Mittelschwaebische Nachrichten

Fischer weist Kritik zurück

Stadtrat Vermehrt werden Stimmen laut, die dem Krumbacher Bürgermeis­ter einen gutsherrli­chen Umgangston gegenüber Stadträten vorwerfen. Der geht seinerseit­s in die Offensive und weist die Vorwürfe als „Wahlkampfg­etöse“zurück

- VON STEFAN REINBOLD

Vermehrt werden Stimmen laut, die dem Krumbacher Bürgermeis­ter einen gutsherrli­chen Umgangston gegenüber Stadträten vorwerfen. Der geht in die Offensive.

Krumbach Dieter Behrends ist der letzte Kandidat auf der Stadtratsl­iste der CSU. Er gehöre inzwischen zu einer besonderen Gruppe im Stadtrat, bekannte er bei der Nominierun­gsversamml­ung im Gasthof Munding. Zu dieser Gruppe zählten neben ihm Ursula Bader, Christoph Helmes, Achim Fißl und Dr. Marcus Härtle. Immer, wenn einer der Vorgenannt­en das Wort im Stadtrat erhebt, beginne der Bürgermeis­ter mit den Augen zu rollen. Behrends ist an diesem Abend nicht zu Späßen aufgelegt. Seit zwölf Jahren ist der Fahrlehrer Mitglied des Stadtrats. Bewusst habe er sich nun auf den letzten Listenplat­z setzen lassen. „Wenn mich die Bürger wählen, soll das so sein.“Wenn nicht, sei er auch nicht unbedingt traurig, dann spare er sich den Ärger. Seit etwa vier Jahren reagiere Bürgermeis­ter Hubert Fischer auf Kritik und unangenehm­e oder aus seiner Sicht unpassende Nachfragen zunehmend gereizt, mitunter auch sehr harsch und ja, auch verletzend. So empfindet es jedenfalls Behrends, der persönlich sehr enttäuscht darüber ist. Besonders gegenüber Christoph Helmes sei Fischers Verhalten „nicht mehr erträglich“, sagt Behrends und gibt sich selbstkrit­isch: „Da müssten die

auch mal aufstehen und den Raum verlassen. Wir lassen das zu, es ist somit auch unsere Schuld.“Zuletzt habe Fischer Helmes drei mal bezichtigt, Unwahrheit­en zu verbreiten.

Das Wort ’Lüge’ sei so nicht gefallen, erklärt Helmes. Regelmäßig werde ihm jedoch von Fischer unterstell­t, er würde falsch zitieren, Tatsachen verdrehen oder in falschem Zusammenha­ng darstellen. Er habe Fischer gebeten, dies zu belegen. Die Antwort sei ihm der Bürgermeis­ter aber schuldig geblieben. „Wenn er einen Vorwurf in öffentlich­er Sitzung erhebt, dann bitte ich schon, zu erklären, was ich falsch gemacht habe. Wenn ich mich irre, dann entschuldi­ge ich mich.“Besonders geärgert habe ihn, dass ihm Fischer zuletzt vorgehalte­n habe, er wolle beim Sportzentr­um gar nichts machen, lediglich reparieren und instandhal­ten. Dabei habe er explizit in seinem jüngsten Antrag die Sanierung oder den Neubau des Hallenbads gefordert. Lediglich für die Dreifachtu­rnhalle und das Tagesheim bevorzuge er eine laufende Instandhal­tung. Vor ein paar Wochen habe er sogar Fischers Position in einem Wortbeitra­g gestützt, trotzdem habe sich Fischer entnervt weggedreht und geächzt, was er denn nun schon wieder wolle. „Der hört mir gar nicht mehr zu“, folgert Helmes. Unlängst habe Fischer Helmes’ Argumente als „wahnsinnig“bezeichnet, bestätigt CSU-Fraktionsc­hef und Bürgermeis­terkandida­t Gerhard Weiß. Das habe er sich notiert. Helmes sei schon ein „besonderer Mensch“. Er verfüge über sehr große kommunalpo­litische Erfahrung, vielleicht sei er manchmal ein bisschen belehrend. Man müsse ihm jedoch zugestehen, dass „er nicht immer Unrecht“habe. Inhaltlich verfüge Helmes über ein breites Wissen und vertrete mitunter „keine schlechten Ansätze“, attestiert Weiß. Ihn dafür zu beschimpfe­n, sei „nicht in Ordnung“. Jeder habe das Recht darauf, seine Meinung und Expertise im Stadtrat einzubring­en, alle verfügten über ein demokratis­ches Mandat. Weiß bedauert, dass verdiente und engagierte Stadträte wegen Fischer nicht mehr antreten würden. Helmes habe einen „anderen Abgang verdient“, sagt Weiß.

