Mittelschwaebische Nachrichten
Die SPD ist ihr Leben
Trotz der Niederlage bei der Stichwahl macht Klara Geywitz weiter. Die Brandenburgerin will am Freitag Parteivize werden
Sie hat gekämpft, sie hat in 23 Regionalkonferenzen mit Olaf Scholz um Stimmen bei den SPD-Mitgliedern geworben – und am Ende hat es doch nicht für den Doppelvorsitz gereicht. Aber Klara Geywitz ist deswegen noch nicht fertig mit ihrer Partei. Auf dem SPD-Bundesparteitag stellt sie sich als Kandidatin für einen Posten als Vizevorsitzende zur Wahl.
Warum sie sich das nach der Niederlage antut? „Am Samstag war ich zunächst einmal sehr geknickt und hatte eigentlich auch vor, dieses Jahr nicht weiter zu kandidieren“, sagt Geywitz im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber dann seien die ostdeutschen Landesverbände gekommen „und haben gesagt, dass sie es wichtig finden, wenn jemand aus Ostdeutschland in der SPD-Spitze vertreten ist“. Außerdem seien Scholz und sie von fast 100 000 SPDMitgliedern
gewählt worden. „Ich denke, es wäre eine gute Brücke zu diesen Mitgliedern, wenn einer von uns auch weiter in der Parteispitze dabei ist.“Drei Vizevorsitzende will die SPD in Zukunft haben. Die 43-jährige Potsdamerin soll den Osten repräsentieren. Diesen Job hatte bis zu ihrer Krebserkrankung Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig inne. Die hat Geywitz auch empfohlen.
Überraschend hat JusoChef Kevin Kühnert seinen Hut auch in den Ring geworfen. Andere Kandidaten könnten folgen. Ob das ihre Chancen schmälert? „Das ist reine Spekulation“, sagt die Mutter dreier
Kinder, die mit einem früheren Redenschreiber
von Frank-Walter Steinmeier verheiratet ist. Sie freue sich, dass die designierten Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ihre Kandidatur unterstützen. „Darüber hinaus ist es immer ein Wettbewerb, wenn man antritt und sich zur Wahl stellt.“Mit dem politischen Wettbewerb hat Geywitz reichlich Erfahrung. 1994 trat sie in die SPD ein. Ein Jahr später machte sie Abitur und studierte anschließend Politikwissenschaften an der Uni Potsdam. Gleich danach wechselte sie von der Theorie in die bezahlte Praxis und wurde 2002 Referentin beim SPD-Landesverband Brandenburg. An diesen Job schloss sich nach zwei Jahren nahtlos die Parteikarriere an.
Geywitz wurde 2004 in den Brandenburger Landtag gewählt. Dem gehörte sie drei Legislaturperioden an und war unter anderem Vorsitzende des Ausschusses für Inneres und Kommunales. Parallel dazu wurde sie 2008 zur stellvertretenden Vorsitzenden der Landes-SPD gewählt. Fünf Jahre später avancierte sie zur Generalsekretärin.
In den SPD-Parteivorstand zog sie 2017 ein. Jetzt will sie noch eine Stufe höher und Vizevorsitzende werden. „Da kann man auch verlieren, das muss einem klar sein“, sagt sie mit Blick auf den Wahlgang, der am Freitag ansteht. Am Ende, sagt Geywitz, sei für sie wichtig, „dass die Partei zur Ruhe kommt und wieder zu alter Form aufläuft“. Auf die Frage, wie sie ihre Chancen einschätzt, muss sie lachen. „Sagen wir es mal so: Ich hoffe auf ein versöhnliches Jahresende.“Stefan Lange