Mittelschwaebische Nachrichten
Der Verwandlungskünstler
Jeff Bridges hat im Film kein Genre ausgelassen und ist auch privat ein sehr vielseitiger Mensch. Trotzdem musste er lange auf einen Oscar warten
Jeff Bridges hat die Spekulationen über einen weiteren „Dude“-Auftritt kräftig angeheizt. Auf Twitter postete der OscarPreisträger im Januar ein Video, in dem er mit „Dude“-typischer Strickjacke, Sonnenbrille und langer Mähne in die Kamera lacht. Wollte er eine Fortsetzung des Kultfilms „The Big Lebowski“, mit Bridges als Ex-Hippie Jeffrey Lebowski ankündigen, der am liebsten mit einem Joint, Drinks und ein paar Freunden auf der Bowlingbahn abhängt?
Leider nicht. Der Schauspieler, der an diesem Mittwoch 70 Jahre alt wird, löste das Rätsel bald auf: Es war nur der Teaser für einen BierWerbespot. Mit der Darstellung des Verlierertypen in dem über 20 Jahre alten Streifen ist Bridges untrennbar verbunden. Doch in seiner langen Karriere ließ er sich nie nur auf einen Rollentyp festlegen – was auch mit seinem Vater Lloyd zu tun hatte. Nach dessen Erfolg mit der TVSerie „Abenteuer unter Wasser“sei es für seinen Vater sehr frustrierend gewesen, auf die Rolle eines Tauchers festgelegt zu werden, erzählt Bridges. Er selber habe sich daher stets um Vielseitigkeit bemüht.
Das ist schon an der Bandbreite seiner sieben Oscar-Nominierungen zu erkennen. Die erste gab es 1972 für eine Nebenrolle in „Die letzte Vorstellung“. Weitere Nominierungen folgten für die Actionkomödie „Die Letzten beißen die Hunde“, den ScienceFiction-Film „Starman“und den Politthriller „Rufmord – Jenseits der Moral“. Erst im fünften Anlauf gewann er mit 60 Jahren
Gold für seinen
Auftritt als abgehalfterter, saufender Country-Sänger in dem Drama „Crazy Heart“. Die Rolle eines trunksüchtigen Marshalls im „True Grit“-Western brachte ihm 2011 eine weitere Nominierung ein. Zuletzt hatte er vor zwei Jahren OscarChancen als alter texanischer Polizist, der in „Hell or High Water“zwei Bankräuber verfolgt. Bridges hat kein Genre ausgelassen. In der Militärsatire „Männer, die auf Ziegen starren“spielte er an der Seite von George Clooney, in dem Comic-ActionStreifen „Iron Man“war er der Superhelden-Gegenspieler, in „Die fabelhaften Baker Boys“verdrehte er als Barmusiker einer Sängerin, gespielt von Michelle Pfeiffer, den Kopf. Vielseitig ist Bridges allerdings nicht nur als Schauspieler. Er spielt Klavier und Gitarre und hat mehrere Platten herausgebracht.
Im Oktober veröffentlichte er auch ein neues Fotobuch mit mehr als 125 Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Sets und Co-Stars wie Meryl Streep, George Clooney und Elizabeth Banks. Im vergangenen Jahr produzierte er schließlich die Dokumentation „Living in the Future’s Past“. Mit seiner Reibeisenstimme spricht Bridges darin als Erzähler über Klimakrisen und RessourcenKnappheit. Die Folgen von Naturkatastrophen bekamen Bridges und seine Frau Susan, mit der er seit über 40 Jahren verheiratet ist und drei Töchter hat, auf ihrem Anwesen nahe Santa Barbara im Januar 2018 selbst zu spüren, als eine verheerende Schlammlawine die Region nach schweren Waldbränden heimsuchte.