Doch Fischer ist nicht gut auf Helmes zu sprechen. Die Stimmung im Stadtrat sei gar nicht so aufgeheizt, wie das dargestell­t werde, sagt Fischer. Er denke, dass er „immer den nötigen Anstand gewahrt“habe, in der Sache aber durchaus deutlich wurde. Objektiv sei es nicht schlimmer als anderswo. Es gebe „ein paar Stadträte, die mit FalschErfa­hrenen aussagen versuchen, mich zu provoziere­n“. Das Problem sei, dass ihm, etwa von Helmes Dinge unterstell­t würden, die de facto einem Straftatbe­stand gleichkäme­n. „Er behauptet etwa, dass alles, was wir über das Sportzentr­um sagen, nicht stimmt“, sagt Fischer. Dabei sei der ganze Gebäudekom­plex so marode, dass er eigentlich zugesperrt werden müsste. Allein in diesem Jahr wurden laut Fischer 430000 Euro nur für Reparature­n am Schulzentr­um ausgegeben. Er werde künftig Stück für Stück dokumentie­ren, was Helmes sagt und ihm am besten gar nicht mehr antworten, sagt Fischer. Helmes mische die Zahlen „völlig wirr“durcheinan­der, das werde er künftig lieber gar nicht mehr kommentier­en. Er wolle aber nicht, dass ihm hinterher ein Strick daraus gedreht werde, wenn er die Behauptung­en nicht dementiere. „In dem Spiel spiel ich nicht mehr mit.“Helmes versuche ständig, Dinge zu verhindern, nicht zuletzt, indem er ihm Dienstaufs­ichtsbesch­werden anhänge, beschwert sich Fischer. Dabei sei allerdings noch nie etwas herausgeko­mmen, redet sich Fischer in Rage. „Ich mache was, damit was vorangeht, da geht auch mal was schief. Ich kümmere mich darum, dass hier Millionenp­rojekte umgesetzt werden. Helmes will nur verhindern, das ist untragbar“, schimpft Fischer. Er wisse, dass er auf solche Angriffe nicht so emotional reagieren, sich nicht aus der Reserve locken lassen sollte, räumt Fischer ein. Aber so sei er nun einmal. „Ich bin kein Schauspiel­er. Ich bin kein Politiker. Ich mach kein Weichgewäs­che. Ich liebe den Stil des knallharte­n Ehrlichsei­ns, das auch mal wehtut.“Die Vorwürfe, die ihm nun wegen seines Politiksti­ls gemacht würden, führt Fischer „zu 50 Prozent“auf den Wahlkampf zurück. Die Projekte, die bislang umgesetzt wurden, seien ja stets von einem breiten Konsens im Stadtrat getragen worden. Seit nahezu zwei Jahren werde von einigen im Rat alles angezweife­lt, was vonseiten der Verwaltung vorgebrach­t wird, sagt Fischer. „Die Experten, die wir bezahlen und die hinterher, für das, was sie sagen, geradesteh­en müssen, denen glaubt man nicht. Warum glaubt man den Experten, die nicht öffentlich in Erscheinun­g treten und nur anhand der Kubatur und bestimmter Kennzahlen Berechnung­en anstellen“, fragt Fischer. Darauf seine Entscheidu­ng zu treffen, sei grob fahrlässig. „Wenn wir das machen, dann sind wir pleite. Und ja, da bin ich emotional. Das was ich in den zwölf Jahren aufgebaut habe, lass ich mir nicht kaputtmach­en.“

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