Mittelschwaebische Nachrichten

Die Autos werden wieder etwas bunter

Trend Weiß, Grau, Schwarz – die meisten Autos tragen „technische“Farben. Ein bisschen Auffrischu­ng ist aber in Sicht

- Fabian Hoberg, dpa

Kleinwagen in Pink fällt sofort auf, die große, schwarz lackierte Limousine geht im dichten Verkehr eher unter. In Deutschlan­d sind rund 75 Prozent der neuen Autos weiß, schwarz oder grau lackiert. Das zeigen Zahlen des Kraftfahrt­Bundesamte­s. Warum sehen die Fahrzeuge nur so trist aus?

Paolo Tumminelli, Professor an der Köln Internatio­nal School of Design, macht zunächst auf den Unterschie­d zwischen einem Farbtrend und dem tatsächlic­hen Autobestan­d aufmerksam. „Nach wie vor verkaufen sich Schwarz- und Grautöne am besten. Doch auch Erd- und Sandtöne liegen als Metallic-Lacke voll im Trend“, sagt Tumminelli.

Unter den unbunten Tönen war vor allem Weiß in den vergangene­n mehr als zehn Jahren auf dem Vormarsch. Es ist hierzuland­e inzwischen die drittbelie­bteste Autolackie­rung.

Nicht immer haben zurückhalt­ende Farben auf den Straßen dominiert. Bis in die 1970er Jahre waren viele Autos farbig lackiert, in Orange oder Grün etwa. „Heute dominieren eher technische Farben wie Grau, Grün ist eher selten geworden“, sagt Tumminelli.

Es gebe aber auch Autoherste­ller, die bewusst eine auffällige Farbe förderten, ergänzt er. Klar, Ferrari produziert seit Jahrzehnte­n sein knalliges Rot. Mazda präsentier­t seine neuen Modelle seit ein paar Jahren in Magmarot. Mittlerwei­le bestellt ein Großteil der Kunden einen Mazda in dieser Farbe. Bei der Mercedes A-Klasse wählen die meisten Kunden unter den elf Farhingege­n Polarweiß, bei der S-Klasse dominiert Obsidiansc­hwarz.

In den nächsten Jahren sieht Tumminelli helle Metallic-Lacke auf den Autos im Kommen, eine Mischung zwischen Silber und Azzurro-Blau. „Die Farbe spiegelt den Trend zur Elektromob­ilität wider, weil es eine technische Farbe ist“, sagt er. Dazu bleiben die Töne Grau und Schwarz weiter beliebt.

Autokäufer, die etwas Besonderes ausdrücken möchten, wählen vielleicht buntere Töne. Doch die meisten Kunden kaufen weiter konservati­v. „Das Auto bleibt eine ernsthafte Investitio­n. Kunden orientieDe­r ren sich am öffentlich­en Bild: Was auf der Straße gesehen oder in der Werbung gepusht wird, wird auch gern gekauft.“

Mark Gutjahr, Chefdesign­er beim Münsterane­r Lackherste­ller BASF Coatings, spürt die Autolacktö­ne der Zukunft auf. BASF zählt in Europa zu den Marktführe­rn und beliefert fast alle Hersteller.

Jeder Autoherste­ller habe seine eigenen Farben, rund 700 unterschie­dliche Farbtöne seien derzeit in Europa auf dem Markt, erklärt Gutjahr. Er sieht aktuell die Farben Blau und Grau im Trend. Unter den Farben, die in Europa angeboten werden, gebe es allein 135 verschiebe­n dene Blautöne. Das sei zuletzt stark gewachsen.

Grün sei dagegen eher eine selten bestellte Farbe, obwohl es viele Töne gebe. Modern sei nicht mehr ein aggressive­s Limonengrü­n, sondern eher ein eleganter Grünton wie Smaragdgrü­n, so Gutjahr.

Grau existiere heute in viel mehr Schattieru­ngen – von Unigrau bis Anthrazit. Die Vielfalt sei hier besonders groß, so der Designer.

Neben Blau und Grau sieht Mark Gutjahr auch Beige und Gold im Kommen. „Das kann sehr elegant aussehen, wenn der Ton zwischen Grau und Beige changiert“, sagt er. Vor allem wärmere Farben werden seiner Meinung nach in den nächsten Jahren zunehmen. Er erklärt: „Das geht aus der gesellscha­ftlichen Situation hervor. Viele Menschen sehnen sich in einer als kälter empfundene­n Welt nach einer wärmeren Ästhetik.“

Auch der Graubereic­h werde durch Rot-, statt Grünstiche zukünftig wärmer sein. „Silber nimmt dagegen ab. Das steht für eine veraltete Technologi­e wie noch in den 2000er Jahren“, sagt Gutjahr. „Das will keiner mehr haben.“Lag der Silberante­il bei Lacken vor 15 Jahren noch bei gut 30 Prozent, liegt er heute nur noch bei 10 Prozent.

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Foto: Jan Woitas, dpa Im Trend: Blau gilt als sportlich und fortschrit­tlich gleicherma­ßen und ist aktuell eine der beliebtere­n Autofarben.
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Foto: I. Fassbender, dpa Wem der Mut zu buntem Lack fehlt, kann eine farbige Folie auf seinen Wagen kleben lassen – die lässt sich abziehen, wenn sie nicht mehr gefällt.

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