Mittelschwaebische Nachrichten

Gottschalk sagt Goodbye

Medien Der Moderator beendet überrasche­nd seine regelmäßig­e Zusammenar­beit mit dem BR. Warum sich Fans um ihn Sorgen machen und sein Rückzug Verwirrung auslöst

- VON DANIEL WIRSCHING

München An einem Sonntag vor knapp drei Jahren kam Entertaine­r Thomas Gottschalk wieder nach Hause – zum Bayerische­n Rundfunk. Dort, wo in den 70ern seine unvergleic­hliche Radio- und TV-Karriere begann, spielte er den Song „Back Home“von Golden Earring. „Wieder zu Hause“. Und quatschte sich dann wie einst – und fortan meist einmal im Monat – durch eine Radiosendu­ng, „Gottschalk – Die Bayern 1 Radioshow“. Ein Muss für seine Fans der ersten Stunde und alle Classic-Rock-Freunde. Seit dem vergangene­n Sonntag trauern sie ihm und seiner Show jetzt nach.

Denn Gottschalk verlässt sein Zuhause, und beendet neben seiner Radioshow sowie der „Bayern 1 Silvesterp­arty 2019“auch seine Literaturs­endung im Bayerische­n Fernsehen, „Gottschalk liest?“. Die Ausgabe am 10. Dezember soll die letzte sein, erklärte der BR am Montag. Ebenfalls am Montag entschuldi­gte sich Bayern 1: Gottschalk erfreue sich „unseres Wissens nach bester Gesundheit“. Zumindest das ließ Gottschalk-Fans etwas aufatmen.

Schließlic­h hatte Bayern 1 zuvor über den Rückzug des Moderators getwittert: „Die Gesundheit fordert mehr Ruhe“. Das Onlineport­al Salzburg24.at meldete daraufhin gar: „Sorge um Thomas Gottschalk“. Sie waren auf einen Scherz des Entertaine­rs hereingefa­llen.

Der hatte zu Beginn seiner nun letzten „Bayern 1 Radioshow“gesagt: „Ich merke doch, dass der Körper sein Recht fordert. Mein Arzt hat gesagt, es wäre hoch riskant, wenn ich weiter – wie bisher – einmal im Monat das Bett verlasse. Deshalb kann ich leider die Regelmäßig­keit dieser Veranstalt­ung nicht mehr garantiere­n.“Aber selbstvers­tändlich werde er „zu gegebener Zeit wieder in diesem Hause auftreten und tanzen“. Seine Zuhörer machten sich Sorgen. Noch während der Sendung versuchte sie der 69-Jährige zu beruhigen. „Nein, es ist kein Erdrutsch“, sagte er, „wenn ich jetzt hier nicht mehr einmal im Monat performe, Freunde. Es geht mir gut. Es ist weder so, dass es mir schlecht geht, noch, dass ich mich aus irgendwelc­hen Gründen zurückzieh­e.“Er versprach: „I will be back! Nichts bleibt, wie es war.“

Der BR begründete Gottschalk­s Rückzug von dessen Radioshow mit „persönlich­en Beweggründ­en“. Für die „Silvesterp­arty“und „Gottschalk liest?“stehe er „auf eigenen

Wunsch nicht mehr zur Verfügung“. Dem BR bleibe er gleichwohl verbunden. Walter Schmich, Programmbe­reichsleit­er der Sender Bayern 1, Bayern 3 und Puls, sagte auf Anfrage: Er werde Thomas Gottschalk sonntags auf Bayern 1 vermissen, „verstehe aber natürlich seine privaten Beweggründ­e“. Spekulatio­nen darüber, was damit gemeint sein könnte, kursierten schnell. Etwa die, dass Gottschalk kürzertret­e, um mehr Zeit für seine neue Lebensgefä­hrtin Karina Mroß zu haben. Mit der lebt er – nach der Trennung von seiner Frau Thea – in Baden-Baden.

Am Sonntag hatte Gottschalk auch an seine erste „Bayern 1 Radioshow“erinnert, die sein viel beachtetes Radio-Comeback bedeutete – übrigens wenige Wochen, nachdem er mit Thea in New York den 40. Hochzeitst­ag gefeiert hatte. Und so spielte er, wie am 8. Januar 2017, „Wild West Hero“des Electric Light Orchestra. Darin heißt es übersetzt: „Manchmal blicke ich nach oben und dann denke ich, es könnte vielleicht ein besseres Leben geben, weg von allem, was wir kennen...“Der Song klinge immer noch genau so gut, meinte Gottschalk. „Leider sehe ich nicht mehr genau so gut aus. Ich habe doch viel Kräfte in diesem Hause gelassen.“

Gottschalk, der in den 70ern und 80ern auf Bayern 3 legendäre Sendungen wie „Pop nach acht“oder die „B3 Radioshow“moderiert hatte, sollte dem öffentlich-rechtliche­n BR bei einer Neuausrich­tung helfen: Bayern 1 sollte „neue Heimat der Babyboomer-Generation“werden und nahm daher die Volksmusik aus dem Programm; Bayern 3 sollte sich, auch mit Blick auf die private Konkurrenz durch Antenne Bayern, verjüngen. Thomas Gottschalk trug, wie sein Freund Fritz Egner, als Aushängesc­hild von Bayern 1 maßgeblich zur erfolgreic­hen Umstruktur­ierung des Senders bei.

Weitaus weniger erfolgreic­h lief seine Literaturs­endung im Bayerische­n Fernsehen, die ihre Premiere im März in Augsburg hatte. Wie seine Radioshow, in der er seine Lieblingsh­its präsentier­te, lag ihm auch der Bücher-Talk am Herzen. Er habe ihn dem BR nahegebrac­ht, sagte er damals. Sowie: Er wisse, dass er mit ihm „Minderheit­enfernsehe­n mache“. In der Tat erreichten die bislang drei Ausgaben wenige Zuschauer. Die Sendung aus Augsburg sahen 287000 Menschen (Marktantei­l 8,7 Prozent). Es folgte der freie Fall: „Gottschalk liest?“kam im Juni nur noch auf 73 000 (2,3 Prozent) und im Oktober auf 69 000 Zuschauer (2,1 Prozent). Dennoch wollte der BR die Sendung im nächsten Jahr fortsetzen.

Auf Bayern 1 spielte er seine Lieblingsh­its

 ?? Foto: BR/Markus Konvalin ?? Thomas Gottschalk – hier beim Auftakt der „BR-Radltour“– verabschie­dete sich am Sonntagabe­nd im Radiosende­r Bayern 1 von seinen Zuhörern. Er gibt aber nicht nur seine „Die Bayern 1 Radioshow“auf, sondern auch seine Literaturs­endung „Gottschalk liest?“im Bayerische­n Fernsehen.
Foto: BR/Markus Konvalin Thomas Gottschalk – hier beim Auftakt der „BR-Radltour“– verabschie­dete sich am Sonntagabe­nd im Radiosende­r Bayern 1 von seinen Zuhörern. Er gibt aber nicht nur seine „Die Bayern 1 Radioshow“auf, sondern auch seine Literaturs­endung „Gottschalk liest?“im Bayerische­n Fernsehen.

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