Mittelschwaebische Nachrichten

Maddin kalauert jetzt im Internet

Interview Er war einer der „7 Zwerge“in Otto Waalkes’ Kinofilm. Jetzt hat der Comedian die Plattform Tiktok entdeckt

-

Tiktok gilt gerade als eines der spannendst­en sozialen Netzwerke. Die chinesisch­e App, mit der man kurze Videos hochladen kann, läuft bei jungen Leuten Facebook und Instagram den Rang ab. Unter den Nutzern, die dort besonders erfolgreic­h sind, ist ein Comedian, der in den 2000er Jahren mit der „Schillerst­raße“und als einer der „7 Zwerge“im gleichnami­gen Kinofilm bekannt wurde: Maddin Schneider.

Herr Schneider, im September haben Sie das erste Video auf Tiktok eingestell­t. Jetzt haben Sie dort fast 360 000 Follower, Ihr erfolgreic­hster Clip wurde mehr als zehn Millionen Mal angesehen. Haben Sie damit gerechnet? Maddin Schneider: Nein, das hat mich schon sehr überrascht. Bei Facebook und Instagram ist es mittlerwei­le relativ schwer, eine derart große Reichweite zu erzielen. Das funktionie­rt dort eigentlich nur noch über Werbung. Bei Tiktok ist das noch etwas anders gelagert. Natürlich freut es mich, zu sehen, dass ich bei dem doch recht jungen Publikum so gut ankomme.

Sie sind gerade mit Ihrem Bühnenprog­ramm „Denke macht Koppweh!“auf Tour. Kennen die Leute im Publikum Sie eher aus der „Schillerst­raße“oder schon von Tiktok?

Schneider: Mein Publikum ist sehr gemischt, darunter sind auch immer wieder Kinder mit ihren Eltern. Die Figur „Maddin“, die ich auf der Bühne, im Fernsehen und auch über die „7 Zwerge“etabliert habe, hat auch immer wieder – wohl auch aufgrund der lebendigen Mimik – viele Kinder angesproch­en. Ob durch Tiktok verstärkt Jüngere in mein Live-Programm kommen, kann ich noch nicht sagen. Aber ich denke, dass sich das bestimmt niederschl­agen wird.

Tiktok gilt als besonders junges Netzwerk, noch deutlich jünger als zum Beispiel Instagram. Warum sind Sie bei dieser Altersgrup­pe so erfolgreic­h? Schneider: Das hat bestimmt damit zu tun, dass mich viele von den „7 Zwergen“kennen. Die DVD steht wohl bei fast jeder Familie zu Hause. Auf diesen Film werde ich auch heute noch fast täglich auf der Straße angesproch­en.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Tiktok-Account zu erstellen? Schneider: Ich arbeite ab und zu mit einer jungen Produktion­sfirma, Vibrand Media, zusammen. Die kreativen Jungs aus der Nähe von Frankfurt haben mich im Sommer auf Tiktok aufmerksam gemacht und auch darauf hingewiese­n, dass ich da schon stattfinde. Ich kannte das davor gar nicht.

Was meinen Sie damit, dass Sie da „schon stattfinde­n“?

Schneider: Viele Nutzer hatten da schon Clips von mir bearbeitet. Bei Tiktok benutzen die User ja oft den Ton oder die Stimme von Sängern oder Comedians. Und dann machen sie umgekehrt Karaoke daraus und spielen das lippensync­hron nach. In diesem Sinne haben die Tiktoker einige Folgen aus meiner InternetRu­brik „Schöne Sonndaach“bearbeitet.

Verdienen Sie mit dem Account auch Geld?

Schneider: Das habe ich jetzt noch nicht festgestel­lt, nein. Wir hauen immer wieder mal ein paar Videos raus und haben Spaß daran. Ohne Sponsoring. Es ist natürlich auch eine Art Schaufenst­er für mich als Comedian.

Seit vergangene­r Woche ist auch die „Tagesschau“auf Tiktok. Wie ist denn Ihre Erfahrung: Eignet sich die Plattform, um ernste Themen anzusprech­en?

Schneider: Wenn es den Nerv der Tiktok-Generation trifft, dann sind die Reaktionen sehr groß. Umwelt und Natur sind zum Beispiel Themen, die mir auch sehr am Herzen liegen. Den erhobenen Zeigefinge­r lasse ich aber weg in meinen Clips, das soll sich eher auf eine lockere Art vermitteln. Interview: Jakob Stadler

Martin Schneider, 55, ist als Comedian bekannt aus Sendungen wie „Quatsch Comedy Club“oder „Schillerst­raße“. Sein Markenzeic­hen ist sein hessischer Dialekt. Das ist auch der Grund für seinen Künstlerna­men „Maddin“.

 ?? Foto: Star-Media, Imago Images ?? Geld verdient „Maddin“noch nicht auf Tiktok.
Foto: Star-Media, Imago Images Geld verdient „Maddin“noch nicht auf Tiktok.

Newspapers in German

Newspapers from Germany