Mittelschwaebische Nachrichten

Spannende Wettkämpfe der Luftpistol­e-Bundesliga in Burgau

Schießen Ein klarer Sieg genügt zum Einzug in die Endrunde. Doch das wird in Burgau fast zur Nebensache – angesichts eines mitreißend­en Spitzendue­lls. Am Ende steht zwar die erste Saisonnied­erlage. Doch die Schützen haben schon ein neues Ziel

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Burgau Wer gerne Cocktails trinkt, kennt ihn vielleicht: den Ladykiller. Gin, Apricot Brandy und Cointreau, dazu Ananas- und Maracujasa­ft. Einen solchen Drink hätte sich auch Sebastian Kugelmann am Sonntag gerne gegönnt. Denn bei seinem Team, der Bundesliga-Mannschaft des SV Waldkirch, gibt es folgende Tradition: Wer im Duell mit der Luftpistol­e eine Frau besiegt, trinkt einen Ladykiller. Am Sonntag in Burgau durfte sich Kugelmanns Gegnerin Carina Wimmer aber einen „Gentleman’s Killer“gönnen. Kugelmann verlor sein Duell knapp mit 372:373 – und der SV Waldkirch unterlag im Spitzenwet­tkampf der Bundesliga Süd gegen den SV Kelheim-Gmünd mit 2:3.

Bis zum letzten Schuss eines extrem spannenden Wettkampfs durfte Kugelmann hoffen, dass seine für ihn enttäusche­nden 372 Ringe doch zum Sieg reichen. Seine Gegnerin hatte sichtlich mit dem Druck zu kämpfen. „Ich habe mir für diese Saison antrainier­t, schneller zu schießen“, erzählt Kugelmann nach dem Wettkampf. „Das setzt den Gegner massiv unter Druck.“Dass es am Ende nicht reichte, lag auch an Kugelmann selbst. Am Samstag hatte er beim 5:0-Sieg über Hambrücken mit seinen 384 Ringen noch das beste Waldkirche­r Ergebnis erzielt. „Ich weiß auch nicht, vom Feeling her war es eigentlich kein Unterschie­d. Aber die Zehner kamen irgendwie nicht so, wie ich dachte.“

Umgekehrt erging es in Burgau Waldkirchs Nummer eins, Alexander Kindig. Gegen Hambrücken blieb der Burgauer mit 376 Ringen hinter den eigenen Erwartunge­n zurück, auch, wenn es trotzdem zum lockeren Sieg gegen Teresa Groß reichte. Im Spitzendue­ll zeigte der 24-Jährige dann seine ganze Klasse und holte den einzigen deutlichen Sieg für Waldkirch. Dabei stand Kindig mit dem Japaner Tomoyuki Matsuda ein internatio­nal erfahrener Schütze gegenüber, der bereits Goldmedail­len bei Weltmeiste­rschaften und im Weltcup geholt hat. „Normalerwe­ise verliere ich das. Aber er hat sich schwergeta­n. Ich stelle es mir auch schwierig vor, wenn du aus Japan zum Wettkampf kommst, mit Zeitumstel­lung und so weiter.“

Das Aufeinande­rtreffen der bisher besten Teams der Liga war in mehrfacher Hinsicht besonders. Mehrere Athleten aus beiden Mannschaft­en kennen sich aus dem deutschen Nationalka­der, sind teilweise befreundet. Der Waldkirche­r Matthias Holderried traf im Duell ausgerechn­et auf Monika Karsch, mit der er im Mixed-Wettbewerb bei den deutschen Meistersch­aften vor einigen Wochen Gold geholt hatte.

Ein emotionale­r Wettkampf – auch weil beim Heimkampf Familie und Freunde in der Halle dabei sind und die Schützen anfeuern. „Da werden nicht direkt Erwartunge­n formuliert“, sagt Alexander Kindig. „Aber der Druck ist trotzdem da. Man kennt einfach viele. Und Schießen ist nun mal ein Sport, in dem du dem Druck nicht mit Adrenalin begegnen kannst. Du musst ja immer ruhig bleiben.“

Da half auch die Tatsache nicht, dass schon vor dem Duell beide Teams durch ihre Siege vom Samstag bei der gleichzeit­igen Pleite von

