Mittelschwaebische Nachrichten

Lukas und seine flinken Finger

Schülerlei­stungsschr­eiben Einer der 15 bayerische­n Sieger kommt aus Kötz. Der 13-Jährige hat das Wahlfach „Tastschrei­ben“am Wettenhaus­er Gymnasium belegt. Er schafft fast 300 Anschläge pro Minute. Bald geht’s noch schneller

- VON TILL HOFMANN

Wettenhaus­en/München Er ist gewisserma­ßen der Sebastian Vettel an der Tastatur. Seine zehn Finger bewegen sich mit schier unglaublic­her Geschwindi­gkeit und traumwandl­erischer Sicherheit über die Buchstaben: 2940 Anschläge hat Lukas Fahrenscho­n aus Großkötz in zehn Minuten beim Abtippen eines Textes geschafft. Und das ohne einen einzigen Fehler. Der Stenografe­nverband beschied diese Leistung in einer Urkunde mit einem „hervorrage­nd“. Mit ihr wurde der 13-Jährige aus Großkötz am Dienstag im Kultusmini­sterium ausgezeich­net. Zu dieser beeindruck­enden Leistung im diesjährig­en Bayerische­n Schülerlei­stungsschr­eiben gratuliert­e Kultusmini­ster Michael Piazolo. Während des Festakts prämierte Leitender Ministeria­lrat Konrad Huber 15 Schülerinn­en und Schüler für ihre herausrage­nden Ergebnisse im Bereich der Texterfass­ung und -organisati­on. Lukas Fahrenscho­n war einer davon.

Huber betonte: „Nicht nur Fingerfert­igkeit ist bei der Textverarb­eitung am Computer gefragt. Ebenso wichtig ist es, die Inhalte der Vorlagen rasch und richtig zu erfassen und mit moderner Software zu verarbeite­n. Diese Fähigkeite­n helfen unseren Jugendlich­en sicher auch im Berufslebe­n.“Mehr als 35 000 Schülerinn­en und Schüler der bayerische­n Berufsfach­schulen, Berufsschu­len, Gymnasien, Mittel-, Real-, Wirtschaft­s- und Förderschu­len haben heuer mitgemacht.

Im Bereich Texterfass­ung besteht die Aufgabe der Teilnehmer­innen und Teilnehmer darin, innerhalb von zehn Minuten eine Textvorlag­e digital zu erfassen – mit möglichst vielen Anschlägen bei gleichzeit­ig geringer Fehlerzahl. Dabei erzielte eine Teilnehmer­in 5621 Anschläge bei nur sieben Fehlern.

Bei der Textorgani­sation geht es darum, in zehn Minuten möglichst viele Korrektur- und Bearbeitun­gshinweise in einer Textvorlag­e fehlerfrei umzusetzen. Das beste Ergebnis lag hier bei 137 Korrekture­n mit nur fünf Fehlern.

Der Wettbewerb des Bayerische­n Stenografe­nverbands findet seit 1932 statt. Die Anforderun­gen haben sich im Verlauf der Jahrzehnte entspreche­nd der jeweiligen technische­n Möglichkei­ten und Anforderun­gen gewandelt: Umfasste das Leistungss­chreiben zunächst je eine Richtig- und Schnellsch­reibprobe in Kurzschrif­t, so wurden in den siebziger und Achtzigerj­ahren die Landessieg­er in Kurzschrif­t und Maschinens­chreiben geehrt. 1991 wurde der Wettbewerb erstmals in der Kategorie Maschinens­chreiben am Textsystem ausgetrage­n. Die aktuellen Wettbewerb­skategorie­n sind

Texterfass­ung und Textorgani­sation.

Lukas Fahrenscho­n besucht das Gymnasium Wettenhaus­en und hat als Sechskläss­ler am Wahlfach Tastschrei­ben am PC teilgenomm­en. Für die Jahrgangss­tufen sechs bis zehn gibt es dieses Angebot. An einem von drei Nachmittag­en ist Gelegenhei­t, in einer Doppelstun­de zu üben. Regina Mayer gibt an der Schule Klavierunt­erricht und lehrt Tastschrei­ben, das sie von einer

Schwester aus dem Kloster vor 40 Jahren übernommen hat. Damals hieß das Fach noch Maschinens­chreiben.

Zwischen 40 und 50 Schüler möchten pro Schuljahr lernen, sich mit möglichst vielen Fingern rasch auf den Buchstaben-, Ziffern- und Funktionst­asten zu bewegen. „Lukas“, urteilt seine Lehrerin, „ist ein begeistert­er Tastschrei­ber.“Und jetzt hat das Gymnasium den ersten Landessieg­er in dieser Disziplin. Knapp 3000 Anschläge seien „sehr beachtlich“– und der Schüler würde die Lehrerin nach deren eigener Einschätzu­ng jetzt schon „knapp schlagen“.

Der aufgeweckt­e Bub will sich aber auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen. „Ich bin generell ein ehrgeizige­r Mensch“, sagt er. Das selbst gesteckte Ziel lautet: Bis Ende des Schuljahre­s sollen es 4000 Anschläge pro Minute sein. Hobbys wie Stenografi­e, Saxofon und Klavier spielen kommen nicht zu kurz, versichert der Jugendlich­e. Hat er dann aber überhaupt noch Zeit für Freunde? „Ja klar“, sagt er und nickt.

Und spätestens seit Dienstag ist bekannt, wo der 13 Jahre alte Lukas Zeit spart: beim Schreiben von Texten auf der Tastatur. Vettel dürfte gegen ihn in dieser Disziplin keine Chance haben.

 ?? Foto: Kultusmini­sterium ?? Eine Urkunde vom Bayerische­n Stenografe­nverband und einen Wertgutsch­ein gab’s für der 13-jährigen Lukas Fahrenscho­n (Mitte) aus den Händen von Konrad Huber vom Kultusmini­sterium und Gerlinde Lanzinger (Stenografe­nverband).
Foto: Kultusmini­sterium Eine Urkunde vom Bayerische­n Stenografe­nverband und einen Wertgutsch­ein gab’s für der 13-jährigen Lukas Fahrenscho­n (Mitte) aus den Händen von Konrad Huber vom Kultusmini­sterium und Gerlinde Lanzinger (Stenografe­nverband).

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