Mittelschwaebische Nachrichten
2000 Jahre Geschichte in wenigen Minuten
Historie Was das neue 8,6 Millionen Euro teure „Kempten-Museum“seinen Besuchern bietet
Kempten Die Stadt Kempten präsentiert ihre 2000-jährige Geschichte ab Samstag in einem neuen Museum. Dazu hat sie das denkmalgeschützte Zumsteinhaus neben Basilika und Residenz in ein zeitgemäßes Ausstellungshaus umgebaut. Auf drei Stockwerken können die Besucher nun die Geschichte von der römischen Besiedlung, die zur Zeit von Christi Geburt begann, über das Mittelalter mit der Zweiteilung in evangelische Reichsstadt und katholische Stiftstadt bis in die Gegenwart der prosperierenden Stadt erfahren.
Für die historische Erzählung haben sich die Gestalter des – barrierefreien – „Kempten-Museums“allerhand einfallen lassen. Vorbei die Zeiten, als Objekte aus vergangenen Zeiten einfach hingestellt wurden, begleitet von gestelzten Texten. Die Besucher können in vielfältiger Weise in die Geschichte zurückblicken. Neben historischen Exponaten, ergänzt von Gemälden, Zeichnungen, Stichen und oder Landkarten helfen moderne Medien: Über interaktive Bildschirme, Videos und Hörstationen lernt man die Menschen und das Leben in früherer Zeit kennen. Nicht nur Augen und Ohren werden angesprochen, sondern auch der Riech- und Tastsinn. Herzstück des Museums ist ein 3D-Modell der heutigen Stadt, neun Quadratmeter groß. Mittels audiovisueller Show wird darauf 2000 Jahre Stadtentwicklung in wenigen Minuten bildhaft dargestellt. Den Umbau des Zumsteinhauses ließ sich die Stadt fast 6,7 Millionen Euro kosten, für die Museumsarchitektur musste sie weitere 1,9 Millionen Euro berappen.
Für Museumsleiterin Christine Müller Horn und ihr Team ist das Zumsteinhaus, erbaut 1802 von der gleichnamigen Kaufmannsfamilie, das Exponat Nummer eins. Im Erdgeschoss werden die Zumsteins und ihr Handel vorgestellt, außerdem kann man in einem begehbaren Stadtplan einen geschichtlichen Schnelldurchlauf unternehmen. Damit hat es sich aber auch schon mit einer strengen Chronologie. Wer die Räume in den oberen Stockwerken über die knarzende Holztreppe erreicht, erfährt Geschichte über Themen wie „Glaube“, „Macht/Ohnmacht“oder „Neue Heimat Kempten“. Wobei immer die Römerzeit gestreift und immer ein sogenanntes Heute-Objekt präsentiert werden.
Die Gegenwart soll sich bewusst im neuen Museum widerspiegeln; das war ein zentrales Anliegen von Christine Müller Horn. In dieses Konzept gehört auch ein Bürgerraum, der ständig neu bespielt werden wird. Schon in die Planungsphase wurden Kemptener allen Altes einbezogen; diese Partizipation soll sich fortsetzen. Dass die Bürger das Stadtmuseum gern und immer wieder besuchen, soll zudem der freie Eintritt befeuern – eine Idee, die in Deutschland noch relativ neu sei, wie Müller Horn versichert.
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Öffnungszeiten Am kommenden Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr, künftig Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.