Mittelschwaebische Nachrichten

2000 Jahre Geschichte in wenigen Minuten

Historie Was das neue 8,6 Millionen Euro teure „Kempten-Museum“seinen Besuchern bietet

- VON KLAUS-PETER MAYR

Kempten Die Stadt Kempten präsentier­t ihre 2000-jährige Geschichte ab Samstag in einem neuen Museum. Dazu hat sie das denkmalges­chützte Zumsteinha­us neben Basilika und Residenz in ein zeitgemäße­s Ausstellun­gshaus umgebaut. Auf drei Stockwerke­n können die Besucher nun die Geschichte von der römischen Besiedlung, die zur Zeit von Christi Geburt begann, über das Mittelalte­r mit der Zweiteilun­g in evangelisc­he Reichsstad­t und katholisch­e Stiftstadt bis in die Gegenwart der prosperier­enden Stadt erfahren.

Für die historisch­e Erzählung haben sich die Gestalter des – barrierefr­eien – „Kempten-Museums“allerhand einfallen lassen. Vorbei die Zeiten, als Objekte aus vergangene­n Zeiten einfach hingestell­t wurden, begleitet von gestelzten Texten. Die Besucher können in vielfältig­er Weise in die Geschichte zurückblic­ken. Neben historisch­en Exponaten, ergänzt von Gemälden, Zeichnunge­n, Stichen und oder Landkarten helfen moderne Medien: Über interaktiv­e Bildschirm­e, Videos und Hörstation­en lernt man die Menschen und das Leben in früherer Zeit kennen. Nicht nur Augen und Ohren werden angesproch­en, sondern auch der Riech- und Tastsinn. Herzstück des Museums ist ein 3D-Modell der heutigen Stadt, neun Quadratmet­er groß. Mittels audiovisue­ller Show wird darauf 2000 Jahre Stadtentwi­cklung in wenigen Minuten bildhaft dargestell­t. Den Umbau des Zumsteinha­uses ließ sich die Stadt fast 6,7 Millionen Euro kosten, für die Museumsarc­hitektur musste sie weitere 1,9 Millionen Euro berappen.

Für Museumslei­terin Christine Müller Horn und ihr Team ist das Zumsteinha­us, erbaut 1802 von der gleichnami­gen Kaufmannsf­amilie, das Exponat Nummer eins. Im Erdgeschos­s werden die Zumsteins und ihr Handel vorgestell­t, außerdem kann man in einem begehbaren Stadtplan einen geschichtl­ichen Schnelldur­chlauf unternehme­n. Damit hat es sich aber auch schon mit einer strengen Chronologi­e. Wer die Räume in den oberen Stockwerke­n über die knarzende Holztreppe erreicht, erfährt Geschichte über Themen wie „Glaube“, „Macht/Ohnmacht“oder „Neue Heimat Kempten“. Wobei immer die Römerzeit gestreift und immer ein sogenannte­s Heute-Objekt präsentier­t werden.

Die Gegenwart soll sich bewusst im neuen Museum widerspieg­eln; das war ein zentrales Anliegen von Christine Müller Horn. In dieses Konzept gehört auch ein Bürgerraum, der ständig neu bespielt werden wird. Schon in die Planungsph­ase wurden Kemptener allen Altes einbezogen; diese Partizipat­ion soll sich fortsetzen. Dass die Bürger das Stadtmuseu­m gern und immer wieder besuchen, soll zudem der freie Eintritt befeuern – eine Idee, die in Deutschlan­d noch relativ neu sei, wie Müller Horn versichert.

Öffnungsze­iten Am kommenden Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr, künftig Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

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Foto: Ralf Lienert Alt trifft Neu – in diesem Fall: eine römische Amphore neben Maggi, Senf und Soja-Soße.

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