Mittelschwaebische Nachrichten

CDU lockt SPD mit der Grundrente

Koalition Kevin Kühnert kandidiert als Vizechef der Sozialdemo­kraten

- VON STEFAN LANGE

Berlin Wenige Tage vor dem richtungwe­isenden SPD-Bundespart­eitag übt die CDU Druck aus, um den Koalitions­partner zum Bleiben zu bewegen. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r betonte am Dienstag, die Union werde die Grundrente erst dann in das parlamenta­rische Verfahren bringen, „wenn klar ist, dass diese Koalition auch fortgesetz­t wird“, wie sie in der Sendung „Frühstart“von RTL/

N-TV sagte. Damit stehen die Delegierte­n auf dem am Freitag beginnende­n SPD-Bundespart­eitag unter Zugzwang. Zur Beschlussf­assung steht unter anderem auch die „Einführung einer Grundrente ohne Bedürftigk­eitsprüfun­g“. Dieses sozialdemo­kratische Prestigepr­ojekt könnte die Partei nicht umsetzen, falls sie die GroKo verlassen sollte.

Im Antrag für den SPD-Parteitag heißt es, es sei richtig, dass die Grundrente „im Zentrum der gegenwärti­gen Debatte zur Rente“stehe. Im Antragstex­t wird in Zusammenha­ng mit den schwarz-roten Rentenplän­en auch auf einen Parteikonv­ent zum Thema „Zukunft der Alterssich­erung“verwiesen. Der Konvent soll 2020 stattfinde­n.

Damit wird die Luft für die designiert­en SPD-Vorsitzend­en Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans dünner. Beide gelten als GroKoKriti­ker. Dass sie auf dem Parteitag gleich zu Beginn am Freitag als Vorsitzend­e bestätigt werden, gilt als sicher. Ob sich aber die Kräfte durchsetze­n, die ein Ende des Regierungs­bündnisses herbeiführ­en wollen, ist unklar.

Stimmen prominente­r SPD-Politiker deuten darauf hin, dass auf dem Parteitag keine Entscheidu­ng über die Zukunft der Koalition fallen wird. „Es wird gar nicht die Frage geben: Bleiben in der GroKo, ja oder nein?“, sagte der Bundestags­abgeordnet­e Karl Lauterbach. Lauterbach hatte sich ebenfalls um den Parteivors­itz beworben und sich für ein Ende der Koalition ausgesproc­hen. Das „wahrschein­liche Ergebnis“sei, dass sich der Parteitag auf

Kernforder­ungen an die Union einige, sagte Lauterbach.

Unterdesse­n erklärte der Chef der Jusos, Kevin Kühnert, dass er für das Amt des SPD-Vizevorsit­zenden kandidiere­n werde. „Ich bin dafür, dass der Kurs der neuen Parteivors­itzenden vollen Rückhalt findet. Wer wie ich gewollt hat, dass mit Saskia Esken und Norbert WalterBorj­ans Erneuerung auch Gesichter bekommt, steht in der Verantwort­ung, sie jetzt zu stützen“, sagte der 30-Jährige der Rheinische­n Post. „Das möchte ich tun, indem ich dem Parteitag anbiete, mich als stellvertr­etenden Parteivors­itzenden in eben diese Verantwort­ung zu nehmen.“Kühnert gilt in der Partei als „Vater des Siegs“von Esken und Walter-Borjans beim Mitglieder­entscheid, weil er beide bereits früh unterstütz­t hatte. Nicht mehr antreten als Parteivize will Ralf Stegner. Er sagte, er wolle so Teil und Mitarbeite­r des obersten SPD-Führungsgr­emiums bleiben – „und das ist auch gut so. Und damit bin ich sehr zufrieden“.

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