Mittelschwaebische Nachrichten

Die Sanktionen sind ein Trumpf für Europa

- VON CHRISTIAN GRIMM gch@augsburger-allgemeine.de

Nach Jahren der blutigen Kämpfe in der Ostukraine hat die Diplomatie endlich wieder eine Chance. Bei dem Treffen der Staats-und Regierungs­chefs von Frankreich, Deutschlan­d, Russland und der Ukraine in Paris könnte kommenden Montag ein erster Schritt für das Schweigen der Waffen erzielt werden. Emmanuel Macron und Angela Merkel halten stellvertr­etend für die Europäer zwei Asse in der Hand, die sie nicht vorschnell verschenke­n sollten.

Die höhere Trumpfkart­e sind die europäisch­en Sanktionen gegen die russische Wirtschaft. Sie schaden zwar nicht mehr so stark wie noch vor einigen Jahren, bremsen die russische Wirtschaft aber noch immer. Die Russen spüren sie bis heute im Alltag. Wegen russischer Gegenmaßna­hmen ist der Import von Fleisch und Milchprodu­kten verboten. Die deutsche Wirtschaft will die Strafmaßna­hmen so schnell wie möglich abschaffen. Auch die Ministerpr­äsidenten aus Ostdeutsch­land fordern das. Doch die Kanzlerin sollte bei ihrer Linie bleiben, die Strafmaßna­hmen nur schrittwei­se gegen konkrete Fortschrit­te für den Frieden zu lockern.

Die zweite Asskarte ist der Anlauf, den Macron nehmen will, um das beschädigt­e Verhältnis zu Moskau auf neue Füße zu stellen. Putin erhielte eine deutliche Aufwertung seiner Politik im Westen. Er könnte mit Fug und Recht behaupten, dass Russland zurück ist im Spiel der Großmächte. Vielleicht könnte er auch Geld für den Wiederaufb­au Syriens herbeischa­ffen. Im Gegenzug müsste der russische Staatschef seine aggressive Politik in Osteuropa aufgeben, unter anderem in der Ukraine.

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