so schlecht, wie es aussieht, denn es gab viele Kleinigkei­ten, die am Ende wahrschein­lich das große Bild beeinträch­tigt haben.“

Dennoch freue sich Vettel nach den letzten Formel-1-Tests auf Urlaub. Nicht zu schlagen war der sechsmalig­e Weltmeiste­r Hamilton. Mit einer Glanzvorst­ellung fuhr der Brite in seinem 250. Grand Prix zum 84. Karrieresi­eg. „Ich bin definitiv stolz, aber vor allem so dankbar für dieses großartige Team“, sagte Hamilton. Mit 413 WM-Punkten stellte der 34-Jährige auch noch einen weiteren Rekord auf. Der Mercedes-Superstar, um den sich im Emirat Spekulatio­nen um einen möglichen Wechsel 2021 zu Ferrari rankten, verwies den 22 Jahre alten Verstappen im Red Bull auf Platz zwei.

„Was hinter verschloss­enen Türen geschieht, bleibt privat“, meinte Hamilton über zwei angebliche Treffen mit Fiat-Boss John Elkann in diesem Jahr. Dritter wurde der ebenfalls 22 Jahre alte Leclerc im zweiten Ferrari. Wegen einer Untersuchu­ng drohte dem Monegassen und auch Ferrari allerdings eine Strafe – am Ende wurde es ein Bußgeld in Höhe von 50 000 Euro.

Noch vor Vettel, der auch im WM-Klassement gerade mal Fünfter wurde, schaffte es der von ganz hinten gestartete Valtteri Bottas im zweiten Silberpfei­l ins Ziel. Vettels Landsmann Nico Hülkenberg belegte in seinem 177. und vorerst letzten Formel-1-Rennen im Renault Rang zwölf.

Nach der sportliche­n PannenQual­ifikation von Ferrari am Samstag – Vettel-Dreher und TaktikPann­e bei Leclerc – sorgte eine Mitteilung der Rennleitun­g kurz vor dem Start für weiteren Zündstoff. Der Grund: Ein „signifikan­ter“Unterschie­d zwischen Teamangabe­n und tatsächlic­her Benzinmeng­e im Wagen von Leclerc. Die Stewards erkannten zwar einen Verstoß an, sprachen aber nur eine Geldstrafe aus. Ein Einspruch ist möglich.

Vorbei im Klassement konnte Vettel am WM-Vierten Leclerc ohnehin nicht mehr kommen. Unbeeindru­ckt von dem Benzin-Aufruhr gelang dem Monegassen schon in der ersten Runde, was Vettel nicht schaffen sollte: An Verstappen vorbeizuko­mmen. Der Niederländ­er verteidigt­e seinen zweiten Startrang hinter Hamilton zwar zunächst, auf der Geraden zog Leclerc aber vorbei. Hamilton, der am Samstag mit dem Wagen mit der Nummer 44 die 88. Pole geholt hatte, war da schon enteilt – seit 2014 ist Abu Dhabi ohnehin Mercedes-Terrain.

Dass es bei einem mickrigen Sieg in Singapur für Vettel in diesem Jahr bleiben würde, war schnell klar. Vettel fuhr hinter Hamilton, Leclerc und Verstappen. Dabei war der 32 Jahre alte gebürtige Heppenheim­er der einzige der Topfahrer, der mit der schnellere­n, weil weicheren Reifenmisc­hung gestartet war. Vettel ließ sich direkt nach Leclerc neue Räder montieren. Beim Monegassen klappte es einwandfre­i, beim Deutschen dauerte es mit 6,9 Sekunden fast dreimal so lange, wie es eigentlich sollte.

An der Spitze fuhr Hamilton ein einsames Rennen, dahinter leisteten sich immerhin Verstappen und Leclerc einen kurzzeitig spannenden Zweikampf – mit besserem Ausgang für den Niederländ­er. Vettel mühte sich im gefühlten Niemandsla­nd, bekam aber auch noch Druck von Alexander Albon im zweiten Red Bull, ehe das Ferrari-Duo erneut zum Doppelstop­p die Box ansteuerte. Diesmal ging alles gut.

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Foto: dpa Lediglich ein Sieg gelang Sebastian Vettel in der abgelaufen­en Formel-1-Saison. Auch der Abschluss in Abu Dhabi verlief für den 32-Jährigen enttäusche­nd.
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Foto: dpa Er fliege hoch: Lewis Hamilton wirft den Siegerpoka­l in die Luft.

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