Mittelschwaebische Nachrichten
Wohlfühlempfang für Jérôme Boateng
Fußball Der Fanklub „Mindeltaler Wikinger“zelebriert den Besuch des Bayernstars in Neuburg. Der Kicker ist für jeden Spaß zu haben und bekommt ein besonderes Geschenk. Gewinner sind am Ende nicht nur die Fans
Neuburg Nur zwei Wochen hatte der FC Bayern-Fanklub „Mindeltaler Wikinger“Zeit, alles für den Besuch von Jérôme Boateng zu organisieren. Was den Weltmeister von 2014 in der Neuburger Mehrzweckhalle erwartete, war am Ende ein grandioser Empfang und knapp zwei Stunden in Wohlfühlatmosphäre. Der 31-Jährige zeigte sich hinterher tief beeindruckt. „Freundlich, offen und sympathisch“, so sei sein Eindruck von den rund 200 Fans gewesen. Und nun wisse er auch, wo Neuburg sei. Berührungsängste zeigte Boateng nicht. Der mehrfache deutsche Meister, Pokalsieger und Champions League-Gewinner gab sich entspannt, locker und gut aufgelegt.
Gegen 10.45 Uhr machte die Nachricht die Runde. „Er ist schon da“, hieß es in der Mehrzweckhalle. Und in der Tat, da stand er: 1,92 Meter groß, schwarzer Pulli, graue Hose, weiße Schuhe, Brille, Ohrringe und Armkette, alles in Gold gehalten. Noch eine kurze Einweisung vom Fanklub-Vorsitzenden Robert Demmel. Dann Einmarsch zu Klängen der Musikkapelle Neuburg. Lange klatschten die Fans. „Wir grüßen Jérôme Boateng“, hieß es vor der Bühne in großen Buchstaben. Trikots des FC Bayern aus den vergangenen Spielzeiten schmückten die Wände der alten Halle.
Robert Demmel streifte in seiner Begrüßungsansprache kurz die sportliche Karriere des Bundesligaprofis. Und er erzählte von den Aktivitäten seines Fanklubs. „Es gab schon Jahre, in denen die Mitglieder jährlich rund 25000 Kilometer zu Spielen des FC Bayern zurückgelegt haben.“
Dann durfte das Publikum seine Fragen stellen. Wer allerdings gehofft hatte, etwas aus dem Inneren des Vereins zu erfahren, etwa über das Aus von Niko Kovac als Trainer, die Niederlage gegen Leverkusen vom Vortag oder Boatengs Ausbootung als Nationalspieler. Kritische Fragen gab es keine. Stattdessen sollte Boateng erzählen, welches Auto er fährt (einen Audi RS 5) und wann er mit dem Fußballspielen angefangen habe (mit drei Jahren bzw. mit acht Jahren im Verein). Auf die Frage, ob er wieder Profi werden würde, war die klare Antwort: „Zu 100 Prozent.“Sein bester Freund bei den Bayern sei David Alaba und Jupp Heynckes und Pep Guardiola lobte Boateng als herausragende Trainer.
„Wie läuft ein Spieltag ab?“, war eine weitere Frage. Die Antwort: „Bis 10 Uhr frühstücken, ab 11 Uhr spazieren gehen, 12 Uhr Mittagessen und dann um 13 Uhr Besprechung.“Die Anzahl seiner Schuhe hatte der modebewusste Kicker, der auch Brillendesigner und Herausgeber eines Lifestyle-Magazins ist, nicht parat. Und ein bestimmtes Lieblingslied habe er nicht. „So was gefällt mir auch“, sagte Boateng und zeigte zur Blaskapelle.
Wenig später dirigierte er beim Bayerischen Defiliermarsch. „Er war voll im Takt“, bestätigte Klarinettist Karl Dornmair und fügte hinzu: „So eine prominente Persönlichkeit hat uns noch nie dirigiert.“Beim Wettnageln musste Boateng dann gegen Franz Konrad und Lavina Morhard antreten. 20 Schläge brauchte der Fußballer. Spontan spendierte er 150 Euro pro Schlag für den guten Zweck. Beim Maßkrugschieben hatte er Manfred Rieder als Gegner. Für 15 Punkte spendierte er nochmals 150 Euro.
Zum Höhepunkt des Besuchs wurde die Autogrammstunde. Fast alle, ob alt oder jung, nahmen die Chance wahr. Geduldig unterschrieb Boateng die Autogrammkarten und stellte sich den gewünschten Fotos. Die neunjährigen Zwillinge Luis und Leo Dopfer entdeckten schnell eine Gemeinsamkeit mit dem Weltmeister. „Geil, wir haben ja am gleichen Tag Geburtstag“, stellten sie freudestrahlend fest.
Auch der achtjährige Josef Schur grinste über das ganze Gesicht. Die Autogrammkarte hielt er fest in der Hand und erzählte, dass er schon bei zwei Bayern-Spielen in München mit seinem Papa war. Nicht weit davon saß der 84-jährige Fritz Mayer. „Über 50 Jahre bin ich schon Bayern-Fan, aber so was wie heute habe ich noch nicht erlebt“.
Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer lobte die familiäre Atmosphäre, mit der Boateng empfangen wurde. „Da steckt viel Liebe und Freude dahinter, tolle Leute bei diesem Fanklub“, sagte Fischer. Neuburgs Rathauschef Rainer Schlögl würdigte das soziale Engagement Boatangs. So sei dieser unter anderem Pate der Stiftung „Unesco – Bildung für Kinder in Not“. Der scheidende Bürgermeister ließ es sich auch nicht nehmen, Boateng als bisher einzigem Fußballprofi das Goldene Buch des Marktes Neuburg vorzulegen. Schlögl, selbst begeisterter Fußballfan, ließ sich das Autogramm auch noch auf die Rückseite seines Hemdes signieren.
In den „Mindeltaler Wikinger“wurde Boateng als Ehrenmitglied aufgenommen. Als Geschenk erhielt er ein Porträt seiner selbst, gefertigt von der Neuburger Künstlerin Erni Zecha. Wenig später verriet er: „Dieses Geschenk hat mich sehr beeindruckt, es bekommt zu Hause auf jeden Fall einen besonderen Platz.“Neuburg werde er in Erinnerung behalten, so Boateng.
Gewinner waren an diesen Tag auch zwei Stiftungen. Die „YouStiftung – Bildung für Kinder in Not“erhielt 750 Euro und die DKMS-Stiftung 3150 Euro von Boateng sowie 750 Euro vom Fanklub. Sie bringt Stammzellspender und Blutkrebspatienten zusammen. So wie den zehnjährigen Emin aus Krumbach, der selbst großer Bayernfan ist und trotz seiner Erkrankung nach Neuburg gekommen war. Spontan verzichtete auch die Musikkapelle auf ihre Gage und stellte den Betrag zusätzlich der DKMS zur Verfügung. „Ich habe das Gefühl, es ist alles gut gelaufen“, sagte am Ende ein erleichterter Fanklub-Vorsitzender Robert Demmel fest. Boateng war zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Rückweg – zurück zu seiner Familie.