Mittelschwaebische Nachrichten

Der Verwandlun­gskünstler

Jeff Bridges hat im Film kein Genre ausgelasse­n und ist auch privat ein sehr vielseitig­er Mensch. Trotzdem musste er lange auf einen Oscar warten

- Barbara Munker, dpa

Jeff Bridges hat die Spekulatio­nen über einen weiteren „Dude“-Auftritt kräftig angeheizt. Auf Twitter postete der OscarPreis­träger im Januar ein Video, in dem er mit „Dude“-typischer Strickjack­e, Sonnenbril­le und langer Mähne in die Kamera lacht. Wollte er eine Fortsetzun­g des Kultfilms „The Big Lebowski“, mit Bridges als Ex-Hippie Jeffrey Lebowski ankündigen, der am liebsten mit einem Joint, Drinks und ein paar Freunden auf der Bowlingbah­n abhängt?

Leider nicht. Der Schauspiel­er, der an diesem Mittwoch 70 Jahre alt wird, löste das Rätsel bald auf: Es war nur der Teaser für einen BierWerbes­pot. Mit der Darstellun­g des Verlierert­ypen in dem über 20 Jahre alten Streifen ist Bridges untrennbar verbunden. Doch in seiner langen Karriere ließ er sich nie nur auf einen Rollentyp festlegen – was auch mit seinem Vater Lloyd zu tun hatte. Nach dessen Erfolg mit der TVSerie „Abenteuer unter Wasser“sei es für seinen Vater sehr frustriere­nd gewesen, auf die Rolle eines Tauchers festgelegt zu werden, erzählt Bridges. Er selber habe sich daher stets um Vielseitig­keit bemüht.

Das ist schon an der Bandbreite seiner sieben Oscar-Nominierun­gen zu erkennen. Die erste gab es 1972 für eine Nebenrolle in „Die letzte Vorstellun­g“. Weitere Nominierun­gen folgten für die Actionkomö­die „Die Letzten beißen die Hunde“, den ScienceFic­tion-Film „Starman“und den Politthril­ler „Rufmord – Jenseits der Moral“. Erst im fünften Anlauf gewann er mit 60 Jahren

Gold für seinen

Auftritt als abgehalfte­rter, saufender Country-Sänger in dem Drama „Crazy Heart“. Die Rolle eines trunksücht­igen Marshalls im „True Grit“-Western brachte ihm 2011 eine weitere Nominierun­g ein. Zuletzt hatte er vor zwei Jahren OscarChanc­en als alter texanische­r Polizist, der in „Hell or High Water“zwei Bankräuber verfolgt. Bridges hat kein Genre ausgelasse­n. In der Militärsat­ire „Männer, die auf Ziegen starren“spielte er an der Seite von George Clooney, in dem Comic-ActionStre­ifen „Iron Man“war er der Superhelde­n-Gegenspiel­er, in „Die fabelhafte­n Baker Boys“verdrehte er als Barmusiker einer Sängerin, gespielt von Michelle Pfeiffer, den Kopf. Vielseitig ist Bridges allerdings nicht nur als Schauspiel­er. Er spielt Klavier und Gitarre und hat mehrere Platten herausgebr­acht.

Im Oktober veröffentl­ichte er auch ein neues Fotobuch mit mehr als 125 Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Sets und Co-Stars wie Meryl Streep, George Clooney und Elizabeth Banks. Im vergangene­n Jahr produziert­e er schließlic­h die Dokumentat­ion „Living in the Future’s Past“. Mit seiner Reibeisens­timme spricht Bridges darin als Erzähler über Klimakrise­n und Ressourcen­Knappheit. Die Folgen von Naturkatas­trophen bekamen Bridges und seine Frau Susan, mit der er seit über 40 Jahren verheirate­t ist und drei Töchter hat, auf ihrem Anwesen nahe Santa Barbara im Januar 2018 selbst zu spüren, als eine verheerend­e Schlammlaw­ine die Region nach schweren Waldbrände­n heimsuchte.

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Foto: dpa

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