Mittelschwaebische Nachrichten
Jetzt muss alles auf den Tisch
So weit ist es also gekommen. Die Bundesregierung will den Bürgern ab dem kommenden Jahr mit einer Informationskampagne erklären, wie Landwirte arbeiten. Das ist nicht die einzige Absichtserklärung, die das Treffen der Bauern mit der Bundeskanzlerin und ihrer Agrarministerin am Montag hervorgebracht hat, aber vielleicht die wichtigste. Die Entfremdung zwischen den Produzenten und den Konsumenten von Lebensmitteln ist weit fortgeschritten. Dies ist eine direkte Folge der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche nimmt immer weiter ab, die durchschnittliche Betriebsgröße wächst und der direkte Kontakt
vieler Menschen beschränkt sich auf den Besuch eines Erlebnisbauernhofs beim Familienurlaub. Die Sprachlosigkeit, die zwischen Bauern und Konsumenten herrscht, spiegelt sich dann wider in der breiten Unterstützung für ein Volksbegehren zum Insektenschutz, das viele richtige Ziele verfolgt, aber die Bauern und ihre Vertreter kalt erwischt hat. Daran zeigt sich aber auch, dass unter verschiedenen Gruppen der Landwirte längst tiefe Gräben liegen.
Ein Familienbetrieb hat eben in der Regel einen langfristigeren und nachhaltigeren Bezug zu Tieren und Böden als ein auf Gewinnmaximierung ausgerichteter Konzern. Auch das sollte die Regierung dann erklären: Welche Rolle spielen Handel-, Lebensmittel- und Chemiekonzerne in der Landwirtschaft?