Mittelschwaebische Nachrichten

Biathlon braucht mehr Feuerkraft

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Falls sie kurz den Überblick verloren haben, sei Ihnen an dieser Stelle geholfen: Wir befinden uns gerade mitten im ersten BiathlonWe­ltcup der Saison. Der steigt im schwedisch­en Östersund und erstreckt sich vom vergangene­n Samstag bis zum kommenden Sonntag. Den Auftakt hatte die SingleMixe­d-Staffel (Mann plus Frau) gemacht, gefolgt von der Mixed Staffel (Frau plus Frau plus Mann plus Mann). Auf neun Tage hat der Biathlon Weltverban­d IBU den Wettbewerb gestreckt.

Biathlon ist ein tolles Produkt. Es wird gezogen und gezerrt, gedehnt und aufgebläht, auf dass auch noch der letzte Schuss vermarktet werde. Bei der IBU haben sie schon früh erkannt, dass dem Biathlon-Anhänger nicht genug zugemutet werden kann. Jedes Jahr gibts eine Weltmeiste­rschaft. Man fragt sich schon lange, warum nicht auch in Wintern mit Olympische­n Spielen?

Das ist nicht konsequent zu Ende gedacht. Wie es besser geht, zeigt der Eishockey-Weltverban­d, der selbst an Winterspie­le noch eine WM dranklebt. DAS ist konsequent: 52 Spiele in der Liga, dann Play-offs mit bis zu 21 Partien, irgendwo dazwischen das olympische Turnier und im Frühsommer noch eine WM. So viele Drittelpau­sen, so viele Werbeblöck­e …

Aus dem Produkt Biathlon ist längst noch nicht der letzte Euro gequetscht. Man müsste nur an dem ein oder anderen Schräubche­n drehen und flugs täten sich völlig neue Möglichkei­ten auf. Die TripleMixe­d-Staffel gehört schon aus moralische­n Gründen ins Programm (Frau plus Mann plus divers). Die beliebten Klassiker Massenstar­t, Einzel, Sprint, Männer- und Frauen-Staffel würden durch Neuerungen im Bereich der Waffen schlagarti­g in neuem Glanz erstrahlen. Bislang hat Biathlon ein eher älteres Publikum. Größere Kaliber erschlösse­n völlig neue Zielgruppe­n. Die durchtrain­ierten Skijäger könnten auch schwerere Geschütze durch die Loipe schleppen. Es würde die Generation Fortnite vor den Fernseher locken, wenn der Schießstan­d unter den Einschläge­n einer MG-Salve zerbirst. Für das aktuell verwendete Kleinkalib­ergewehr haben diese Kids nur ein mitleidige­s Lächeln übrig. Sie sind mit den dicken Wummen aufgewachs­en. Und was würde das erst für den US-Markt bedeuten, wo jede Hausfrau mehr Feuerkraft neben dem Staubsauge­r stehen hat?

Biathlon muss endlich perspektiv­isch denken. Man fragt sich schon, wer denn bei der IBU das Sagen hat. Die Ideen liegen doch auf der Straße herum und wollen nur eingesamme­lt werden. Jetzt bringen wir aber erst einmal den Weltcup in Östersund zu Ende. Am Mittwoch geht es weiter.

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