1. BUNDESLIGA SÜD LP

Konkurrent Waldenburg fürs Finale qualifizie­rt waren. „Der Ansporn ist in so einem Duell einfach noch mal ein anderer“, erklärte Trainerin Elfriede Weigelt. „Gegen Hambrücken habe ich der Mannschaft vorher nur gesagt: ,Nehmt den Gegner ernst.’ Das haben sie getan und der Sieg war eigentlich nie in Gefahr. Gegen Kelheim war absolut auf Augenhöhe und am Ende einfach Pech für uns. Aber das tut uns nicht weh. Im Finale rechnen wir ab.“

Die Endrunde um den Titel steigt Anfang Februar. Zuvor stehen im Januar noch zwei Wettkämpfe an, in denen sich die Waldkirche­r den inoffiziel­len Titel des „Südmeister­s“sichern wollen. Ans Finale denken die Schützen erst danach.

Ganz anders Peter Weigelt. Der Teammanage­r der Waldkirche­r war in Burgau vorbereite­t und hatte Dutzende Schilder mit der Aufschrift „Finale“ans Publikum verteilt. Weit über 500 Zuschauer waren an den beiden Wettkampft­agen in die Grundschul-Turnhalle gekommen, darunter viele Schützen aus der Region. „Es waren nicht ganz so viele wie im Vorjahr, weil wir damals auch den Einzug aller Schützenkö­nige aus dem Landkreis im Programm hatten. Aber wir sind trotzdem zufrieden“, so Weigelt. Der lautstarke­n Unterstütz­ung des Publikums konnten sich die Schützen trotzdem sicher sein.

Auch innerhalb des

Teams stimmt die Chemie. Neuzugang Lea Kleesattel hat sich problemlos eingefunde­n. Teamkolleg­e Sebastian Kugelmann sagt sogar: „Es ist, als würde sie schon seit fünf Jahren bei uns schießen.“Der 30-Jährige macht in dieser Saison eine „spezielle Stimmung“in der Mannschaft aus. „Noch familiärer. Es fühlt sich einfach super an diese Saison.“

Beste Voraussetz­ungen also, um nach dem zweiten Titel nach dem Überraschu­ngssieg 2016 zu greifen. Zum Finale in Rotenburg an der Fulda sollten die Waldkirche­r in jedem Fall die Zutaten für den Ladykiller mitnehmen.

SV Waldkirch – KKS Hambrücken 5:0 (1895:1851)

Alexander Kindig - Teresa Groß 376:366, Dimitrije Grgic - Patrick Göpfrich 381:372, Matthias Holderried - Gerhard Wetzler 379:368, Sebastian Kugelmann Axel Köhler 384:374, Lea Kleesattel Glenn Niklas Simmank 375:371

SV Waldkirch – SV Kelheim-Gmünd 2:3 (1886:1884)

Alexander Kindig - Tomoyuki Matsuda 385:378, Dimitrije Grgic - Philipp Grimm 380:377, Matthias Holderried Monika Karsch 376:378, Sebastian Kugelmann - Carina Wimmer 372:373, Lea Kleesattel - Simon Weiß 373:378

» Fotos vom Bundesliga-Wettkampf des SV Waldkirch in Burgau gibt es bei uns im Internet unter mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

 ??  ?? Frühzeitig haben sich die Luftpistol­e-Schützen des SV Waldkirch beim Heimkampf für das Finale um die deutsche Meistersch­aft qualifizie­rt. Die Zuschauer in Burgau feierten gerne mit.
Frühzeitig haben sich die Luftpistol­e-Schützen des SV Waldkirch beim Heimkampf für das Finale um die deutsche Meistersch­aft qualifizie­rt. Die Zuschauer in Burgau feierten gerne mit.
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Sie tragen ihre Trainerin Elfriede Weigelt auf Händen: (von links) Dimitrije Grgic, Alexander Kindig, Matthias Holderried, Lea Kleesattel und Sebastian Kugelmann.
 ??  ?? Die Waldkirche­r Fans feuerten ihr Team während der Wettkämpfe lautstark mit Sprechgesä­ngen, Kuhglocken und Ratschen an.
Die Waldkirche­r Fans feuerten ihr Team während der Wettkämpfe lautstark mit Sprechgesä­ngen, Kuhglocken und Ratschen an.

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