Mittelschwaebische Nachrichten
Heino kann alles
Musik Statt aufzuhören, macht der 80-Jährige jetzt auch noch Klassik
Es gibt Menschen, deren Können ist einfach grenzenlos. Oder zumindest kennen die keine Grenzen mehr, zumal wenn sie sich in hohem Alter noch „hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie ein Windhund“fühlen. 75 war Heinz Georg Kramm alias Heino, als er das sagte. Und gut, er war halt gerade so über alle Grenzen begeistert von sich, weil er mit einem Album voller Rock- und HipHop-Covers zum ersten Mal in seiner unendlichen Schlagerkarriere auf Platz eins der Hitparaden stand, dass er das klitzekleine Hitler-Zitat gar nicht bemerkte. Jetzt ist er 80 und hat trotz wiederholter Ankündigung immer noch nicht aufgehört, sondern setzt zur nächsten Grenzüberschreitung an. Aber nein, nicht wieder so was wie das Einsingen aller drei Strophen des Deutschlandlieds oder diesmal vielleicht Landserlieder zu Techno-Bässen und Rammstein-Gitarre. Sondern, in schmissig globalem PR-Sprech: „Heino goes Klassik“!
Bei 20 Konzerten will der Mann mit den krankhaft hervortretenden Augen hinter der dunklen Sonnenbrille nicht mehr nur „Blau blüht der Enzian“, „Caramba, Caracho“und „Schwarzbraun ist die Haselnuss“singen, sondern Lieder von Mozart und Schubert,
Brahms und Tschaikowsky. Für einen Heino egal, ein Heino kann alles, E wie Ernsthaftes und U wie Unterhaltung, rechts wie li … Nun ja. Beginn soll in einem Jahr sein, am 6. Dezember 2020 in Dresden, die Hannelore fährt mit, ein 30-köpfiges Orchester auch und ein Chor und eine Ballerina, und Geiger Yury Revich samt Stradivari. Ob der Erfolg dann grenzenlos sein wird? Heino jedenfalls kennt nur noch eine Grenze: Er will weitersingen, „und solange der liebe Gott mir meine Stimme so lässt“. Amen.