Mittelschwaebische Nachrichten
Biathlon braucht mehr Feuerkraft
Falls sie kurz den Überblick verloren haben, sei Ihnen an dieser Stelle geholfen: Wir befinden uns gerade mitten im ersten BiathlonWeltcup der Saison. Der steigt im schwedischen Östersund und erstreckt sich vom vergangenen Samstag bis zum kommenden Sonntag. Den Auftakt hatte die SingleMixed-Staffel (Mann plus Frau) gemacht, gefolgt von der Mixed Staffel (Frau plus Frau plus Mann plus Mann). Auf neun Tage hat der Biathlon Weltverband IBU den Wettbewerb gestreckt.
Biathlon ist ein tolles Produkt. Es wird gezogen und gezerrt, gedehnt und aufgebläht, auf dass auch noch der letzte Schuss vermarktet werde. Bei der IBU haben sie schon früh erkannt, dass dem Biathlon-Anhänger nicht genug zugemutet werden kann. Jedes Jahr gibts eine Weltmeisterschaft. Man fragt sich schon lange, warum nicht auch in Wintern mit Olympischen Spielen?
Das ist nicht konsequent zu Ende gedacht. Wie es besser geht, zeigt der Eishockey-Weltverband, der selbst an Winterspiele noch eine WM dranklebt. DAS ist konsequent: 52 Spiele in der Liga, dann Play-offs mit bis zu 21 Partien, irgendwo dazwischen das olympische Turnier und im Frühsommer noch eine WM. So viele Drittelpausen, so viele Werbeblöcke …
Aus dem Produkt Biathlon ist längst noch nicht der letzte Euro gequetscht. Man müsste nur an dem ein oder anderen Schräubchen drehen und flugs täten sich völlig neue Möglichkeiten auf. Die TripleMixed-Staffel gehört schon aus moralischen Gründen ins Programm (Frau plus Mann plus divers). Die beliebten Klassiker Massenstart, Einzel, Sprint, Männer- und Frauen-Staffel würden durch Neuerungen im Bereich der Waffen schlagartig in neuem Glanz erstrahlen. Bislang hat Biathlon ein eher älteres Publikum. Größere Kaliber erschlössen völlig neue Zielgruppen. Die durchtrainierten Skijäger könnten auch schwerere Geschütze durch die Loipe schleppen. Es würde die Generation Fortnite vor den Fernseher locken, wenn der Schießstand unter den Einschlägen einer MG-Salve zerbirst. Für das aktuell verwendete Kleinkalibergewehr haben diese Kids nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Sie sind mit den dicken Wummen aufgewachsen. Und was würde das erst für den US-Markt bedeuten, wo jede Hausfrau mehr Feuerkraft neben dem Staubsauger stehen hat?
Biathlon muss endlich perspektivisch denken. Man fragt sich schon, wer denn bei der IBU das Sagen hat. Die Ideen liegen doch auf der Straße herum und wollen nur eingesammelt werden. Jetzt bringen wir aber erst einmal den Weltcup in Östersund zu Ende. Am Mittwoch geht es weiter.