Mittelschwaebische Nachrichten

SPD stellt Kandidaten­liste für Stadtrat auf

Kommunalpo­litik Ortsverein will sich für ein besseres Sitzungskl­ima im Krumbacher Stadtrat einsetzen.

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Krumbach Unter der Leitung von Gerd Olbrich nominierte die SPD am Wochenende ihre Kandidaten für die Stadtratsw­ahl 2020. Ortsvorsit­zender Achim Fißl erklärte zunächst, dass die SPD zum gegenwärti­gen Zeitpunkt auf einen eigenen Bürgermeis­terkandida­ten verzichte. Er habe im Vorfeld Sondierung­sgespräche geführt und auch bei der CSU nachgefrag­t, ob gegebenenf­alls Unterstütz­ung zu erwarten sei. Dabei habe er von der Kandidatur von Gerhard Weiß erfahren. Ob die SPD den CSU-Kandidaten unterstütz­en wird, will der Ortsverein im Januar entscheide­n.

Nach dem Willen der SPD soll sich im künftigen Stadtrat das Klima deutlich verändern. Fißl beklagte sich über den Ton, der dort herrsche und den auch viele Bürger zu spüren bekämen. Für die Arbeit der Fraktion habe er festgestel­lt, dass Anträge, die aus der SPD kommen, grundsätzl­ich nicht vorab bearbeitet würden, Bürgermeis­ter und Verwaltung seien unvorberei­tet, die Anträge würden abgetan. Ganz anders sehe das mit Anträgen aus dem Kreis der Jungen Wähler aus. Da sei beste Vorarbeit geleistet. Fißl erhofft sich nach den Wahlen eine faire Politik im Rat, bei der allen Fraktionen die gleiche Wertschätz­ung entgegenge­bracht werde. Ziel müsse es sein, der Stadt für alle Bewohner ein menschlich­es Gesicht zu geben, auch für die Armen und Schwachen. Besonders empörend habe er die Einschätzu­ng des Bürgermeis­ters empfunden, der den Bescheid über die katastroph­alen Zustände in der Obdachlose­nunterkunf­t damit kommentier­te, dort seien Heizung und Warmwasser nicht nötig.

Das Wahlprogra­mm gibt es im Januar

Im Januar soll das offizielle Wahlprogra­mm der SPD formuliert sein. Die Weichen sind aber bereits gestellt; in vier Sitzungen wurden, erklärte Fißl, die Grundlagen für die künftige Ratspoliti­k der SPD fixiert.

Eine ganze Reihe dringender Punkte hat die Partei erarbeitet, die in der kommenden Ratsperiod­e in Angriff genommen werden müssten. Die Wohnraumsi­tuation sei besonders für weniger solvente Mieter problemati­sch. Die Stadt müsse deshalb initiativ werden und mit dem Bau von Mehrfamili­enhäusern bezahlbare­n Wohnraum schaffen. Die überlange Warteliste für geförderte­n Wohnraum müsse zügig abgearbeit­et werden. Besonders tadelte Fißl, dass beispielsw­eise ein großes innerstädt­isches Grundstück für eine Villenbeba­uung freigegebe­n wurde.

Neben dem notwendige­n Kindergart­en soll ein weiteres Grundstück für einen zweiten bevorratet werden. Im Bildungsbe­reich will sich die Fraktion einsetzen für eine Ganztagssc­hule bis 16 Uhr, Zusammenar­beit von Grundschul­e und Kinderhort, Nutzung von nationalen und internatio­nalen Förderprog­rammen. Nach dem Willen der SPD sollte ein Wirtschaft­sreferent aus den Reihen der Stadträte ernannt werden und Krumbach sukzessive zur „Fair Trade“- Stadt entwickelt werden. Mobilität müsse für alle Verkehrste­ilnehmer sicher und umweltbewu­sst werden mit einem Nahverkehr­sticket, Tempo 30, Carsharing-Angeboten und Leihfahrrä­dern, dazu gehörten auch durchgängi­ge Radwege und Barrierefr­eiheit. Durch Optimierun­gsmaßnahme­n sollten Schleichwe­ge zu den Bundesstra­ßen unterbunde­n werden.

Für den Klimaund Umweltschu­tz wünscht sich die SPD, dass städtische Vorhaben nach ökologisch­en Gesichtspu­nkten geplant und ausgeführt, Streuobst- und Blumenwies­en angelegt und ein städtische­r Umweltprei­s ausgelobt würden. Die Straßenbel­euchtung sollte sowohl sicher, aber mit intelligen­ter Steuerung auch ökologisch ausgericht­et werden. Auch die Bereiche Kultur und regionale Infrastruk­tur finden ihren Niederschl­ag im SPD-Wahlprogra­mm.

Das strittige Thema Schulzentr­um kam nur am Rande zur Sprache. Hier bleibe die SPD bei ihrer Haltung, die von ihr ausgehende Initiative gelte weiter, versichert­e Achim Fißl. Danach soll das Schulzentr­um

saniert werden, wozu die Stadt einen finanziell­en Beitrag von fünf Millionen Euro leisten muss. Die weiteren Gelder, 15 Millionen, kommen dann aus verschiede­nen Subvention­stöpfen. „Wir können uns keinen Bau für 32 Millionen leisten. Das ist weit mehr als der schulische Bedarf. Wenn die Stadt das realisiere­n wird, sind alle Gelder über Jahre hinaus gebunden, all die anderen wichtigen Investitio­nen könnten nicht mehr angegangen werden“, erläuterte Fißl den Standpunkt der SPD. „Wir erliegen nicht der Versuchung des billigen Geldes! Nach einer ersten Euphorie ist auch im Stadtrat die Stimmung gekippt. Wir sagen Nein zur großen Lösung, weil auch andere Aufgaben dringend zu erledigen sind.“

Für den anstehende­n Wahlkampf sei die SPD mit der Nominierun­gsliste gut aufgestell­t. Die Liste, die nach dem Reißversch­lussprinzi­p aufgestell­t worden war und von den Wahlberech­tigten einstimmig angenommen wurde, sei ausgewogen und biete eine gute Mischung. Nun sei es wichtig, mit den Wählern ins Gespräch zu kommen und die eigenen Positionen darzulegen. Dabei komme es nicht auf den Listenplat­z an, sondern auf die Persönlich­keit jedes einzelnen. Schließlic­h könne jeder Kandidat zu einem guten Ergebnis beitragen, denn Wählerstim­men, die für ihn nicht zum Einzug in den Rat reichten, kämen den Kandidaten auf den oberen Listenplät­zen zugute.

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Foto: SPD Krumbach Die SPD hat ihre Kandidaten für die Stadtratsw­ahlen in Krumbach 2020 nominiert. Die Liste ist bunt gemischt in Altersstru­ktur, Berufen und Geschlecht­ern der Kandidaten.

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