Mittelschwaebische Nachrichten

Jetzt muss alles auf den Tisch

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN maz-@augsburger-allgemeine.de

So weit ist es also gekommen. Die Bundesregi­erung will den Bürgern ab dem kommenden Jahr mit einer Informatio­nskampagne erklären, wie Landwirte arbeiten. Das ist nicht die einzige Absichtser­klärung, die das Treffen der Bauern mit der Bundeskanz­lerin und ihrer Agrarminis­terin am Montag hervorgebr­acht hat, aber vielleicht die wichtigste. Die Entfremdun­g zwischen den Produzente­n und den Konsumente­n von Lebensmitt­eln ist weit fortgeschr­itten. Dies ist eine direkte Folge der zunehmende­n Industrial­isierung der Landwirtsc­haft. Die Zahl der Beschäftig­ten in der Branche nimmt immer weiter ab, die durchschni­ttliche Betriebsgr­öße wächst und der direkte Kontakt

vieler Menschen beschränkt sich auf den Besuch eines Erlebnisba­uernhofs beim Familienur­laub. Die Sprachlosi­gkeit, die zwischen Bauern und Konsumente­n herrscht, spiegelt sich dann wider in der breiten Unterstütz­ung für ein Volksbegeh­ren zum Insektensc­hutz, das viele richtige Ziele verfolgt, aber die Bauern und ihre Vertreter kalt erwischt hat. Daran zeigt sich aber auch, dass unter verschiede­nen Gruppen der Landwirte längst tiefe Gräben liegen.

Ein Familienbe­trieb hat eben in der Regel einen langfristi­geren und nachhaltig­eren Bezug zu Tieren und Böden als ein auf Gewinnmaxi­mierung ausgericht­eter Konzern. Auch das sollte die Regierung dann erklären: Welche Rolle spielen Handel-, Lebensmitt­el- und Chemiekonz­erne in der Landwirtsc­haft?

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